HirnTumor-Forum

Autor Thema: Großes Vorderhirn-Meningeom  (Gelesen 13199 mal)

daniel05

  • Gast
Großes Vorderhirn-Meningeom
« am: 13. Februar 2005, 01:12:44 »
Hallo! Am 24.1.05 hat mein vater die diagnose hirntumor von einem arzt bekommen. Noch am gleichen Tag ist er ins Krankenhaus gekommen. zwei tage später wurder er dann in ein anderes krankenhaus verlegt wo man dann auch feststellte das es ein Haupttumor (ich weiß jetzt nicht wie das richtig heißt) und ein zweiter doppelt so großer tumor sei.noch einen tag später wurde er dann 13,5 stunden lang operiert. Die OP ist gut und ohne komplikationen oder Gefährdungen verlaufen. Der Tumor hat auf das Vorderhirn und auf die Riechnerven und zum Teil auch auf die Sehnerven gedrückt.Die Befunde waren beide gutartig. Vor der OP war mein Vater sehr inaktiv und apatisch.Er hat fast garnicht mehr am Leben teilgenommen und viele Sachen interessierten ihn eigendlich garnich mehr. Schon ein paar Tage nach der OP war schon eine deutliche Besserung für uns zu erkennen. Er redete sehr viel (so wie früher) und wir waren überrascht das er wieder ein verhalten wie früher zeigte. Bis Heute (17 Tage nach der OP) hat sich sein Zustand immer weiter verbessert. Heute haben wir ihn dann auch aus dem Krankenhaus abgeholt und mit nach hause genommen.
Was mir jetzt noch ein bißchen sorgen macht ist, das er in irgendeiner art hyperaktiv wirkt. Die ganze Autofahrt vom Krankenhaus bis nach Hause (etwa 1 stunde) hat er nur geredet. Auch jetzt zuhause redet er sehr viel und umfassend. Wenn er über was redet, holt er sehr weit aus und erzählt alles bis ins kleinste Detail. Damals hat er das gleiche auch gemacht aber nicht in diesem Umfang. Weiterhin ist mir aufgefallen das er irgendwie sehr gefühlslastig geworden ist. Ein Beispiel wäre zum Beispiel als er vorhin über den zweiten Weltkrieg erzählt hat, ist es mir so vorgekommen als ob er gleich anfängt zu weinen. Vorher konnte er relativ ruhig und beherrscht darüber reden. Sind solche "Nachwirkungen" normal und legen die sich irgendwann wieder oder bleibt das so? Irgendwo macht man sich ja doch so seine Sorgen.

Mfg Daniel
« Letzte Änderung: 02. März 2005, 21:00:55 von Ulrich »

Ulrich

  • Gast
Re:Großes Vorderhirn Meningeom
« Antwort #1 am: 13. Februar 2005, 08:16:22 »
Ich glaube schon, daß die "Gefühlslastigkeit" völlig normal ist und sich auch in einem halben Jahr wieder legen kann. Siehe z. B. den Beitrag Posttraumatische Belastungsstörung (Klicken)

Es gibt einen Beitrag, der Ähnliches beschreibt: Psychische Folgen meiner Meningeom-OP, etc. Sieh' Dich einfach einmal um.

Andere Mitglieder werden Dir sicher meine Einschätzung bestätigen.

Die beiden obigen Diskussionsfäden beschäftigen sich mit den Folgen eines Traumas (auch Unfall) oder eines Hintumors allgemein.

Was den Stirnlappen des Gehirns speziell anbetrifft, vermutet man dort die Kontrolle und Organisation der Informationsverarbeitung, auch ist er bedeutsam für die soziale Interaktion. Einen Artikel habe ich gefunden, der sich speziell mit dem Thema "frontales Meningeom" auseinandersetzt. Dort steht aber, daß keine nachhaltigen (dauerhaften) Veränderungen erwartet werden. Siehe hier: http://www.mc600.de/forum/index.php?board=39;action=display;threadid=1094

