hallo bärbel,
so lange verfolge ich nun schon deine und francoises geschichte und nun wollte ich mich doch mal zu wort melden. ich habe, genau wie du jetzt, mit meiner mutti zusammen meinen vater gepflegt (glioblastom). einige verhaltensweisen, die du von deiner tochter beschreibst, erinnern mich sehr an ihn. (zum beispiel das scheinbar unkoordinierte zeigen mit dem finger in die luft, als ob da irgendetwas wäre.)
da mein papa auch nicht mehr wirklich schlucken und kauen konnte (halbseitige Lähmung) hatten auch wir totale probleme mit der ernährung. das bisschen, was er bereit war aufzunehmen, landete entweder in den innenwangen und blieb da, oder es fiel wieder aus dem mund - obwohl alles kleinpüriert war. die folge war dann eine speicheldrüsenentzündung und die rechte gesichtshälfte wurde ganz geschwollen. wir waren uns im klaren, dass man mit diesen winzigen essensmengen keinen erwachsenen mann ernähren kann, zumal er ja gewisse nährstoffe einfach braucht. nach vielem hin und her überlegungen haben wir uns dann dann für die peg-sonde entschieden. sie machte vieles einfacher, sowohl für meinen papa als auch für mama und mich. außerdem konnten wir nun sicher sein, dass auch die tabletten wirklich im magen landeten.
bärbel, francoise weiß, dass sie stirbt! es ist sehr wichtig, dass du ihr gesagt hast, dass du sie freigibst und dass sie sie sich frei entscheiden kann, ob sie gehen möchte. mama und ich haben meinem papa auch gesagt, dass er sich nicht wegen uns quälen muss und dass wir auch ohne ihn weiterleben werden, er wäre sowieso immer bei uns. ich glaube, das hat er gebraucht...
da ich mich immer und die medikationen gekümmert habe und stets rücksprache mit den ärzten hielt, wusste ich nicht mehr so recht, wieviel wovon ihm noch guttut und wirklich nötig war. ich habe mich dann sehr lange mit unserem onkologen unterhalten. wir kamen dann zu dem schluss, dass es besser ist, die letzten tage/wochen so erträglich wie möglich zu machen: lieber weniger medikamente, als sinnloses zugedröhne. mein papa war die letzte zeit fast nicht mehr ansprechbar, schlief fast 24h am Tag und auch in den kurzen wachphasen schien er voll geistesabwesend, starrte an die zimmerdecke (dort habe ich ihm ein riesengroßes buntes bild gemalt und aufgehängt). auf ansprache reagierte er kaum noch. zum glück hatte er bis auf einzelne verspannungen durch die bettlägerigkeit keine weiteren schmerzen, so dass wir auf schmerzmittel komplett verzichten konnten. wir schlichen das talidomid aus und auf laif 600 verzichteten wir ebenfalls. ich gab ihm nur noch etwas kortison und etwas für die verdauung. ich glaube, mein papa war sehr dankbar dafür...
ich bin zwar keine ärztin, aber ich habe viel über antidepressiva gelesen. manchmal ist die dauerhafte einnahme für den patienten schädlicher als das baldige absetzen eines solchen medikaments, denn der patient kann aufgrund der wirkung später keine gefühlsmäßigen höhen und tiefen mehr erfühlen, denn das antidepressivum hält ihn konstant auf einer geraden linie, eine egal-stimmung stellt sich ein und darunter leidet der patient meist sehr heftig. vielleicht könnte das der grund für francoises weinattacken sein...?
wie dem auch sei - ich finde, du meisterst das ganz wunderbar, bärbel. glaub mir, ich und bestimmt auch viele andere hier im forum wissen, was du durchmachst. egal was kommt, es wird weitergehen!
liebe grüße und umarmung, steffi.