Hie meine weitern Gedanken:
Das was ich bisher “mein Hörproblem” nannte, müsste ab jetzt eigentlich die „Entdeckung, dass ich ein Gehör habe“ heißen.
Ich gehe chronologisch mir meinen Erklärungen vor:
Im Sommer 2007 stellte ich fest, dass es bei mir ein Hörproblem gab. Manchmal reagierte ich einfach nicht, wenn mich jemand ansprach, andere Male erkannte ich alltägliche Geräusche nicht wieder (als unsere italienische Mokkamaschine blubberte, weil der Kaffee fertig war, fragte ich meinen Mann, was denn das für eine Riesenfliege sei, die man da hört….) Ich vermutete einen Pfropf im Ohr zu haben und ging zum Ohrenarzt.
Als beim Hörtest herauskam, dass eine Schwerhörigkeit des rechten Ohres in den höheren Frequenzbereichen vorlag, war ich sehr erstaunt. Ich hatte nicht gemerkt, dass ein Ohr wesentlich besser funktionierte als das andere.
Mein Gehör hatte bisher immer funktioniert und ich hatte mir nie dazu Gedanken gemacht.
Nach diesem Test fing ich an mich zu interessieren wie das Ohr aufgebaut ist und was beim Hörvorgang passiert. Ich las, dass die menschliche Stimme sich in Bereichen von 500Htz bis 2000Htz befindet. Meine Schwerhörigkeit beschränkte sich auf Frequenzen über 1500Htz; da hätten die Probleme ja kaum auffallen dürfen.
Stattdessen verstärkten sich die Probleme, d.h. ich wurde geräuschempfindlicher und hatte Probleme Gesprächen zu folgen, wenn mehrere Personen zusammen waren. Ich machte nochmals einen Hörtest, der aber gleich ausfiel.
Und dann kam die Diagnose des AN, die mich für etwa einen Monat in jeder Sicht total aus dem Gleichgewicht brachte.
Ich begann in AN-Foren zu lesen (sowohl im deutschen als auch im italienischen). Ich las über die Hörschwierigkeiten der anderen, die fast immer schwerwiegender waren als die meinen. Ich las Ratschläge, wie etwa, mich so zu stellen, dass sich die anderen Personen auf der Seite des guten Ohres befanden, oder im Restaurant mich so zu setzen, dass niemand auf der Seite des geschädigten Ohres sitzt. Ich merkte, dass es viele Möglichkeiten gab das Problem auszugleichen. Vor allem aber musste ich anfangen, mein Problem zu akzeptieren.
Beim Lesen der verschiedenen Geschichten von Neurinom-Besitzern merkte ich, dass ich von allem was ich weiter vor hatte wirklich überzeugt sein musste und dass ich nicht klein beigeben durfte. Und auch mein Hörproblem wollte ich nicht mehr als besiegelt hinzunehmen.
Ich habe bisher zwar nur ein kleines Hörproblem, will aber nicht der weiteren Zerstörung des Hörnervs zusehen, ohne zu mindest etwas probiert zu haben.
So entstand die Idee des Hörtrainings.
Ich suchte und suche immer noch im Internet. Und im folgenden die ersten Ergebnisse Gedanken dazu:
1. Sowohl mit meinem Knie (beschädigter Meniskus und gerissenes Kreuzband) als auch mit meinem Rücken (Bandscheibenvorfall und Artrose) habe ich die Erfahrung gemacht, dass unser Körper sehr große Möglichkeiten hat Schäden auszugleichen. Durch das richtige Training von Rücken und Knie und der Einnahme von Lebertran habe ich mit dem Knie überhaupt keine Schwierigkeiten mehr und auch mit meinem Rücken bin ich zufrieden. Warum sollte es da nicht auch Möglichkeiten geben, den Gehörschaden auszugleichen?