Erika

  • Gast
Re:Großes Vorderhirn-Meningeom
« Antwort #2 am: 13. Februar 2005, 13:19:01 »
Hallo Daniel,

bei meinem vater war es ähnlich. er war auch vor der diagnostik zunehmend wortkarg, müde, wenig aktiv und hat sich mehr und mehr zurück gezogen, wurde inkontinent....Nach der op war er nicht mehr zu bremsen....er redete sehr viel, war sehr gefühlsbetont, oft auch weinerlich. er sagte selbst, es sei, als wenn sein bisheriges leben nochmals wie ein film an ihm vorübergehen würde und er in kurzform noch vieles nochmals erleben würde.
er hat sich zu 100% wieder erholt, was sehr schön zu erleben ist.

zur information: war früher als lydia hier eingeloggt.

grüsse erika

daniel05

  • Gast
Re:Großes Vorderhirn-Meningeom
« Antwort #3 am: 13. Februar 2005, 13:41:47 »
Hallo Erika!
Das freut mich zu hören das sich dein Vater wieder völlig erholt hat. Das gibt mir dann auch schonmal Hoffnung
Die Links oben von Ulrich helfen mir zumindest soweit diese psychischen Folgen zu verstehen. Allerdings weiß ich bzw. meine Mutter und ich nicht wie wir damit umgehen sollen. Sollen wir ihm eher Bestätigung geben oder sollen wir ihn eher wieder "zurechtweisen" das jetzt für ihn wieder das "normale" Leben und nicht das Krankenhausleben weitergeht?
Es kam gestern und heute irgendwie so rüber als ob er sich von uns mehr oder weniger "bemuttern" lassen will, zumindest was die verpfegung angeht. Er ist ja in der Lage sich selber einen Kaffee zu machen, aber es kommt immer so rüber als ob wir ihm den Kaffee bringen sollen.
Die Ärzte im Krankenhaus haben uns gestern gesagt das er morgen auf jeden Fall nochmal zu seinem Hausarzt gehen soll. Meine Mutter wollte zusammen mit ihm dahin gehen aber er lehnt das strikt ab.
Für uns ergibt sich da irgendwie ein Wiederspruch weil wir nicht wissen wie wir jetzt mit ihm umgehen sollen.

MfG Daniel

Erika

  • Gast
Re:Großes Vorderhirn-Meningeom
« Antwort #4 am: 13. Februar 2005, 16:33:33 »
hallo daniel,

ist dein vater jetzt zuhause, nehm ich mal an. direkt vom krankenhaus oder hatte er noch eine reha?
uns hatte der chirurg gesagt, dass mein vater sehr viel verständniss und zuneigung brauchen würde, um das erlebte zu verarbeiten.
von der reha hatte er die order, sich zu schonen.
wir haben meinen vater solange begleitet, bis er sich stark genug fühlte, alleine zu gehen und zwar in allen bereichen.
er brauchte anfangs extrem viel zuneigung, körperkontakt und sicherheit, dass wir nach wie vor für ihn da sind.
rede doch einfach mit deinem vater über die situation. schliesslich ist sie für euch genau so neu wie für ihn.
möchte er denn alleine zum hausarzt gehen oder gar nicht?
mein vater hatte anfangs zum beispiel den anspruch, dass der hausarzt sich zu ihm herbequemen könne, wenn er schon so viel durchmachen hätte müssen....das hat sich alles eingespielt.
er konnte anfangs z.b. auch keine zeitung lesen und liest jetzt wieder bücher.
wenn man bedenkt, wie lange eine wunde braucht, wenn z.b. ein bein gebrochen ist.....und wie lange wir da zeit haben, uns zu erholen und das bein schonen.....anders ist es ja mit den gehirn auch nicht.....

also lasst euch zeit miteinander erika

daniel05

  • Gast
Re:Großes Vorderhirn-Meningeom
« Antwort #5 am: 13. Februar 2005, 16:51:28 »
Wir haben ihn gestern direkt aus dem Krankenhaus mit nach hause genommen. Die Reha beginnt am Donnerstag, also in 4 Tagen, und soll wohl 3 Wochen dauern. Zum Hausarzt geht er schon, er will eben nur alleine gehen. Vor der OP hatte er sich extrem dagegen gestreubt zur "Abschlussuntersuchung" zum Neurologen zu gehen.
An sich ist er ja in der Lage alles zu machen was er will. Er macht sich sogar grade einen Heringssalat  ;D
Die Ärzte haben auch gesagt das er sich noch schonen soll an den Tagen die er jetzt noch zu hause ist. Aber er geht irgendwie zu jedem ins Zimmer um irgendetwas zu erzählen. Wenn man dann mal sagt das er mal ruhig machen soll, stellt er sich stur dagegen. Er setzt sich dann zwar für den Moment wieder hin, aber nach 30min. geht das ganze Spiel wieder von vorne los. Wenn man dann nochmal was sagt, bekommt man irgend ein Kommentar von ihm zurück. Sein Gemütszustand ändert sich auch regelmäßig. In einem Moment ist er freundlich, im anderen ist er total gereizt. Das ist echt schwer sich immer darauf einzustellen weil ihm das ja nicht auf der stirn geschrieben steht.

