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Autor Thema: Persönlichkeitsveränderungen bei Hirntumor  (Gelesen 99186 mal)

Ulrich

  • Gast
Persönlichkeitsveränderungen bei Hirntumor
« am: 15. März 2003, 17:57:08 »
Siehe auch: Gehirntumor: Seelische, körperliche und psychosoziale Folgen


Dies ist die Übersetzung eines englischen Textes, dessen Original unter folgender URL zu finden ist.

http://www.cancer.duke.edu/btc/modules/patienteducation11/index.php?id=40

Die Übersetzung stammt von Ilka L.

Umgang mit Persönlichkeitsveränderungen

Bei Patienten mit Hirntumor kann es  Veränderungen in ihrem üblichen Denken und Benehmen geben. Das können subtile Veränderungen  sein - irgendwie anders als zuvor  -  oder auch dramatische wie Zornausbrüche, extreme Persönlichkeitsveränderungen oder Unvermögen, sich an wichtige Ereignisse zu erinnern oder bizarre Redemuster.
Dafür gibt es oft mehr als eine Ursache. Mit den Patienten die Gründe der Veränderungen zu erforschen und Möglichkeiten, sich damit auseinander zu setzen, ist sehr wichtig.

Weiß man die Stelle, Größe und Art des Tumors, Behandlungsmethoden und Medikamente, so  können diese einen Weg zum Patient bahnen. Wie und warum das geschieht, sehen wir uns kurz an.

Tumorlokalisation

Im Gehirn gibt es verschiedene Gebiete, die für viele wichtige Funktionen als "Steuerstellen" fungieren. Zum Beispiel haben die meisten Leute ihr Sprachzentrum auf der linken Gehirnseite. Ein Tumor in diesem Gebiet kann für eine Person die Schwierigkeit bedeuten, Worte korrekt zu formulieren, auch wenn er oder sie absolut in der Lage ist, zu verstehen, was gesagt wurde.

Wenn sich die Geschwulst im Stirnlappen (hinter der Stirn) befindet, können Patienten sich "gespalten" fühlen und einige ihrer normalen Hemmungen verlieren. Zum Beispiel kann eine Person, die vorher sehr höflich war, grob werden, ein unsoziales Verhalten zeigen oder sogar anfangen zu fluchen. Wenn Sie nicht wissen, wo Ihr Tumor sitzt oder wie das betroffene Gebiet normalerweise funktioniert, fragen Sie bei Ihrem nächsten Klinikaufenthalt den Arzt oder das Pflegepersonal.

Größe und Art des Tumors

Wenn ein Tumor sehr schnell wächst wie bei Glioblastomen, kann gesundes Gehirngewebe leichter durch Druck und Schwellung zerstört werden, da es sich mit der Geschwulst verbindet. Solche Patienten sind anfälliger für Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen. Langsam wachsende Tumore, wie pilocytische Astrocytome, verursachen i.d.R. weniger  Beeinträchtigungen, weil ihr langsames Wachstum dem Gehirn Kompensation ermöglicht.

Behandlungsmethoden

Strahlungstherapie kann akute (plötzliche) Veränderungen erzeugen, meist als Ergebnis der Hirnschwellung durch die  Strahlung, vergleichbar einem Sonnenbrand. Den Patienten könnten Kopfschmerzen oder Reizbarkeit oder Erbrechen plagen. Später, einige Wochen nach Abschluß der Strahlentherapie, erleben  Patienten Symptome von Fatigue, Energieverlust und Schläfrigkeit. Diese Symptome können bewirken, dass sich ein Patient anders fühlt und anders handelt. Steroide [Dexamethason] werden oft zum Ausgleichen dieser Symptome eingesetzt.

Chemotherapie scheint weniger direkt auf das Denken und Funktionieren der Persönlichkeit zu wirken. Allerdings können Nebenwirkungen der Chemotherapie, wie Haarverlust, Übelkeit, Erbrechen oder niedrige Blutbildwerte ursächlich für Veränderungen im Energiehaushalt, Sozialkontakten, Selbstbewußtsein, der Einstellung zum Leben sein.

Viele Symptome von Patienten, die mit monoclonalen Antikörpern behandelt werden, sind eher Nebenwirkungen der Therapie als direkte Wirkungen im Gehirn. Die Nebenwirkungen sind ähnlich der Chemotherapie, nämlich Abspannung und Appetitlosigkeit.

