Liebe Blümscha,
da müsste ich wohl mit meinen "Multi-OP-Erfahrungen" etwas dazu schreiben ...
(Tina war mit ihrem Beitrag schneller.)
Die Anästhesisten-Gespräche waren immer sehr lieb und ausführlich. Es ist aber nicht unbedingt dieselbe Person, die dann die OP begleitet.
Mit einem Neurochirurgen (NC) hattest Du ja bereits ein Vorgespräch über die Art der OP. Das eigentliche Auflärungsgespräch fand bei mir immer am Nachmittag oder Abend vor dem OP-Tag statt und war sehr lieb und individuell, mit viel Zeit für alle Fragen. Die Risiken, über die aufgeklärt werden muss, wurden konkretisiert und persönlich relativiert. Ich habe diese Gespräche als beruhigend empfunden.
Dennoch ist man aufgeregt. Die Schwester hat etwas zum Schlafen angeboten - nimm es!
Eine Magensonde hatte ich nie. Darüber habe ich mich bei Dir gewundert. Ich hatte immer nur diesen Tropf, für den ein Zugang im Handgelenk gelegt wurde. Dadurch können Schmerzmittel und Nährstoffe gegeben werden.
Für die schnellere Schmerzmittelzufuhr hatte ich einen ZVK (Zentralen Venenkatheter), der bereits während der Narkose gelegt wird. (Ich kenne es auch so, dass es in den Vorbereitungen passiert, es ist nicht so schön.) Er ermöglicht die rasche Schmerzmittelzufuhr in die Nähe des Herzens, wo es schneller wirken kann. So lange man noch sehr starke Schmerzen hat, wird er nach der OP dort gelassen, bei mir wurde er fast immer recht bald entfernt. Falls er tagelang liegt, ist es für die Venen nicht so günstig.
Bei längeren OP wird ein Blasenkatheter gelegt, das geschieht meist auch bereits in der Narkose. Ich fand das beruhigend. Aber auch er sollte nicht zu lange liegen.
Am Vorabend der OP muss der Darm entleert werden, das geschah bei mir nicht mehr per Einlauf, sonden mit Zäpfchen.
Nach Abschluss der OP wurde ich in die ITS (Intensivstation, bei Hirn-OPs ist es sicherheitshalber üblich) oder in den Aufwachraum geschoben und dort geweckt.
(In die Narkose versetzt wurde ich immer erst im OP-Saal, ich fand das dort spannend, ist vielleicht nicht bei jedem so.)
Dass man noch lange in der Narkose bleibt, also eigentlich in einem künstlichen Koma, das geschieht nur bei unvorhersehbaren Zwischenfällen (z.B. Schlaganfall, epileptischer Anfall, Herzstillstand, o.ä. Katastrophen) während der OP. Dadurch soll der Patient zur Ruhe kommen können. Das kommt in Ausnahmen vor. Bei mir war das nie so.
Direkt vor der OP wird die Beatmung eingeleitet, wie, das wurde Dir ja erklärt. Das muss auch sein, denn während der Narkose kannst Du nicht allein atmen. Ich habe vorsorglich stets gesagt, man möge meine Stimmbänder nicht verletzen, das kommt zwar eigentlich nie vor, aber es war ja mein Arbeitsinstrument (als Lehrerin). Es passierte auch nie, aber die Stimmbänder können vielleicht gereizt werden, dann ist man nach der OP für ein/zwei Tage heiser, aber das ist rasch vorbei.
Steh nach der OP das erste Mal nicht allein auf, ich habe "Heldinnen" erlebt, die nach drei Schritten stürzten und das bzw. die möglichen Sturzfolgen will keiner.
Die OP-Dauer ist extrem unterschiedlich. Das kann eine Stunde sein oder zwölf. Egal wie lange, man verschläft es ja, aber den NC und sein Team habe ich immer sehr bewundert, es sind Helden! Und der NC kam beim Aufwecken zu mir und freute sich, wenn ich die Augen aufmachte und alles bewegen oder sagen konnte, was er von mir erwartete. Das ist für ihn und sein Team gerade nach Hirn-OPs immer ... also, er weiß das ja nicht, ob er doch etwas "kaputt gemacht hat", jedenfalls hat sich seine Freude auf mich übertragen.
Ja, das ist alles wirklich sehr aufregend, aber vor allem länger vorher. Am OP-Tag war ich immer ruhig, etwas erwartungsvoll. Das haben auch viele andere so berichtet.
Blöd wäre es natürlich, wenn die OP verschoben werden muss. Mir ist das bei den Kopf-OPs nie passiert, aber ich war auch nie in einer Uni-Klinik.
Dieses Terminänderung haben einige leider (sogar bereits in der Klinik liegend) durchmachen müssen, weil Notfälle Vorrang hatten.
Corona kommt jetzt hinzu, aber wenn wegen Corona die OP verschoben wird, wirst Du zuvor zu Hause angerufen.
Es wird aufregend, aber es wird gut!
Vertraue den Ärzten und dem Klinik-Personal !
KaSy