Hallo Mira,
bei mir ist die Reaktion zwar nicht so heftig wie bei Deiner Freundin, aber Deine Schilderung kommt mir bekannt vor. So ganz fasse ich es selber nicht, wieso mich jetzt, d.h. fast 8 Monate nach der OP das Thema immer noch so sehr beschäftigt, obwohl ich doch mein "normales" Leben wieder habe.
Vielleicht liegt es an der langsamen Erkenntnis, dass es nicht mit der OP erledigt ist. Die Angst, das Ganze nochmal erleben zu müssen, ist ständig da. Auch wenn ich weiß, dass Narbenschmerzen normal sind, reagiere ich daher auf die Narbenschmerzen am Kopf viel besorgter als auf andere Narbenschmerzen. Ich muss wohl lernen, dass ein Meningiom kein Beinbruch ist, der nach ein paar Wochen verheilt ist und den ich dann getrost vergessen kann.
Die Erfahrung, wie einem eine Diagnose den Boden unter den Füssen wegzieht, die Ängste, die man vor der OP durchlebt, die anschließende Unsicherheit über OP-Nachwirkungen...im Frühjahr habe ich viele Gedanken verdrängt, weil ich es anders gar nicht ausgehalten hätte. Die Fragen, was wäre gewesen, wenn die OP nicht so gut verlaufen wäre, kommt immer wieder hoch, obwohl sie doch so überflüssig scheint. Aber vermutlich ist es ein Weg, die unverarbeiteten Ängste abzubauen.
Wenn die Reaktion so heftig wie bei Deiner Freundin ist, könnte eine therapeutsche Begleitung sehr sinnvoll sein. Ob aber eine Reha-Klinik dafür geeignet ist, weiß ich nicht. Während meiner Reha-Zeit habe ich so viele Menschen mit schwersten, sichtbaren Kopfverletzungen kennengelernt, dass ich meine eigene Erkrankung, die ja nicht sichtbar war, völlig herunterspielte. Für eine psychologische Auseinandersetzung mit meiner Erkrankung war das nicht hilfreich.
Ich finde es klasse, dass Du Dich so für Deine Freundin engagierst und ich wünsche ihr, dass sie einen Weg findet, sich mit ihrer Erkrankung besser zu arangieren.
Liebe Grüße von
Ulli