Verschiedene Medikationen

Steroide wie Dexamethason (Decadron) können bei Patienten zu Gefühlen von Verwirrung oder Nervosität führen, sie werden manisch oder ruhelos, ängstlich oder depressiv. Wenn Sie solche Symptome beobachten, sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt über der Möglichkeit der Dosisreduzierung oder der Verordnung eines hypnotischen oder antipsychotisch wirkenden Medikamentes.

Antiepileptika in zu hohen oder zu niedrigen Dosen können unerwünschte Nebenwirkungen verursachen. Deshalb überprüft Ihr Arzt ab und zu Ihren Blutspiegel.
Antiepileptika können auch mit Chemotherapien wie Procarbazine und BCNU reagieren. Dadurch entstehen Probleme beim Gehen, Sprechen, Sehen (einschließlich doppeltem Sehen) oder Schläfrigkeit, Depression, Verwirrung. Weniger häufig aber auch möglich sind Zustände wie Erregung, Aggression, Schlaflosigkeit und Psychose.

Schließlich kann die normale Antwort des Patienten auf eine lebensdrohende Krankheit ebenfalls eine Persönlichkeitsveränderung sein, z. B.  übermäßiges Weinen oder Lachen, Depression oder Wut. Teilen Sie Gefühle mit Familie und Freunden, lassen Sie sich beraten, schließen Sie sich Selbsthilfegruppen an. Vielleicht können auch Antidepressiva hilfreich sein.

Strategien

Hier sind einige Strategien, die Ihnen helfen können, das Erlebte besser zu verstehen und damit umzugehen:

Werden Sie ein scharfer und genauer Beobachter von Symptomen wie Persönlichkeitsänderungen. Zeichnen Sie tagesaktuell Ihre Beobachtungen auf. Notieren Sie die Zeit, die Umstände, die Dauer eines solchen Zustandes. Gibt es irgend etwas, das zur Verbesserung oder Verschlechterung beiträgt?
[vgl. auch http://www.mc600.de/forum/index.php?board=30;action=display;threadid=402]

Verfolgen Sie die Verhaltensmuster. Tritt das Verhalten zu einer bestimmten Tageszeit auf oder wenn ein bestimmtes Medikament eingenommen wird? Kommt es in Verbindung mit Fatigue oder Überstimulation vor?

Berichten Sie Ihre Beobachtungen dem Team des Hirntumor-Zentrums. Das Besprechen von Wesensveränderungen ist ein wichtiger Teil jeden geplanten Klinikbesuchs. Plötzliche oder dramatische Zustandsänderungen sollten sofort gemeldet werden.

Akzeptieren Sie, daß die Person mit einem Hirntumor nicht absichtlich Probleme verursacht.  Hinter ihrem Verhalten steckt keine Absicht, sondern es tritt reflexartig auf.
Konzentrieren Sie sich weniger auf die Verhaltensänderung der Person mit Hirntumor und mehr auf Wege zur Kooperation. Sie sollten wissen, dass Fatigue, kleinere Krankheiten, Drogen/Medikamente oder Alkohol zur Verschlechterung beitragen können.

Sie brauchen Geduld. Während bei den meisten Menschen körperliche Wunden sehr schnell heilen, Zellen ersetzt werden, ist das Gehirn nicht dazu in der Lage. Stattdessen kann es neue oder andere Arten des "Schaltsystems" bilden -  ein Prozeß, der sich über ein Jahr erstrecken kann.

Suchen Sie Hilfe bei einem Neuro-Psychologen. Dieser Spezialist arbeitet mit Medizinern zusammen, um die organischen Wirkungen eines Hirntumors auf geistige Fähigkeiten zu verstehen. Ein Neuropsychologe kann eine Testserie durchführen, um den emotionalen Status des Patienten, seine emotionalen Fähigkeiten und sein Verhalten abzuschätzen.
Auf dieser Basis kann er Therapien, Medikamente oder Strategien vorschlagen, um nicht nur der betroffenen Person zu helfen, sondern auch  Familienmitgliedern einen Anpassungsprozeß und Ausgleich für bestimmte Einbußen zu ermöglichen.

Erhalten Sie Rituale aufrecht. Tun Sie die gleichen Dinge, gehen Sie die selben Wege um die gleiche Zeit wie jeden Tag. Das hilft, die Angst abzubauen und ein Gleichgewicht zu bewahren.

Schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe an. Teilen Sie Erfahrungen und Ideen mit anderen, die Ähnliches erleben. Das kann für Patienten wie auch deren Familien außergewöhnlich hilfreich sein.

