HirnTumor-Forum

Autor Thema: Mein Akku ist leer  (Gelesen 8824 mal)

Offline Gati

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Mein Akku ist leer
« am: 16. Juli 2009, 10:30:28 »
Hallo, bin im Moment ziemlich unten. Bekomme gerade Bestrahlungen (ca. 30) bin immer müde und einfach nur stinkfaul. Meine Kinder lassen mich ziemlich im Stich, im Gegenteil sie holen mich nur noch weiter runter. Irgendwie kapieren sie nicht , wie ich mich fühl. Mein Mann anscheinend auch nicht. Er komt immer später von der Arbeit, dann isst er was, liest die Post oder Zeitung oder Nachrichten im Fernsehn. Dann sein Garten oder .... . Bin den ganzen Tag allein (gottseidank mit meinen Hasen) habe  :'( keine Ansprache. Kann mit meinem Auge nicht alleine weggehen, Autofahren darf ich eh nicht. Der einzige Mensch mit dem ich im Moment reden kann, ist mein Taxifahrer. Das ist ein Super Typ. Die Stunden im Auto sind eigentlich viel zu kurz. Er ist der einzige der mich immer wieder mal zum Lachen bringt.  Im Moment kraut es mich vor jeden neuen Tag. Zwischendurch nehm ich immermal ne Tabl. mit der kann ich dann den Tag und auch die Nacht durchschlafen. Aber irgendwann wach ich halt auch wieder auf.
Danke fürs Zuhören. Gati :'( :'(
Soviel nur zu dem Thema." Die Familie als Halt in der Krise"
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Offline Bea

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Re: Mein Akku ist leer
« Antwort #1 am: 16. Juli 2009, 16:08:34 »
Liebe Gati,

deine Worte erschrecken sehr. Es tut mir leid, dass es dir momentan schlecht geht.

Familie ist sicher Halt in der Krise; aber deine Familie hat genau diese Krise. Man braucht doch auch zeit und muss einen Weg finden mit dem umzugehen was man nicht ändern kann.
Ob da auch Hilflosigkeit drin steckt? Es schmerzt unbeschreiblich einen geliebten Menschen leiden zu sehen. Manche reagieren nicht so wie wir Betroffene uns das wünschen.
Sprich doch mal mit deinem Arzt. Vielleicht ist es auch eine Lösung ein paar Tage stationär zu bleiben.

Drücke dir ganz fest die Daumen, dass du eine erfolgreiche Therapie hast und dass sich die Situation zu Hause bessert.

LG,
Bea

P.S. Manchmal helfen auch die Fotos aus den unbeschwerten Zeiten....

Offline Gati

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Re: Mein Akku ist leer
« Antwort #2 am: 16. Juli 2009, 22:46:37 »
Danke Bea,  für die liebe Antwort. Vielleicht hat die Familie eine Krise, ich aber auch. Wenn ich mit meinem Sohn "diskutiere" und bekomme danach von meinem Mann gesagt ich soll mich doch mal ein bischen zusammenreissen, was würdest Du dann tun oder denken?
Mit tut es im Moment einfach sehr weh, von denen für die ich immer alles (wahrswcheinlich zu viel) gemacht habe jetzt im Stich gelassen zu werden. Wenn mein Mann mir dann noch in den Rücken fällt tut es nur noch weh. Ich fühl mich einfach nur im Stich gelassen und verlassen.
Ich bräuchte dringend etwas zum "Aufladen" , ich fühl mich einfach nur leer und allein. Manchmal frag ich mich wirklich für wenn und warum ich das alles durchmache.
Ich bin aber trotz Allem immer wieder froh über dieses Forum. Man findet immer wieder jemand, der einem gut tut.
ganz liebe  grüße und ich drück dich mal ganz fest Gati
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Offline Bea

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Re: Mein Akku ist leer
« Antwort #3 am: 20. Juli 2009, 09:22:13 »
Gati schrieb: 
Zitat
Manchmal frag ich mich wirklich für wenn und warum ich das alles durchmache.
An erster Stelle für dich!  Der Weg dies wieder zu begreifen ist sehr schwer. Sich selbst mit seinen üblen Launen, seiner Empfindlichkeit und seinen Veränderungen anzunehmen, das habe ich als die bisher schwerste Aufgabe in meinem leben empfundn. Die Einsicht kam spät und schmerzhaft.

