Hallo zusammen,
meinem Vater geht es leider zunehmend schlechter.
Er wurde erst letzte Woche aus dem Krankenhaus entlassen, da man ihm zu guter letzt (nachdem die Thrombose Spritzen versehentlich nicht gegeben wurden, bekam er ja eine Thrombose im linken Bein, die er immer noch hat) statt 16 mg Cortison am Tag "ausversehen 72 mg Cortison über drei Tage lang im Krankenhaus gab!!!!
Dadurch bestand Verdacht auf Zucker, man checkte sein Blutbild regelmäßig und verlängerte den Aufenthalt noch mal um eine halbe Woche.
Super.
Jetzt ist er wieder zuhause und hat schon wieder eine Blaseninfektion! Also bekommt er wieder Antibiotika. Er hat enorme Schmerzen beim Wasserlassen in den Katheter (Blasenkrämpfe), bekommt daher noch starke Schmerzmittel, die ihn sehr müde machen.
Laufen kann er eigentlich nicht mehr, sein linker Fuß ist durch die Thrombose ganz dick angeschwollen, es kommt täglich ein Pfleger, um den Verband zu wechseln.
Das schlimmste ist aber seine plötzliche Hoffnungslosigkeit. Bis vor einem Monat noch ein Kämpfer, liegt er jetzt nur noch resigniert herum und starrt an die Decke. Spricht über die schönen Reisen, die wir alle gemacht haben früher, und dass er gerne noch einmal wegfahren möchte.
Ich habe ihm ein paar Poster von San Fransisco und von Barcelona über das Bett unter die Zimmerdecke gehängt - dann starrt er wenigstens nicht ins Leere. Neben seinem Bett habe ich Photos von uns aufgestellt und von dem Haus, in dem er aufgewachsen ist.
Ich habe ihm das Buch, dass PADY empfohlen hat, mit der Audio CD mitgebracht ("Wieder gesund werden"), damit er wieder seine positive Kraft bekommt.
Aber er kann im Moment garnichts mehr aufnehmen. Er ist auch sehr verwirrt, wie Dein Vater Britta. Ab und an hat er helle Momente, aber er hat ein sehr schlechtes Kurzzeitgedächtnis und redet daher viel wirres Zeug.
Meine Mutter ist am Ende ihrer Kräfte, und ich habe daher einen Brief an die Krankenkasse geschrieben, dass wir mehr Hilfe brauchen, denn er ist noch als Pflegestufe I geführt. Im Grunde braucht er rundum Betreuung, und nachts ist es am schlimmsten. Meine Mutter schläft keine 30 Minuten am Stück.
Ich hoffe, dass wir mehr Hilfe bekommen. Mein Vater sagt immer, er will uns nicht zur Last fallen und er will dann lieber ins Hospiz. Aber wir wolllen ihn so lange wie möglich in der häuslichen Umgebung behalten, denn im Grunde ist das auch sein größter Wunsch, wie er dann immmer zugibt.
Britta, die Verwirrtheit muss nicht bedeuten, dass der Tumor nachwächst, denn die Krankheit produziert ja auch Ödeme und so weiter, es geschehen so viele Verschiebungen im Gehirn dadurch, dass die Verwirrtheit wohl einfach akzeptiert werden muss als Begleiterscheinung.
Ich kann euch garnicht beschreiben, wie schlecht es mir im Moment geht. Aber ich glaube, so schlimm wie jetzt war es noch nie.
Ich hoffe ihr habt mehr Kraft, alles Gute,
Chiquita