Liebe Leute,
ein kurzes Update zum "Ringwood Cancer Case", d.h. den Klagen gegen mehrere US-Firmen, denen vorgeworfen wird, durch die Lagerung von Chemieabfällen Gehirntumoren verursacht zu haben:
Oben habe ich ja den Rahmen des Prozesses gegen Rohm & Haas, die Firma Modine und die Firma Morton International geschildert. Nun haben sich einige Neuigkeiten ergeben:
Modine hat sich auf eine Art außergerichtlicher Einigung "tentative settlement" eingelassen, bei der den 22 individuellen Klägern eine ungenannte Summe Geld gezahlt werden soll. Weitere 2 Mio US-Dollar werden im Rahmen einer Sammelklage gegen Modine gezahlt, diese sollen u.a. dazu dienen, den Anwohnern die Kosten für Kernspintotomografien zu erstatten. Diese Einigung muss noch von einem Gericht anerkannt werden. In dem Prozess wurde Modine vorgeworfen das Grundwasser des McCullom Lake sowie die Luft mit der Chemikalie Trihlorethylen verseucht zu haben. Aus Trichlorethylen kann das krebserregende Vinylchlorid entstehen. Dass Vinylchlorid LEberkrebs verursachen kann,gilt als erwiesen; hinsichtlich Gehirntumoren und speziell Glioblastomen wird zwar von einem erhöhten Risiko ausgegangen, aber ein signifikanter Zusammenhang steht offenbar noch aus. (Näheres hierzu in einem Datenblatt der Agency for Toxic Substances and Disease Registry (ATSDR), einer Behörde des U.S. Department of Health and Human Services
http://www.atsdr.cdc.gov/tfacts20.html )
Modine hat zugegen, zwischen 1968 und 1982 Müll auf einer Deponie gelagert zu haben, die eine Verbindung zum Grundwasser hatte, streitet aber jede Verantwortung für die Krebsfälle ab. Näheres hier in einem Artikel aus der Lokalzeitung "Modine settles cancer cases"
http://www.nwherald.com/articles/2008/01/26/news/local/doc479a04c8c5046676050986.txtAuch im Prozess gegen Rohm & Haas gibt es aktuelle Neuigkeiten; hier eine Zusammenfassung, ebenfalls aus dem "Northwest Herald":
http://www.nwherald.com/articles/2008/06/13/news/local/doc48522cd258dc7721173163.txtAm 12. und 13. 6. sind Gutachter der Anwaltskanzlei Layser & Freiwald sowie des Unternehmens Rohm & Haas, und die von Layser & Freiwald vertretenen Kläger (so weit sie noch am Leben sind...) als Zeugen vernommen worden. 18 der Zeugen haben Hirntumoren oder Tumoren des Nervensystems.
Auch Rohm&Haas wird vorgeworfen, durch die Lagerung von Chemikalien Vinylchlorid in Grundwasser und Atemluft freigesetzt zu haben. Die erkrankten Menschen haben teilweise Tür an Tür bei Rohm&Haas gearbeitet, waren Nachbarn, Verwandte oder Freunde.
“This is an extraordinary cluster of brain tumors in a very small community over a very small amount of time,” Freiwald said.
Nach dieser Vernehmung muss offenbar die Richterin entscheiden, in welcher Weise der Rechtsweg für die Sammelklage weiter beschritten wird, ein möglicher Schritt wäre die Zusammenstellung einer Jury, die dann eine Entscheidung treffen wird (dies bitte selbst nachlesen, da sich US-Recht meiner Kenntnis entzieht).
Darüber hinaus gibt es noch 12 individuelle Klagen gegen Rohm & Haas , für die es im Laufe des Jahres ebenfalls Hearing geben wird.
Ganz genau nachlesen kann man die Geschichte des Falls, sowie die einzelnen Anklageschriften auf einer Internetseite der Anwaltskanzlei Rohm & Haas
http://www.layserfreiwald.com/practice_areas/toxic_torts/ringwood_litigation_update.htmlViele Grüße
Franziska