Hallo, nachdem meine Mutter nun seit fast zwei Wochen im Hospitz ist, will ich mich melden und berichten. Als erstes, sie selbst fühlt sich dort sehr wohl, sie meinte, sie hätte sich die Schwestern schon "erzogen", damit sie morgens nicht so früh geweckt wird (sie ist schon immer eine Langschläferin gewesen)! Das Laufen fällt schwerer (Gleichgewicht) und die Verwirrung nimmt zu. Gestern mittag hatte sie Besuch, so ging ich erst abends zu ihr, die anderen saßen am Abendtisch und eine Schwester meinte, sie hätte gesagt sie wolle kein Abendbrot. Naja, nachdem sie Besuch hatte und dieser bestimmt auch wieder "Leckeres" mitgebracht hatte, war mir das irgendwo klar. Also gingen wir ins Zimmer, da lag sie im Bett und schlief, richtig tief. Ich habe dann ein bißchen das Obst zusammengeräumt und in unser "Besucherbuch" einen Blick hineingeworfen, es schreiben tatsächlich fast alle rein, die zu Besuch kommen (finde ich schön)! Langsam wachte sie dann auf, weil sie uns hörte und dann war sie aber absolut "neben der Kappe"! Mein Vater rief an, aber sie meinte sie will jetzt nicht mit ihm reden (war ja auch echt noch im Halbschlaf). Dann schaute sie auf die Uhr (wir haben ihr direkt an der Wand vor dem Bett so ne große Küchenuhr aufgehängt, also in ca. 2 m Entfernung, und meinte, was will er denn um halb acht, der spinnt ja. Da musste ich lachen und sagte ihr, dass es nicht am morgen halb acht ist sondern am abend, aber das ging die ganze Zeit so weiter, immer wieder machte sie Bemerkungen an denen man merkte sie meinte es sei morgens. Dann kam auch die Schwester, zwecks umziehen fürs Bett, Ma meinte dann sie solle doch später wieder kommen, wenn sie den "Besuch" rausgeschmissen hat. Da lachte auch die Schwester und meinte, ob sie immer so schlagfertig sei, musste ich allerdings bestätigen. Aber im nächsten Moment kam wieder eine Bemerkung, wo ich ihr wieder sagte es sei abends und sie würde nun sowieso schlafen da es Nacht werde...
Heute geht mein Pa wieder rein und heute früh waren alte Freunde von uns zu Besuch bei ihr. Ja also ich selbst muss sagen, dass der Gedanke mit dem Hospitz einfach gut war. Ich hätte sonst nicht gewusst wie es weitergehen soll. In einem Heim kann ich mir meine Mutter nicht vorstellen, da dort einfach auch zu wenig Zeit für "solche" Menschen aufgebracht wird. Dort hat sie ständig jemanden um sich, wenn sie will und wird auch immer wieder gefragt was, wann und wo sie was will. Diese Beschreibung (das Hospitz wird zur zweiten Familie) stimmt hier voll und ganz. Trotzdem kann es natürlich nicht über den Schmerz hinweghelfen, dass meine einen geliebten Menschen so sehen muss
Mein Pa muss nun endlich auch wieder in den Tritt kommen, er kann einfach nicht "loslassen", klar es ist sein Frau und sie waren lange verheiratet, seht das hier nun nicht von mir als herzlos an, aber der hat schon Gedankengänge, dass mir demletzt der Kragen geplatzt ist und ich ihm sagte ich besorge ihm eine Schaufel und einige Holzbretter, er schaute mich fragend an, da meinte ich "naja, kannst ja deine Kiste schon bauen und das Loch ausheben". Kling hart ich weiß, aber sorry, ich habe die ganze Belastung, schaue nach allem und jedem, habe auch Trauer und Sorgen, aber danach frägt keiner (zumindest er nicht). Er versinkt momentan so richtig im Selbstmitleid, auch das ist schlimm, zumal er in dem Zustand für meine Ma auch keine Hilfe ist. Die sagt ja auch, der wird nicht ruhiger und er solle doch ein paar Tage wegfahren.... Wir werden sehen, muss gucken ob er irgendwo mitgehen kann zum kegeln, wandern oder so.
Hoffe das Beste und wünsche euch allen viel Kraft!