Das was du beschreibst sind für mich Veränderungen und Belastungen auf die uns niemand hinweist - wer auch?
Sprich mit deinem Umfeld mal darüber. Vielleicht ist es ein erster Schritt wenn du hörst wie deine Leute dich momentan erleben und sehen. Aus eigener Erfahrung kann ich dir raten dies an einem möglichst guten Tag zu probieren oder aber sich von aussen slbst zu betrachten.

Ich wünsche dir von Herzen dass ihr als Familie diese Zeit meistert und euch wieder Halt und Kraft geben könnt!

LG,
Bea

Offline Horizontblau

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Re: Mein Akku ist leer
« Antwort #4 am: 21. Juli 2009, 09:23:51 »
Hallo Gati,
Deine Berichte schockieren mich sehr!! Kann Deine Familie nicht mit der Krankheit umgehen oder ticken die echt so? Du Arme, dabei bräuchtest Du sie jetzt am meisten. Wie alt sind Deine Kinder? Hast Du die Möglichkeit wenigstens ein Teil durch andere Menschen auszugleichen, auch wenn es kein Ersatz ist, eine gute Freundin, ein guter Freund wären doch Gold wert.

Ich wünsche Dir jetzt viel Kraft und dass Ihr wieder ins Gespräch und damit enger zusammen findet,

LG
Horizontblau

Offline Bluebird

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Re: Mein Akku ist leer
« Antwort #5 am: 21. Juli 2009, 10:22:38 »

Liebe Gati,

die Kraft, die Du brauchst, findest Du wahrscheinlich eher in diesem Forum oder bei Ärzten, die Dich bei der Genesung unterstützen.
Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht in der weiteren Verwandtschaft und auch bei " guten  Freunden ", für die ich immer ein offenes Ohr hatte und die sich dann abwendeten, als ich nicht mehr für sie parat stand und funktionierte, sondern auch Verständnis suchte.
Es tut weh, solche Erfahrungen zu machen. Meningeom-Patienten wird manchmal angesichts  schlimmerer Krankheiten  nicht die Zuwendung zuteil, die sie brauchen, um psychisch mit der Situation fertig zu werden.
Auch wenn man Dir die Erkrankung nicht direkt anmerkt, fordere Dein Recht ein, einen Schritt langsamer zu leben, sich Auszeiten zu nehmen und Unterstützung zu bekommen. Erkläre, wie Du Dich fühlst, was in Deinem Körper und in Deinem Kopf vorgeht.
Und schreibe Dir hier von der Seele, was Dich traurig macht und Dich enttäuscht.

Liebe Grüße
Bluebird
The best time to plant a tree was 20 years ago.
The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

Offline heifen

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Re: Mein Akku ist leer
« Antwort #6 am: 21. Juli 2009, 12:52:43 »
liebe gati
dusolltest vermeiden, so lange allein zu sein, evtl setz dich an den pc und schreib mir oder irgend jd , der das alles auch durchmacht( oder quatsch ein wenig ueber msn oder skype)
leider muss ich bestaetigen, dass man solche momente meist ohne grossen beistand durchleben muss
troestend ist, dass dich das staerker macht,
du musst auf dich und deine eigenen kraefte zaehlen, auch den mut haben, zu sagen: ich bin muede, seht einmal zu, dass ihr alleine fertig werdet
mein mann hat mich verlassen, als die geschichte mit der endgueltigen diagnose zutage kam
hab mit meiner damals 8 jahre alten tochter zusammen gekaempft, sie hat mich nach den grand mal anfaellen immer versorgt: kissen unter den kopf ,. kopf zur seite, mich mit einem laken zugedeckt(bin immer auf dem marmorboden gelandet), dann meine freundin angerufen und alles ohne erfahrung
sie hat automatisch das richtige getan
aber das mit 8 jahre durchzustehen, ohne, dass der vater sich blicken liess, war zuviel fuer sie und im abstand von jahren hat sie dann doch probleme entwickelt, ihre freunde waren durchschnittlich 20 jahre aelter als sie
das wiederum hat sich auf unser verhaeltnis negativ niedergeschlagen
jetzt ist sie 25 mit einem 30 jahre aelteren freund...zu meiner vollen begeisterung!...aber ich hab gelernt, den mund zu halten
mein freund ist juenger als ihrer
ich glaube sie sucht irgendwie eine person, die einen vater ersetzt
natuerlich kommt sie da an die erbaermlichsten typen
aber sie muss aus eigener erfahrung lernen
auch bei mir gibt es tiefs, dann ist auch bei mir das akku leer, das gute an akkus, man kann sie aufladen, am besten, fern von zuhause mit einer freundin im kino, bei einer veranstaltung, in einem museum
du hast nur ein leben, schmeiss es nicht weg(aus falscher ruecksichtsnahme), mach das, was dir spass macht, und wenn sich im haus der staub haeuft, geh raus
lass deine lieben lernen,. dass auch sie kochen und putzen koennen
und das ganz unabhaengig davon, wie es dir geht
wenn du faul sein willst, sei es, gehe nicht gegen deinen koerper an,die kraefte brauchst du
sei stark genug, den anderen zu zeigen, dass du dir unheimlich wichtig bist, vielleicht merken sie dann, dass du es auch fuer sie bist!
bacioni
heidi

