HirnTumor-Forum

Autor Thema: Ist das normal?  (Gelesen 10234 mal)

Offline Binicita78

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Ist das normal?
« am: 12. Januar 2019, 23:36:36 »
Liebe Forumer,
mein Stiefvater, 64 Jahre, ist vorgestern operiert worden. Ein ca 5cm großes Meningiom, das irgendwo links vorne überm Auge lag. Er liegt noch auf der Intensivstation, soll aber eventuell morgen verlegt werden. Die Ärzte sind wohl entspannt und zuversichtig,  er brauche wohl mehr Zeit als der Durschnittspatient. Aber die bekommme er. Ich bin schockiert, kann mir gar nicht vorstellen, dass alles wieder gut wird, ich habe die OP komplett unterschätzt. Mein Stiefvater ist phasenweise desorientiert. Er spricht 2 Wörter, die Sinn ergeben, danach nur noch irgendwelche Silben. Oder plattdeutsch. Motorisch ist er fit. Angeblich hat er Luft im Gehirn. Was auch normal sei. Wenn ich daran denke, wie er vor 3 Tagen ins KH gegangen ist und wie es ihm jetzt geht, könnte ich weinen. Wird das normalerweise wieder? Kennt das jemand von euch? Wie wird das weiter gehen? Gibt es Erfahrungen dazu?
LG Sabine

Offline KaSy

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Antw:Ist das normal?
« Antwort #1 am: 13. Januar 2019, 13:15:06 »
Liebe Binicita78,
du bist hier mit Deinen Sorgen und Fragen herzlich willkommen und Du wirst verstanden.

Ein so großes Meningeom ist bereits viele Jahre lang gewachsen, es hat das Gehirn zum Teil verdrängt, ist aber nicht in das Hirn hineingewachsen.

Eine Operation am Gehirn ist ein sehr schwerer Eingriff, sowohl für die Ärzte in der Vorbereitung und Durchführung als auch für Deinen Stiefvater, während er in der Narkose war und in den Wochen bzw. Monaten danach. Immerhin wurde am Gehirn operiert, das die gesamten Körperfunktionen steuert, auch wenn nur ein bestimmter Teil davon betroffen war.

Vertraue den Aussagen der Neurochirurgen. Sie haben Erfahrung mit den Operationen und der Situation ihrer Patienten in der Zeit danach. Das, was Du erfahren hast, ist durchaus normal für diese kurze Zeit danach. Es wird besser werden. Der Kopf bzw. das Gehirn muss sich von diesem Eingriff erholen und benötigt dazu nicht nur Tage, sondern sehr viel länger.

Sicher wird Deinem Stiefvater angeraten, innerhalb von 14 Tagen nach seiner Entlassung zu einer Anschlussheilbehandlung in eine Rehabilitationsklinik zu fahren (bzw. gefahren zu werden), die vom Sozialdienst des Krankenhauses organisiert wird. Dort wird er wieder aktiviert und falls er dann noch diese Sprachprobleme haben sollte, wird ihm diesbezüglich konkret geholfen. Auch eine psychologische Unterstützung wird dort angeboten.     

Wir hier würden uns sehr freuen, wenn Du uns auf dem Laufenden hältst, denn ich bin mir recht sicher, dass es schon bald erste positive Entwicklungen geben wird.

Deine große Sorge ist allzu verständlich und wenn Du schreibst, "ich könnte weinen", dann weine einfach, das erleichtert.

Ich wünsche Deinem Stiefvater und Dir alles Gute!
KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Binicita78

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Antw:Ist das normal?
« Antwort #2 am: 13. Januar 2019, 22:01:19 »
Vielen Dank für die Antwort! Das hat mir sehr geholfen.
Es geht meinem Stiefvater wohl heute ein wenig besser, er kann phasenweise kurze Sätze sagen, die Sinn ergeben. Allerdings  erinnert er sich nicht mehr daran, dass ich im Sommer eine kleine Tochter bekommen habe. Nun denn...
Was hilft denn- aus eurer Erfahrung- in so einer Situation? Hatte das jemand von euch- nicht richtig sprechen zu können und verwirrt zu sein nach der OP? Wie geht es einem in dieser Zeit?
LG Sabine

Offline TinaF

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Antw:Ist das normal?
« Antwort #3 am: 14. Januar 2019, 14:19:21 »
Hallo Binicita78,

auch von mir ein herzliches Willkommen.

Mein Meningeom war gut 5 cm im Durchmesser und lag links frontal, also ähnlich wie der Tumor deines Schwiegervaters. Desorientiert war ich nicht, ich hatte auch keine Probleme mit dem Sprechen, bei mir haben Geruchs- und Geschmackssinn anfangs verrückt gespielt. Das hat sich aber nach ein paar Tagen wieder gegeben.

Der große Tumor, der stundenlange Eingriff, die Angst davor, das nimmt einen mit. Was dein Schwiegervater jetzt braucht - und ihr genauso - ist Geduld. Ganz vieles wird mit der Zeit wieder, aber es dauert und es ist individuell, wie lange es dauert. Ruhe, eine Anschlussheilbehandlung, wie bereits gesagt Geduld, das alles wird deinem Schwiegervater helfen. Dass die Ärzte zuversichtlich sind, sollte euch auch zuversichtlich stimmen.

Alles Gute!

LG TinaF
« Letzte Änderung: 14. Januar 2019, 18:34:16 von TinaF »
Es passiert nichts umsonst, es hat alles seinen Sinn!

Offline Binicita78

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Antw:Ist das normal?
« Antwort #4 am: 17. Januar 2019, 11:05:41 »
Danke für eure Antworten. Leider hatte mein Stiefvater an Tag 5 eine schwere Nachblutung und einen kleinen Infarkt, der wohl zu vernachlässigen ist. Er musste dann notfallmäßig noch einmal operiert werden. Er hat die OP gut überstanden. Spricht diesmal mehr und schon flüssiger als nach dem letzten aufwachen. Wirkt wohl aber phasenweise nicht orientiert und zittert an den Armen. Unsere Nerven liegen blank.
LG Sabine

 



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