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Hier das korrekte Zitat:
"Personality Changes

Andy is forgetful. Marianne laughs at things that are not funny. John wanders from his front yard and gets lost in the neighborhood hes lived in for 20 years.

Patients with brain tumors can experience many changes in their usual ways of thinking and behaving. There can be subtle changes - they may just seem "different" somehow. There can also be dramatic changes - outbursts of anger, extreme personality changes, inability to remember important events, or bizarre speech patterns.

There is often more than one reason for the changes in behavior and thinking that patients with brain tumors experience. Exploring the causes of the changes and options for dealing with them is very important.

Did you know that the location, size and type of tumor, treatment methods and different medications can all contribute to the way a patient might be able to think, talk, act, and feel when they are being treated for a brain tumor? Lets briefly look at how and why this happens.

Location of tumor

Different areas of the brain are "control centers" for many important functions. For example, most people have their speech center in the left side of the brain. A brain tumor in this area can mean a person has difficulty saying the correct words, even though he or she is fully capable of understanding what is being said. If the tumor is in the frontal lobe (behind the forehead), patients may feel "disconnected" and lose some of their normal inhibitions. For example a person who previously was very polite may become rude, have anti-social behavior, or even start cursing. If you dont know where your brain tumor is located, or how that area of the brain normally functions, the next time youre in clinic ask your doctor or nurse to explain this.


Size and type of tumor

If a tumor grows very quickly, such as with glioblastomas, healthy brain tissue can be more easily destroyed from pressure and swelling associated with the tumor. Patients with these tumors are more at risk for personality and behavioral changes. Slow-growing tumors, such as pilocytic astrocytomas, may not cause as much impairment because their slow growth enables the brain to compensate for the tumor.


Methods of treatment

Radiation therapy can produce acute (sudden) changes, usually as a result of the brain swelling from the radiation, much like a sunburn. The patient might experience headaches, irritability, and vomiting. Later, even weeks after radiation therapy has been completed, patients might experience fatigue, loss of energy, and sleepiness. These symptoms can contribute to a patient feeling and acting differently. Steroids can often be used to offset these symptoms.

Chemotherapy seems to have less direct effect on personality, ability to think, or ability to perform. However, the side effects of chemotherapy, such as nausea and vomiting, hair loss, or lowered blood counts, can cause changes in ones energy level, ability to socialize, self-confidence and outlook on life.

Many of the symptoms that patients treated with monoclonal antibodies experience are related more to the side effects of the therapy than the direct effect on the brain. Side effects are similar to chemotherapy with fatigue and loss of appetite being common.


Different medications

Steroids, such as Dexamethasone (Decadron), can cause patients to feel "wired" or edgy, become manic or restless, develop anxiety or become depressed. If you experience these symptoms, please speak with your healthcare provider about the possibility of decreasing the dose or of using a hypnotic or anti-psychotic medication to help with the symptoms.

Anti-convulsants in doses too high or too low can cause unwanted side effects. This is why your doctor periodically checks your blood level of anti-convulsants. They also can react with some chemotherapies, such as procarbazine and BCNU, and cause difficulty with gait, slurring of speech, sleepiness, depression, confusion and visual problems, including double vision. Less common, but also possible, are agitation, aggression, insomnia, and psychosis.

Finally, the patients own normal response to coping with a life-threatening illness can cause personality changes, such as excessive crying or laughing, depression, or rage. Sharing feelings with family and friends, counseling, support groups, and anti-depressant medications can all be helpful.


Finding solutions

Here are some strategies that can help you better understand and cope with what you are experiencing.

Pay attention. Become a keen and accurate observer of symptoms such as personality changes.

Record your observations on a daily basis. Note the time, the circumstances, the duration of the behaviors. Is there anything that makes it better or worse? Track the patterns of the behavior. Does the behavior occur around a certain time of day or around the time a certain drug is given? Does it occur in connection with fatigue or over stimulation?

Report your observations to the clinical team at The Brain Tumor Center. Review of neurobehavioral changes is an important part of each regularly scheduled clinic visit. Sudden or dramatic behavioral changes should be reported immediately.

Recognize that the person with a brain tumor is not necessarily trying to be difficult. Their behaviors may not be purposeful; instead, they may be involuntary, like a reflex. Focus less on changing the behavior of the person with the brain tumor and more on finding ways to cope. Know that fatigue, minor illnesses, drug or alcohol use can make things worse.