Jens B

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Re: Mein Akku ist leer
« Antwort #7 am: 22. Juli 2009, 00:18:22 »
Hallo Gati!

...du Ärmste! Deine Zeilen machen mich unglaublich traurig, aber auch wütend auf deine Familie! Es tut mir so unglaublich leid! Das ist völlig unreif von denen! Sage ihnen das ruhig mal. Aber vielleicht ist es auch schlichtweg Überforderung? Sie wissen wahrscheinlich nicht, wie sie damit umgehen sollen. Aber schön, dass du in deinem Taxifahrer wenigstens einen guten Zuhörer gefunden hast, der dir etwas Halt und neue Kraft gibt! Wie es dir hier schon empfohlen wurde, findest du im Forum jederzeit (!) geduldige Zuhörer!
Schreibe dir hier deine Sorgen weg!“ Wir alle sind für dich da!!!
Ich wünsche dir jetzt für diese sehr schwierige Phase ganz viel Kraft und das du die Bestrahlung „gut weg steckst“ & sie vollsten Erfolg hat und natürlich, dass sich das Verhältnis in deiner Familie zum Guten wendet! Gib ihnen Zeit, mit der Situation - die auch sehr schwierig für sie ist (!) - klar zu kommen!
Herzliche liebe Grüße und alles Gute,

Jens B.

Kat_38

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Re: Mein Akku ist leer
« Antwort #8 am: 22. Juli 2009, 17:25:07 »
Liebe Gati,

es ist schlimm, dass Du Dich so allein fühlst und Dir der Halt aus Deiner Familie zu fehlen scheint. Ich weiss, wie sehr man sich den Halt gerade aus der Familie wünscht.. Nur, aus welchen Gründen Du ihn derzeit nicht von Ihnen bekommst, versuche einen Weg für Dich zu finden, bei dem Du Deine Akkus wieder aufladen kannst - ohne dabei auf Deine Familie angewiesen zu sein.
Natürlich tut es weh, sehr weh, wenn die Krankheit und die Behandlung nicht richtig ernst genommen wird und man sich nicht so "anstellen" soll. Dass das nicht in Ordnung ist, steht außer Frage.
Vielleicht kannst Du ja Deine Kraft durch Dich selbst aufladen, also unabhängig von Deiner Familie. Ich bin z.B. sehr für Depressionen anfällig, ziehe mich dann total zurück und igele mich ein, was der Situation nicht wirklich hilft. Ich habe dann genau wie Du das Forum hier kontaktiert und mir dadurch auch eine Art von Hilfe/ Kraft geholt. Ich habe mir aber auch professionelle Hilfe von einem Therapeuten geholt. Und ich habe die Kraft der Natur wieder entdeckt. Ich gehe mit meinem Rollator an die Natur, wenn auch nur für wenige Minuten, spüre den Wind, die Luft und versuche daraus Kraft für mich zu schöpfen. Und ich habe noch andere Dinge für mich entdeckt, die mir dabei helfen, innerlich wieder kräftiger zu werden. Nur, wenn so ein Tief bei mir kommt, muss ich mich aktiv an diese Hilfen erinnern und sie dann auch machen, was mir leider noch immer schwer fällt. Ich denke, dass Deine Emotionen und meine Depressionen auch gewisse Überlappungen haben, vielleicht helfen Dir ja meine Schilderungen etwas..
 
Ich wünsche Dir sehr, dass Du Dich nicht unterkriegen lässt. Wenn Du meinst, dass es zur Zeit Sinn macht, mit Deiner Familie zu sprechen, dann mach es. Ich denke, dass für so ein Gespräch die Erwartungshaltung heruntergeschraubt werden sollte. Das schützt vor erneuten Enttäuschungen. Das sind meine Erfahrungen.
 Mach das, was DIR gut tut. Du bist der wichtigste Mensch für Dich!

Beste Grüße
Kat_38

 



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