hallo miteinander,
@ angelika:
schön angelika, dass du dich gemeldet hast. wie es aussieht, geht es deinem mann momentan ähnlich wie meinem vater.
auch wenn es sich grausam anhört: ich bin immer froh, wenn man ab und an etwas von den anderen hört, damit man nicht denkt, dass man der einzige ist, dessen angehöriger noch lebt....
auch was du beschreibst, kann ich nur all zu gut nachempfinden.
seit 8 monaten leben meine familie (mein kranker vater, meine mutter+mein bruder) und ich in einer permanenten dauer-anspannung.
das ewige auf und ab der gefühle, ausgelöst durch diese schlimme krankheit, macht einem schon zu schaffen. (ich selber bin mittlerweile auch ständig krank, mit grippalen virusinfekten, da ich mit dem schicksal meines vaters anscheinend nicht so gut klar komme, wie ich sollte.)
klar ist man nicht der einzige auf der welt, dem so ein schicksal widerfährt, aber es ist dennoch schrecklich genug.
ja, die lebensqualtität des kranken ist unwahrscheinlich eingeschränkt.
er kann nichts mehr von dem machen, was er vorher gerne gemacht hat. körperliches nicht, geistiges nicht.
nicht einmal lesen, da die konzentration ja so nachlässt.
das furchtbare daran ist ja auch noch der ständige gedanke, dass das alles nicht besser wird (und wenn nur temporär), sondern nur immer schlimmer!!
dass man den körperlichen/ geistigen verfall eines geliebten menschen so deutlich miterlebt und quasi dabei zusehen kann, das ist so grausam!
dann fragt man sich schon mal, wie lange das noch dauern soll und ob es, wenn es richtig schlimm wird, wenigstens schnell gehen wird.
und dann kommen kollegen (auch das kenne ich) und sagen einem so etwas. zu mir wurde gesagt: "sei doch froh, dass du dich von deinem vater verabschieden kannst. andere fallen einfach tot um."
soll ich euch mal was sagen: ich wünsche meinem ärgsten feind nicht so eine krankheit und ich wünschte mir, dass mein vater einfach tot umgefallen wäre. das wäre für ihn sicherlich wesentlich angenehmer gewesen.
ich weiß, dass es ungerecht ist (und dass sich wohl nur betroffenene wie ihr wirklich mit dieser situation identifizieren können), aber außenstehende finden wirklich nicht oft den richtigen weg, um ihr mitgefühl auszudrücken.
diese ständigen mitleidigen fragen: "und wie gehts deinem vater jetzt?" nerven mich mittlerweile mehr, als dass sie helfen. ich habe dann eher den eindruck, dass andere denken: "gut, dass so etwas in unserer familie nicht passiert ist!"
ich antworte meist nur noch: "er hat immer noch krebs. und der ist immer noch tödlich."
ich weiß nicht genau, ob mein vater sich schon aufgegeben hat, das ist sicher ein erheblicher faktor bei so einer krankheit. spricht dein mann denn darüber mit dir?
@ alle:
ich weiß nicht, wie es bei den anderen familien so ist, aber bei uns wird im grunde nicht über den tod gesprochen.
ich denke immer: du musst noch so viel mit deinem vater klären oder besprechen bevor er stirbt, oder einfach mal seine gefühle herausfinden.
aber wenn ich dann zu besuch bin, dann will ich ihm eine positive zeit geben. schöne sachen mit ihm "machen". ihn aufheitern, ihm kraft geben, ihm lustige sachen aus meinem leben erzählen, meine mutter bei der pflege unterstützen.
wenn ich dann wieder fahre, sitze ich heulend im auto und dann denke ich: scheisse, wozu warst du denn jetzt da? was hast du ihm gegeben? was konntest du noch mit ihm klären?
wie gehts ihm eigentlich ganz tief in seinem herzen? du weißt nichts über deinen vater, garnichts!
und dann frage ich mich wieder: geht es mit dieser krankheit einher, dass der kranke das alles vielleicht garnicht mehr so dramatisch mitbekommt wie wir betroffenen?
ist er im grunde vielleicht aufgrund des geisteszustandes im frieden mit sich? läßt er deswegen keinen mehr emotional teilhaben?
ich weiß wirklich nicht, wie ich mich verhalten soll. mein größte angst wäre, dass er bald stirbt und wir nicht mehr richtig "geredet" hätten....
euch allen viel kraft,
LG,
chiquita