Liebe Pippi,
ich kann sehr gut verstehen, dass Deinen Mann und Dich diese Diagnose völlig aus der Bahn wirft.
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So schrecklich der Befund klingt, er ist kein Todesurteil und die Therapie wird mit guter Wahrscheinlichkeit erfolgreich sein, so dass er nach einigen Monaten wieder gut drauf sein wird.
Es ist sehr gut, dass Dein Mann sportlich aktiv ist, er möge es weiterhin sein, denn dadurch ist er für die Therapie und die anschließende Wiederherstellung gut vorbereitet.
Da Dein Mann bereits Symptome hat, wird der Neurochirurg sicherlich eine Operation vorschlagen. Eine Operation am Gehirn stellt man sich schrecklich vor und man hat enorme Angst, was für einen Menschen man zurück bekommt. Aber so ist das nicht. Natürlich ist es für den Operateur eine schwierige Arbeit, aber es gibt bereits so gute OP-Techniken, dass ein erfolgreiches Entfernen des Tumors ohne deutliche Langzeitschäden möglich ist.
Der Befund beschreibt einen Tumor, der nicht in das Gehirn eingedrungen ist, aber es verdrängt hat. Vermutlich ist bereits das Bewegungszentrum leicht betroffen, daher die Symptome. Sein Meningeom ist nicht klein, aber es gibt auch größere, die nicht auffällig werden und kleinere, die mehr Sorgen bereiten.
Es ist vermutlich bereits seit vielen Jahren unbemerkt gewachsen, Ursachen dafür gibt es nicht. Es haben sich eben irgendwann Zellen geteilt, die sich nicht teilen sollten. Diese sind vom körpereigenen Immunsystem nicht "beseitigt" worden, also wurden aus den zwei Zellen vier und aus diesen acht und irgendwann war es ein Tumor, der das Gehirn bedrängt, aber nicht infiltriert hat. Einen Auslöser dafür gibt es nicht.
Aber eine Lösung - die Operation.
Sie wird einige Stunden dauern, die Dein Mann verschläft, Du allerdings nicht.
Er wird in einer Intensivstation einen Tag lang überwacht werden, da nach einer derartigen OP Situationen eintreten können, die ein rasches Eingreifen erforderlich machen.
Meist geht alles gut, aber es können in den ersten Tagen Kopfschmerzen auftreten - er soll die Medikamente wirklich nehmen - , er kann noch schlapp sein, müde, aber das geht in den ersten Tagen vorbei.
Sobald er sich bewegen möchte, kann er dies tun, ohne zu übertreiben, ich kenne es so, dass man physiotherapeutisch begleitet wird und rasch wieder "auf die Beine kommt".
Eine Anschlussheilbehandlung (AHB) in einer Rehaklinik ist anzuraten, um den Start in das Leben danach mutiger zu beginnen.
Das, was anders ist, ist, dass eine OP am Gehirn in der Öffentlichkeit tabu zu sein scheint, da man damit eine extreme Veränderung der Persönlichkeit, einen Verfall der Intelligenz, Siechtum und einen baldigen Tod verbindet. Das ist alles Unsinn. Er kann nach einigen Monaten wieder als Sportlehrer arbeiten.
Wie er selbst auf diese Tatsache "Eingriff am Gehirn" psychisch reagiert, das ist unterschiedlich. Er sollte sich nicht scheuen, sich eventuell psychotherapeutisch beraten / behandeln zu lassen, falls er mit der Situation überfordert ist - jetzt, im Krankenhaus, in der AHB, danach, lange danach.
Geht mit Optimismus in das Gespräch mit dem Arzt, Angst ist normal wie vor jeder OP, die Zeit danach wird er brauchen, aber ich könnte mir (aus eigener Meningeom- und beruflich ähnlicher Erfahrung) vorstellen, dass er im kommenden Schuljahr ganz oder besser mit einer Wiedereingliederung sein Berufsleben fortsetzen kann.
Ihr braucht jetzt mehr Kraft und Geduld, die ich Euch von Herzen wünsche.
Klärt Eure Kinder behutsam auf, was mit ihrem Vati los ist, informiert auch ihre Lehrer, damit diese auf zusätzliche Auffälligkeiten angemessen reagieren können. Als Familie müsst Ihr stark sein - für Euren Vati, Deinen Mann!
Ihr schafft das und werdet daran wachsen!
Ich wünsche Euch und vor allem Deinem Mann alles Gute!
KaSy