MfG Daniel

Erika

  • Gast
Re:Großes Vorderhirn-Meningeom
« Antwort #6 am: 13. Februar 2005, 17:17:39 »
hallo daniel,

ja, wenn ich das so lese, fällt mir ein, dass mein vater auch dann gereizt war, wenn er überfordert war. dass er weniger geduld hatte, ja dass er amfang schon behandelt wurde wie ein rohes ei.
die zeit zwischen krankenhaus und reha ist eine schwierige zeit, da spielt auch unsicherheit und angst eine grosse rolle.
seid einfach für ihn da und lasst ihn erst mal gewähren, da spielt sich ein. mein vater wurde vor einem jahr operiert und im herbst war erst wirklich wieder so richtig fit. heute geht er täglich 6 km, auf zweimal eingeteilt und inzwischen gehen einige leute von unserem dorf mit ihm spazieren, weil sie auch nicht alleine gehen wollen........ wie alt ist dein vater denn? mein papa ist jahrgang 21........

liebe grüsse gisela

Ulrich

  • Gast
Re:Großes Vorderhirn-Meningeom
« Antwort #7 am: 13. Februar 2005, 17:22:48 »
@ Daniel05

Mich wundert, dass man Deinem Vater keine Reha angeboten hat. Das hätte den Vorteil, dass er sich in ein System eingewöhnen muß, sich kaum gehen lassen kann, dass er dort von professionellen Pflegekräften betreut wird, die eben nicht mit ihm verwandt sind, die sich auskennen mit dem Zustand nach Hirn-OP und die dafür bezahlt werden. Sie könnten ihm auch beibringen, dass er im nächsten halben Jahr nicht Auto fahren darf, etc. Von ihnen muß er das einfach akzeptieren...

>   Zurechtweisen
Den Vater „zurechtweisen“ geht natürlich nicht. Das wäre wie eine Art Entmündigung. Das muß man anders anfangen. Z.B. einfach mal sagen, ich bin heute bis 12 Uhr unterwegs, schäle doch mal die Kartoffeln, oder so...

>   Begleitung zum Arzt
Ich habe hier (unter Punkt 5) ein paar Gedanken zum Thema „Begleitung“: Man könnte das ja so formulieren: Wir haben Sorge, Du hast einen Kreislaufkollaps... Man muß ihm ja nicht unbedingt erzählen, dass es postoperativ (zumindest theoretisch) auch zu einem epileptischen Anfall kommen kann..

>   Bemuttern
Das ist ein paar Wochen ganz hübsch und ihm ja auch zu gönnen, die Anspruchshaltung kann aber auch größer werden, der Übergang zu einer Art „Haustyrranei“ ist fliessend.

daniel05

  • Gast
Re:Großes Vorderhirn-Meningeom
« Antwort #8 am: 15. Februar 2005, 18:10:55 »
@Erika: Mein Vater ist Baujahr 40, im März wird er dann 65. Inzwischen hat sich seine Überaktivität ein ganz kleines bißchen gelegt. Die Gereiztheit und Ungeduldigkeit tritt bei ihm nicht auf wenn er überfordert ist. Mir kommts wirklich so vor als ob das immer von der einen auf die andere Minute wechselt.

@Ulrich: Seine Reha beginnt am Donnerstag. Er hat mich neulich gefragt ob ich noch eine Stoppuhr hätte. Darauf hin hab ich ihn gefragt wofür er eine Stoppuhr bräuchte. Er meinte dann das er sich dann in der Reha sein eigenes "Trainingsprogramm" zusammenstellen will. Geht das so einfach? Ich mein er kann ja da dem Personal sicher nicht auf der Nase herumtanzen.