Be patient. Remember, while most of the human body heals very quickly by replacing cells that have been injured, the brain is designed not to grow new replacement cells. Instead, the brain is designed to heal by re-routing bruised or injured cells and forming new or different kinds of circuitry - a process that can take about a year to complete.

Get help from a neuro-psychologist, a specialist who works with physicians to understand the organic effects of brain tumors on mental abilities. A neuropsychologist can conduct a series of tests to assess the patients emotional state, thinking abilities, and behaviors. Based on the assessment, the neuropsychologist can suggest therapies, medications, or strategies to help the person and family members adapt to or compensate for certain losses.

Maintain a routine. Doing the same things, the same way, at the same time each day helps lower anxiety and maintain balance.

Join a support group. Sharing experiences and ideas with others who have truly "been there" can bring extraordinary healing for both patients and families.

Never give up hope! "


edit: Link zum Originalzitat neu recherchiert und dann hier ersetzt am 20.5.09. KN
« Letzte Änderung: 20. Mai 2009, 22:09:18 von KarlNapf »

Ulrich

  • Gast
Re:Persönlichkeitsveränderungen bei Hirntumor
« Antwort #1 am: 24. Februar 2005, 16:44:34 »
http://www.neuroskills.com/

Emotional States in Brain Injury


by Robert P. Lehr Jr., Ph.D.

People who suffer brain injuries frequently behave in ways that are quite different from what we might expect. They often say and do things that are not typical of the way they acted prior to the injury. In particular they may act in aggressive ways and say and do things that seem extreme. Many patients experience emotional outbursts, expressing thoughts that are less than acceptable in the social environment surrounding them. Why do they do this and where are the structures in the brain that might be responsible for these actions?

Hypothalamus
 Scientists are gaining new insight into the structures deep within the brain that are the foundations of our emotions. We recognize emotional states in ourselves and others by their outward appearances. When people are angry we feel or see a flushed face, clenched fist, and perhaps an angry cry. These responses come from deep within our brains from a structure called the hypothalamus. It is an old structure that is the seat of our emotions and the highest center of integration for our autonomic nervous system, the system that controls our heart rate, breathing, and other automatic responses.

Amygdala
 Another structure that has been identified as being involved in emotions is the amygdala (a Greek word meaning almond, which refers to its basic shape). This small collection of neurons is found in the anterior portion of the temporal lobe, just ahead of the hippocampus, a structure of importance in memory and learning. Recent research has shown that part of the amygdala is responsible for our ability to learn what is fearful to us. That these structures are deep within the brain indicates that they are very old and have served throughout evolution to protect the creature from its predators. The amygdala is closely connected to another structure deep within our brain, the thalamus. The thalamus is a central clearing house for all the incoming stimuli we receive from the environment. There are neuronal pathways that interconnect the amygdala and the thalamus. We thus have a neural mechanism that links incoming senses and our knowledge about them at a very primitive level. This is a level of which we are not consciously aware. We become angry very quickly and then later become aware of why we are so angry.

Frontal Lobes
 Lastly, there are the frontal lobes of the brain, which help us control our emotions and conform to our social surroundings. The frontal lobes are responsible for planning our responses to situations, initiating actions, and setting the standards for our social interactions. We now believe that this control is obtained by the inhibiting structures deep within the brain. This inhibition controls the outward expression of our emotions. If injuries are sustained to the frontal lobes of the brain, then we have, in effect, removed the inhibition and free expression of emotions is more likely. It should be pointed out that this outward expression is not always desirable, and that the individual who exhibits this behavior may not be aware of its inappropriateness.

Our awareness of the neural structures for emotion, and an understanding of how those structures bring about emotional response, allows us to better understand someone who has been brain injured. The fact that emotions are very old responses and are learned forms of behavior helps us to provide better forms of therapy for the individual. Regaining control over emotional expression is a matter of relearning the inhibition of these deep structures through the association of the thalamic and amygdaloid interconnections. For example, remaining calm while the individual is acting out provides modeling of emotional control and decreases the chance of inadvertently reinforcing lack of inhibition. Remember that rehabilitation is repetition, repetition, repetition, until the new behavior is learned. Then the behavior is reinforced to establish a new relationship with the environment. In this case, it is the expression of emotion that is rehabilitated.

The author, Robert P. Lehr Jr., Ph. D. is Professor Emeritus of the Southern Illinois University School of Medicine in Carbondale, Illinois. He now operates Lehr Information Services (508-896-4076) on Cape Cod, Massachussetts, which offers services in technical writing, editing and research.

 



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