HirnTumor-Forum

Autor Thema: Amygdalin / Laetrile / Aprikosenkerne?  (Gelesen 34680 mal)

Ulrich

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Amygdalin / Laetrile / Aprikosenkerne?
« am: 13. Dezember 2004, 21:20:17 »
Vor ein paar Tagen kam mir ein Prospekt eines „Heilkräuter-Versands“ in die Finger. Dort wurde eine Seite lang über die Aprikosenkerne folgendermaßen argumentiert: "Beim Volk der Hunzas in Nepal gibt es keinen Krebs. Und warum nicht? Weil sie Aprikosenkerne essen."

Ja essen sie denn nur Aprikosenkerne? Nichts anderes?

Und dann heißt es: "Der Verzehr von 5 bitteren Aprikosenkernen pro Tag KANN hilfreich bei einer Krebserkrankung sein". (Hervorhebung von mir)

Das ist so ähnlich wie in einem Zeitungshoroskop, wo es mitunter heißt: Heute KANN Ihnen die Liebe Ihres Lebens über den Weg laufen... oder: heute KÖNNEN Sie einen Lotto-Gewinn erhoffen.

Nett war es auch, dass sie schrieben: „Die Erfahrungswissenschaft zeigt..., oder: wie wir aus Internet-Foren erfahren haben..."

Auffallend war, dass dieser Prospekt sehr suggestiv gemacht war. Schlichtere Gemüter könnten (!) dazu angeregt werden, den Versprechungen zu glauben. Tatsächlich würden sie aber nur einer durch nichts, aber auch gar nichts begründeten Propaganda aufsitzen. Es gibt keinen Nachweis für die Wirksamkeit von Laetrile / Amygdalin / Aprikosenkernen gegen Krebs.

Jeder kann tun und lassen, was er will. Er kann sich von obskuren „Ernährungsberatern“ mit Informationen über Aprikosenkerne versorgen lassen, er / sie kann sich gegen den Hirntumor einen Bergkristall neben das Kopfkissen legen, eine Salzlampe aufstellen oder Bach-Blütentröpfchen einnehmen. Aber niemand soll sagen, wir hätten vor diesen obskuren Methoden nicht gewarnt. Es gibt keinen Nachweis einer Wirksamkeit von Aprikosenkernen gegen Hirntumoren. Siehe z.B. hier:


Quelle: http://www.pharmavista.ch/news/PVP/0001372D.htm
Krebsmittel Amygdalin/Vitamin B17: alt, unwirksam und wieder aktuell

Zitat
Amygdalin, auch Laetrile oder Vitamin B17 genannt, war speziell in den 70er Jahren populär und wird zur Zeit wieder als alternatives oder natürliches Mittel zur Behandlung von Tumorerkrankungen oder deren Symptomen propagiert.

Das cyanogene Glykosid ist als toxischer sekundärer Pflanzeninhaltsstoff bekannt und findet sich beispielsweise in Aprikosenkernen oder bitteren Mandeln. Durch enzymatischen Abbau wird im Körper Cyanid/Blausäure freigesetzt. Cyanidionen binden mit hoher Affinität an dreiwertiges Eisen, wodurch die Zellatmung im gesamten Organismus geschädigt werden kann. Kleinere Mengen Cyanid können zwar mit Hilfe des Rhodanidsynthetasesystems, das besonders in der Leber vorhanden ist, in das relativ untoxische Thiocyanat (Rhodanid) umgewandelt werden. Trotzdem sind bereits 50mg Cyanid-freisetzende Blausäure (HCN) tödlich.

Es wurde behauptet, dass Amygdalin durch die in Krebszellen gehäuft vorkommende ?–Glukosidase zu Benzaldehyd und HCN hydrolysiert würde und so selektiv wirken sollte. Sowohl physiologische als auch maligne entartete Zellen enthalten jedoch allenfalls Spuren der ?–Glukosidase.
Ebenfalls spekuliert wird, dass aufgrund des in Tumorzellen fehlenden Enzyms Rhodanase eine Entgiftung in diesem Gewebe nicht möglich sein soll. Amygdalin wird auch als Vitamin B17 bezeichnet, da ein Mangel im Ausbruch einer Krebserkrankung resultieren würde.

Für all diese Hypothesen liegen keine wissenschaftlichen Belege vor. Amygdalin ist weder als Arzneimittel zugelassen, noch spielt es in der menschlichen Ernährung als Vitamin eine Rolle."

Ulrich

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Re: Amygdalin / Laetrile / Aprikosenkerne?
« Antwort #1 am: 14. Dezember 2004, 14:38:41 »
Quelle: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7033783?dopt=Abstract

Zitat
N Engl J Med. 1982 Jan 28;306(4):201-6.

A clinical trial of amygdalin (Laetrile) in the treatment of human cancer.

Moertel CG, Fleming TR, Rubin J, Kvols LK, Sarna G, Koch R, Currie VE, Young CW, Jones SE, Davignon JP.

Abstract
One hundred seventy-eight patients with cancer were treated with amygdalin (Laetrile) plus a "metabolic therapy" program consisting of diet, enzymes, and vitamins. The great majority of these patients were in good general condition before treatment. None was totally disabled or in preterminal condition. One third had not received any previous chemotherapy. The pharmaceutical preparations of amygdalin, the dosage, and the schedule were representative of past and present Laetrile practice. No substantive benefit was observed in terms of cure, improvement or stabilization of cancer, improvement of symptoms related to cancer, or extension of life span. The hazards of amygdalin therapy were evidenced in several patients by symptoms of cyanide toxicity or by blood cyanide levels approaching the lethal range. Patients exposed to this agent should be instructed about the danger of cyanide poisoning, and their blood cyanide levels should be carefully monitored. Amygdalin (Laetrile) is a toxic drug that is not effective as a cancer treatment.