2. Ich habe interessante Informationen gefunden, in denen beschrieben wird, dass Rechtshänder fast immer auch das rechte Ohr zum Hören von gesprochenem benutzen und das linke Ohr mehr zum Musikhören. Mehr zu diesem Thema:
http://www.hoertraining.net/ .
3. Weiterhin habe ich gelesen, dass beim Hörvorgang auch Störgeräusche gefiltert werden. Mein Eindruck ist der, dass seit meine Schwerhörigkeit rechts im Sommer 2007 anfing, mein linkes Ohr ausgleichen wollte, alle Arbeit allein übernehmen wollte, damit aber seine Filterfunktion aufgab. Das erklärt die Schwierigkeiten in lauter Umgebung. Ich möchte dem Teil des Gehirns, der für die Verarbeitung der Hörinformationen zuständig ist, klarmachen, dass das rechte Ohr durchaus noch fähig ist zu arbeiten!
4. Leider merke ich erst jetzt, in dem Moment, in dem ich ein bisschen meines Gehörs verliere, was das doch für eine wunderbare Gabe ist! Und ich schäme mich ein bisschen, dass es erst das AN gebraucht hat, um das zu merken. Deshalb möchte ich für seine größtmögliche Erhaltung kämpfen.
5. Während ich meine Überlegungen machte, wurde mir auch klar, dass es einen Unterschied gibt zwischen Hören, Zuhören und Wahrnehmen. Hören ist der mechanische Vorgang, den das Ohr vollbringt; und mit dem vom Neurinom geschädigten Nerv kann an diesem Vorgang wohl nicht viel gedreht werden. Aber Zuhören und Wahrnehmen, verstanden als komplexe Vorgänge, an denen auch die Hirnrinde beteiligt ist, kann man sicherlich in irgendeiner Weide trainieren. Zwei Beispiele, die das zeigen : die Münze, die auf den Boden fällt lässt alle hellhörig werden; nach jahrelanger Erfahrung mit Pferden höre ich beim ersten Schritt des Pferdes, ob ein Hufeisen locker ist, während die anderen noch nichts bemerken.
6. In letzter Zeit bin ich viel empfänglicher für Geräusche: Ich höre bewusst den Vögeln zu, wie herrlich (Danke Neurinom)! Auch die Stille ist hörbar! Das Geräusch des Windes…. Ich höre mit viel mehr Bewusstsein.
7. Manchmal bekomme ich die ersten Worte meines Mannes nicht mit, wenn er mit mir spricht. Deshalb habe ich ihn gebeten, mich erst mit Namen anzusprechen, sodass ich das „Gehör einschalte“, dann habe ich keine Verständigungsprobleme mehr.
8. Man könnte das Gehör als ganzes mit einem Computer vergleichen. Die Ohren mit den Nerven gehören zur Hardware, die einen kleinen defekt hat. Ich suche nun die entsprechende Software, die es ermöglicht den Fehler auszugleichen. Ob ich sie finde? Ich werde auf jeden Fall auf dem eingeschlagenen Weg weiter machen, da ich schon einige unerwartete schöne Entdeckungen darauf gemacht habe (z.B. der Gesang der Vögel).
9. Interessante Internetseiten:
http://www.hoergeraete-siemens.de/de/04-produkte/_resources/pdf/beethoven_2000.pdf http://www.hoertraining.net/ http://www.audiva.de/ http://ciad-audioproducts.com/downloads/geers-koll-2002.pdf http://www.tomatishoertraining.at/tomaitis_hoerstudio_klagenfurt.htmlhttp://www.tomatis.lu/ http://www.lerntherapie-kuehlmann.de/de/angebot/Foerderung-Detail.php http://www.hoertraining.org/index.html Soweit mal meine bisherigen Überlegungen. Die nächsten Schritte die ich machen werde sind: Ich werde nochmals meinen Ohrenarzt aufsuchen und nach Gehörtraining fragen; ich werde zur Logopädin und zum Hörgerätetechniker gehen und mich auch bei ihnen erkundigen.
Ich berichte dann wieder von meinen Nachforschungen.
Brigitte