Hallo Oliver!
Aufgrund eines pilozytischen Astrozytoms am Thalamus linkstemporal (mit 2maliger OP) fehlt mir unter anderem auf beiden Augen das rechte Gesichtsfeld. Ich habe die ersten 18 Jahre meines Lebens normal gesehen und nun seit knapp 7 Jahren diese Einschränkung. Durch vielerlei anderer Probleme und Einschränkungen war das Thema "Augen" erstmal nicht von so großer Bedeutung für mich, und als ich dann wirklich Zeit dazu hatte mich psychisch und praktisch damit zu beschäftigen, da war die Gewöhungsphase zum Glück schon ziemlich weit fortgeschritten. Und so ist es wirklich. Man gewöhnt sich daran. Zwar kann ich viele Dinge nicht sehen, die direkt vor meinen Augen stattfinden - weil sie sich zum Beispiel ein par Zentimenter neben dem Rand meines GEsichtsfeldes befinden - aber ich verspüre mitlerweile nicht mehr bewußt den Drang sie zu sehen. Mein Gehrin schreit nicht mehr ständig "Dir fehlt was!" "Du bist teilweise blind!", auch nehme ich es z.B:nicht mehr wahr, dass ich beim Lesen keine ganzen Wörter sehen kann, dass Menschen für mich oft nur ein Auge haben. Ich spüre nur dann, dass ich sehbehindert bin, wenn ich "behindert" werde. Also z.B. gegen einen Laternenpfahl renne, der direkt vor meiner Nase, aber außerhalb meines Sehfeldes ist. Die größten Probleme entstehen in Zusammenhang mit anderen Menschen, also z.B. im Supermarkt oder in der Fußgängerzone. Da kommt es oft zu Zusammenstößen und Mißverständnissen.
DAs ist etwas, was ich noch lernen muss: mir dort ein dickes Fell anzuschaffen. Es darf einen nicht jedes mal belasten, wenn man einen bösen Blick oder Worte erntet oder wenn man eine alte Oma anrempelt. Ich muss lernen, dass mir das egal ist, es geschehen lassen und schon wieder vergessen - da ich nichts dafür kann und es mir in meinem Leben noch unzählige Male geschehen wird.
Es gibt Dinge die ich sehr vermisse. Zum Beispiel Fahradfahren. Es treten eine Vielzahl von Problemen im Alltag auf. Aber ich glaube es gibt weitaus wichtigeres als ein par fehlende Sehfelder.
Benna