Der letzte Satz heißt übersetzt: Amygdalin (Laetrile) ist ein giftiger Stoff, der gegen Krebs keine Wirkung zeigt.

Ulrich

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Re: Amygdalin / Laetrile / Aprikosenkerne?
« Antwort #2 am: 30. Dezember 2007, 17:42:34 »
Quelle: http://www.gesundheitsprechstunde.ch/index.cfm?id=5633 (Stand 30.12.2007)

Zitat:

"Herr Cerny,was halten Sie von der Einnahme von B17 Vitamin das Laetrile oder Amygdalin enhält sprich Blausäure,angeblich soll dies die Gesunden Zellen erhalten und nur Krebs angreifen.Endecker des Vitamin B17 ist Enst Krebs.Die meisten Aerzte und die Pharma ist dagegen,ich weiss nicht wem ich glauben kann!

Prof. Thomas Cerny: Agatha Christie hat der Welt gezeigt, wie Zyankali wirkt. Zynisch gesagt kommt es darauf an, ob der Tumor oder der Patient überlebt. In den USA und Mexiko sind Hunderte von Krebspatienten leider wegen Laetrile verstorben, weswegen es in den USA verboten wurde. Leider kann man damit Geld verdienen und verzweifelte Krebspatienten ausnehmen. Hände weg!" (Zitat Ende)

Ulrich

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Re: Amygdalin / Laetrile / Aprikosenkerne?
« Antwort #3 am: 23. August 2008, 17:46:46 »
Ein Zitat, entnommen aus: http://web.archive.org/web/20020109023121/neuropsychiater.org/Laetrile.html

Aufstieg und Niedergang von Laetrile

Zitat
Solange es schwere und unheilbare Krankheiten gibt, wird es zweifelsohne auch Leute geben, die eifrig "Alternativen" zu wissenschaftlichen Behandlungsmethoden anbieten, und es wird ebenso eine Menge von verzweifelten Menschen geben, die bereit sind, diese für teures Geld in Anspruch zu nehmen. Das Phänomen "Laetrile" begann mit einem Pharmazeuten und Arzt, der ein Mittelchen nach dem anderen für die Behandlung von schweren Krankheiten, insbesondere Krebs, erfand. Es wurde von seinem Sohn fortgesetzt, einem selbsternannten Wissenschaftler, der viele Jahre an Colleges studierte, aber keinen Abschluß schaffte. Ein Mann, der als Waffenschieber ein Vermögen machte, und ein katholischer Zeitungskolumnist propagierten es als ungerechterweise verfolgtes Krebsheilmittel. Eine Elitegruppe von Mitgliedern der John-Birch-Gesellschaft betrachtete die Verbannung von Laetrile als finstere Verschwörung gegen ihre Grundfreiheiten. Nachdem es in "Vitamin B17" umgetauft worden war, propagierte eine Armee von Reformkostanhängern Laetrile zusammen mit Vitaminen und einem entsprechenden Ernährungsprogramm als die natürliche Antwort auf Krebs.

Besonders der erste Satz spricht mir aus dem Herzen.


Offline Mike

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Re: Amygdalin / Laetrile / Aprikosenkerne?
« Antwort #4 am: 23. Januar 2010, 13:46:45 »
Laetrile: Umstrittenes "Krebsmittel" mit toxischer Wirkung

Quelle:  pharmavista.net

Zitat
Im Rahmen einer klinischen Studie mit 178 Krebspatienten [N Engl J Med 306(1982): 201-206 siehe Link], die mit Amygdalin behandelt wurden, konnte kein Benefit in Bezug auf Heilungsraten, Verbesserung oder Stabilisierung der Krebserkrankung, Verbesserung der mit der Krebserkrankung korrelierten Symptomatik oder eine Ausdehnung der Lebensspanne beobachtet werden. Eine eigenmächtigen Therapie nach Bezug über das Internet ist keinesfalls empfehlenswert
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Offline Mike

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Re: Amygdalin / Laetrile / Aprikosenkerne?
« Antwort #5 am: 26. Januar 2010, 12:48:28 »
Quelle: habichtswaldklinik.de

Zitat
Aufgrund der zahlreichen Berichte hat sich das nationale Krebsinstitut der USA, das auch heute noch komplementären und alternativen Krebstherapien eher offen gegenüber steht, bemüht Fakten zu sammeln. Bei einer geschätzten Patientenzahl von 70.000 wurden von allen aufgerufenen Ärzten insgesamt 93 Patientenberichte eingereicht. 26 hiervon wiesen eine so unzureichende Dokumentation auf, dass eine Auswertung nicht möglich war. Bei den übrigen Patienten waren bei 6 Verbesserungen der Krankheitssituation beschrieben worden. Eine unabhängige Datenauswertung war jedoch bis heute nicht möglich. Wissenschaftliche Studien für den Wirkstoff liegen auch heute noch nicht vor.

...

Zusammenfassend ist aufgrund möglicher schwerer Nebenwirkungen vor dem Einsatz von „Vitamin B17“ zu warnen. Laetrile ist kein Vitamin, kein für den Körper gesunden Stoff, eine Wirksamkeit gegen Krebs ist nicht belegt. Auf keinen Fall kann eine Laetrile-Therapie eine erforderliche Krebstherapie ersetzen. Patienten, die eine komplementäre Unterstützung suchen, sollten sich für die bewährten und erwiesenermaßen ungefährlichen Möglichkeiten entscheiden.
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Offline KarlNapf

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« Letzte Änderung: 14. Oktober 2018, 10:14:17 von KarlNapf »
Dum spiro, spero = So lange ich atme, hoffe ich. (Cicero, ad Atticum 9,11)

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