Sonstiges zum Thema Hirntumor > Kummerecke

Persönlichkeits Veränderung / Vorstellung Paul2402 (Angehöriger)

(1/1)

Paul2402:
Hallo zusammen!
Ich 25, brauche einfach mal Hilfe... Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Meine Freundin 25, hat im Herbst 2017 die Diagnose bösartiger Hirntumor erhalten, dieser befindet sich auf der linken Gehirn Hälfte. Ihre Lebenserwartung lag bei etwas mehr als einem Jahr. Als der Tumor wuchs, fingen bei ihr schon die persönlichkeits Veränderungen an. Sie empfand immer weniger Liebe, egal bei welchem Menschen in ihrem Umfeld. Sie war oft aggressiv. Als sie mir von der Diagnose erzählt hat, habe ich ihr geschworen, dass ich den Weg gemeinsam mit ihr zusammen gehe! Egal was passiert ich werde zu ihr halten. Ich werde auch alles mögliche tun damit es ihr gut geht.
Sie wollte anfangs dass ich Schluss mache, aber sie ist die Liebe meines Lebens und ich konnte mir vorstellen mein ganzes Leben mit ihr zu verbringen!
Als es ihr körperlich schlechter ging, ist sie zu mir gezogen. Ich habe alles mögliche für sie getan, und ich habe mehrmals gemerkt wie gut es ihr tut.
Nach einigen Monaten, hat sie eine weitere Diagnose erhalten und zwar.. MS. Diese Diagnose musste sie erstmal verkraften..
Einige Monate später hatte sie ihre regelmäßig Kontroll Untersuchung und dabei hat sich herausgestellt, dass der Tumor zurück gegangen ist. Was für uns beide natürlich eine außerordentlich wunderbare Nachricht war! Der Arzt konnte es selber nicht glauben und hat gemeint dass eventuell die Krankheit MS was damit zutun habe.
Diese Nachricht hat uns beide etwas aufatmen lassen.
Der Tumor ist jetzt so klein dass er per operativen Eingriff entfernt werden könne. Dies meinen die Spezialisten in München. Dort hat sie sich schon vorgestellt, der Arzt war relativ zuversichtlich was die OP angeht.
Nun ist sie an einem Punkt angelangt, wo sie versucht ihre Krankheiten zu verdrängen und sie den Tumor auch nicht mehr operativ entfernen lassen möchte...
Anfang diesen Jahres hat sie unsere Beziehung beendet. Sie hat als Grund genannt dass sie keine Gefühle mehr aufbringen kann, keine Nähe zulassen kann und nur noch Stimmungsschwankungen hat. Und sie nicht weiß wie ihr weiterer Weg aussieht und sie mich schützen möchte.
Ich habe ihr mehrmals gesagt dass Ich weiterhin für sie da bin und alles mögliche für sie tun würde.
Dazu kommt auch dass sie privat einige Schicksalsschläge erlitten hat.
Im Moment weiß ich nicht mehr weiter, weil diese schwere Zeit uns so eng zusammen gebracht hat und ich sie immer noch liebe. Ich kann mir mit ihr eine Zukunft vorstellen, aber sie hat im Moment leider keine Gefühle und liebt mich nicht mehr.

Ich würde mich freuen wenn es Menschen gibt mit denen ich mich darüber austauschen könnte.

Lg Paul

KaSy:
Hallo, Paul2402,
Deine Freundin ist so jung, sie hat es nicht verdient, dass das Schicksal erst einen tödlichen Hirntumor, dann MS und dann die unverhoffte Verkleinerung des Tumors für sie bereithält.
Nur ein Jahr sollte sie noch leben.
Aber sie wollte und will lieben, lernen, lachen Kinder bekommen.
So viele Träume sind zerplatzt und doch wieder aufgetaucht.

Du bist da.
Du teilst ihr Schicksal.
Du tust alles für sie.
Du willst, dass sie Glücksmomente hat.
Du spürst, dass Du ihr gut tust.

Es ist völlig verständlich, dass sie bei diesem gesundheitlichen Auf-und-Ab sich ihrer Gefühle nicht mehr sicher ist. Das hat mit der Operation zu tun, aber nicht nur.

Sie sagt, sie will Dich schützen.
Das will sie wirklich.

Sie sagt, sie liebt Dich nicht mehr.
Das glaube ich nicht.

Sie will Dich vor ihrem Leiden schützen, davor, dass Du Dein Leben, in dem auch Du leben, lieben, lachen, eine Familie gründen möchtest, für sie aufgibst. Das ist ihr sehr bewusst und es ist ihr sehr wichtig, dass sie sich nicht schuldig fühlen muss, weil sie Dir Dein Leben "versaut".

Das denkt und sagt sie, weil Du ihr wichtig bist, weil sie Dich eigentlich doch liebt.

Innerlich freut sie sich, dass es Dich gibt, dass Du für sie da bist.

Vielleicht ist es ihr manchmal zu viel, was Du für sie alles tust.
Vielleicht fühlt sie sich manchmal erdrückt von Deiner Fürsorge.
Vielleicht tauchen bei ihr immer mal wieder Gedanken auf, dass Du es aus Pflichtgefühl tust.
Ist es Liebe?
Von Dir, von ihr.
Oder Mitleid?
Das wäre das Schlimmste für sie.



Ich habe einen Betroffenen kennengelernt, der Vater eines Babys war, als er die Diagnose erhielt. Er verließ die Mutter des kleinen Jungen, um ihr nicht zur Last zu fallen.
Der Kontakt zu ihr und seinem Sohn ist stets eng geblieben. Sie haben einander besucht, der Junge hat die Ferien auch bei ihm verbracht. Das ist jetzt wohl 17 Jahre her. Auch die Mutti des Jungen suchte keinen anderen Partner.


Diese Situation gleicht der Deinen.

Vielleicht ziehst Du Dich ein wenig zurück, aber sei für sie da. Sie braucht Dich, kann es Dir aber nicht sagen. Du tust ihr gut, aber sie kann sich das nicht eingestehen. Es ist gut, wenn Du Dich ab und zu blicken lässt, weil Du sie wirklich liebst. Sei einfach ganz normal, als Mann, als Freund mit der Schulter zum Anlehnen ...
Frag nicht, wie es ihr geht, Du weißt es ja.
Wenn sie Dir ihren Kummer anvertrauen möchte, dann höre zu, lass sie erzählen, weinen. Das hilft ihr. Du musst nicht antworten.

Lass sie weder Mitleid spüren noch ihre Krankheit. Nur Deine Liebe.
Wenn sie Dich braucht, kannst Du die Person sein, die sie als Helfer möchte. Es ist aber oft einfacher, sich von Fremden helfen oder sich pflegen zu lassen.

Ich hoffe, Dir helfen meine Worte.

Ich selbst hatte/habe Hirntumore, ich lebe seit sehr langem damit. Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich mit meinen Einschränkungen akzeptiert werde, wenn ich etwas leisten darf - so viel ich kann. Die Frage "Wie geht's?" kann ich nicht ehrlich beantworten, "Gut." sage ich dann. Aber meine Leute wissen alles.

Ich wünsche Dir, dass Du einen guten Weg findest, dass Ihr beide einen guten Weg miteinander findet.
KaSy

Navigation

[0] Themen-Index

Zur normalen Ansicht wechseln