Hier sammle ich Kurioses zum Thema Meningeom
Stuttgarter Zeitung vom 12.8.03:
QuelleForscher: Es war ein Tumor, kein Mord Hypothesen über das Leben und Sterben des Steinheimer Steinzeitmädchens widerlegt?
STEINHEIM/TÜBINGEN. Die älteste Kriminalgeschichte auf Steinheimer Boden ist vermutlich nur eine Krankengeschichte. Wie Tübinger Forscher herausgefunden haben, ist der berühmte Homo sapiens steinheimensis nicht erschlagen worden, sondern er starb an einem Schädeltumor.
Von Eberhard WeinHätte man schon vor der vorletzten Eiszeit über das gleiche medizinische Können verfügt wie heute, dann wäre der berühmte Mensch von Steinheim (Kreis Ludwigsburg) natürlich trotzdem längst gestorben. Ein paar Jahre länger hätte er aber wohl gelebt. Da ist sich der Anthropologe Alfred Czarnetzki ganz sicher. Zusammen mit dem Humangenetiker Carsten M. Pusch und dem Physiker Erwin Schwaderer hat Czarnetzki herausgefunden, dass der als Steinheimer Mädle bekannte Urzeitmensch an einem so genannten Meningeom litt. Das ist ein gutartiger Schädeltumor, der heute mit einer Operation entfernt werden kann.
"Das Meningeom drückte auf das Gehirn. Vermutlich litt der Steinheim-Mensch ständig unter starken Kopfschmerzen", sagt Czarnetzki. Der Tumor habe, davon ist das Wissenschaftlerteam von der Universität Tübingen überzeugt, zu einer halbseitigen Lähmung, möglicherweise zu epileptischen Anfällen und schließlich zum Tod geführt. "Der Befund ist ganz eindeutig", sagt Czarnetzki.
Die neuen Erkenntnisse sind das Ergebnis einer Computertomografie im Katharinenhospital, bei dem der rund 365 000 Jahre alte Menschenschädel mit modernsten Methoden untersucht wurde. Dabei gelang es laut Czarnetzki, die Größe des Meningeoms auszumessen. Es erreicht demnach dieselbe Größe wie die meisten heute diagnostizierten Tumore. Jedoch ist das Großhirn des Steinheimers mit 1100 Millilitern etwas kleiner als das heutiger Menschen.
Die These des Stuttgarter Professors Karl-Dietrich Adam weist das Tübinger Forscherteam zurück. Adam glaubt, dass der vor 70 Jahren in einer Steinheimer Kiesgrube gefundene Schädel einer etwa 25-jährigen Frau gehörte, die als Schamanin erschlagen wurde. Nach ihrem Tod sei ihr Schädel gewaltsam geöffnet worden. Für Czarnetzki stammt der Schädel von einem Mann. Bei den Beschädigungen handele es sich um natürliche Brüche, die erst bei der Jahrtausende währenden Lagerung entstanden.
-----
Und noch ein Artikel dazu:
Schädeltumor bei Frühmenschen entdecktWissenschaftler der Universität Tübingen haben bei einem Frühmenschen, der vor etwa 365.000 Jahren gelebt hat, erstmals Hinweise auf einen Kopftumor gefunden. Bisher war der Tumor lediglich bei einem der frühesten Vertreter des Homo sapiens sapiens bekannt, berichten die Experten in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazin TheLancet. Wissenschaftler des Instituts für Anthropologie und Humangenetik und der Abteilung für Radiologische Diagnostik der Eberhard Karls Universität Tübingen konnten zum ersten Mal nachweisen, dass das Meningeom, ein Schädeltumor, bereits bei dem frühesten Vorläufer des modernen Menschen, dem Homo sapiens steinheimensis ausgebildet war. Die Forscher haben bei einem gut erhaltenen fossilen Schädel, der in Baden-Württemberg gefunden wurde, einen Hirntumor entdeckt. "Das daran gefundene Meningeom erreichte eine ähnliche Größe wie die meisten heute diagnostizierten Tumoren. Da das Großhirn des Steinheimers mit 1.100 Kubikzentimetern etwas kleiner als das heutiger Menschen war, und die Lebensumstände schwieriger waren, hatte der urzeitliche Patient wahrscheinlich unter ständigen Kopfschmerzen und Halbseitenlähmung gelitten", so Forschungsleiter Alfred Czarnetzki vom Institut für Anthropologie und Humangenetik. Die Wissenschaftler vermuten, dass der Patient letztendlich am Tumor verstorben ist. Etwa zwei bis neun von 100.000 Menschen leiden heute an einem Meningeom. Meist entsteht der Tumor altersbedingt. Da die Populationsgröße der Jäger und Sammler in der Eiszeit aber bei nur etwa 10.000 lag, komme es sehr selten vor, dass ein fossiles Meningeom gefunden werde.