Mal zum Autofahren: Im Krankenhaus hat man ihm schon gesagt das er etwa 6-8wochen nicht fahren darf. Irgendwo hab ich gelesen das man nach so einer OP 3 Monate Verbot hat. Wieviel ist es denn nun wirklich?

Wollt mich dann auch erstmal für eure netten Antworten bedanken!

MfG Daniel

Ulrich

  • Gast
Re:Großes Vorderhirn-Meningeom
« Antwort #9 am: 15. Februar 2005, 18:25:32 »
In der Reha bekommt er einen relativ engen Stundenplan, er wird gefordert und gefördert. Dem Personal kann er nicht auf der Nase rumtanzen, das lassen die sich nicht gefallen. Er muß sich – wie schon gesagt – in einen Rahmen einpassen, hat einen Stundenplan wie in der Schule. Wenn er dann noch überschüssige Kräfte hat [Stoppuhr!], dann lass’ ihn halt rennen. Ich hab’ in der Reha auch schon Leute getroffen, die sind abends illegal in die nächste Kneipe, da ist es besser, er rennt.

Was das Autofahren anbetrifft, so habe ich das mit den 6 Monaten auch nur gehört. Haltet Euch an die Empfehlung der Klinik. Denk’ daran: es könnte jede Menge Haftpflichtprobleme geben, wenn was passiert.

Offline Ciconia

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Re:Großes Vorderhirn-Meningeom
« Antwort #10 am: 17. Februar 2005, 10:12:11 »
Was das Autofahren betrifft, so sagte man mir in der Klinik, ich solle 10 Wochen damit warten. Ich war dann 6 Wochen bei der Reha. Dort machte ich ein spezielles Training in der Neuropsychologie und am Ende die MPU-Prüfung. Das ist ein Reaktionstest. Man sieht verschiedene Formen und Farben auf dem Bildschirm und hört gleichzeitig hohe und tiefe Töne. Darauf reagiert man mit den Händen auf der speziellen Tastatur und mit 2 Fußhebeln. Die Reaktionszeit und Genauigkeit wird gemessen. Wer den Test nicht bestanden hatte, mußte unterschreiben, daß er nicht Auto fährt bzw. dies auf eigene Gefahr geschieht. Bei einem Unfall muß die Rehaklinik auf Verlangen dieses Schreiben an das Landratsamt rausgeben.
Es ist also nicht so einfach mit dem Fahren nach einer Kopf-OP, insbesondere was die rechtlichen Folgen bei einem ev. Unfall angeht. Alle Schlaganfallpatienten mußten diesen Test übrigens auch machen.
Andererseits, wäre ich nicht bei der Reha gewesen, hätte ich dies alles nicht gewußt und wäre nach 10 Wochen wieder gefahren. Meine OP ist jetzt 2,5 Jahre her und ich fahre nur kurze Strecken und auch nur wenn es mir wirklich gut geht. Den Test habe ich damals bestanden. ;D
LG von ciconia
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daniel05

  • Gast
Re:Großes Vorderhirn-Meningeom
« Antwort #11 am: 04. März 2005, 18:04:17 »
Hallo!
Wollt mich mal wieder hier zu Wort melden und mich dabei auch gleich nochmal für eure Antworten bedanken.
Momentan siehts ganz gut aus. Die Reha sollte eigendlich in einer Woche beendet sein. Heute kam dann ein Zivildienstleistender bei meiner Mutter auf der Arbeit vorbei und sagte zu ihr das er "ihren Mann im Auto habe".
Er hat dann halt erzählt das er irgendwie gestürzt sei und nun ins Krankenhaus zum röntgen müsste. Zur Zeit ist er wieder in dem Krankenhaus, in dem die Gehirn-OP war...soagr auf der gleichen Station.
Die Diagnose hieß vorhin noch Oberschenkelhalsbruch.
Ich denke es ist doch ziemlich dreist von der Rehaklinik ihn einfach in ein Auto zu setzen und ins Krankenhaus zu fahren oder?
Ich mein wie kann sowas überhaupt in so einer Klinik passieren?
Außerdem find ich es auch nicht unbedingt ok von der Klinik uns nicht zu informieren. Es kam weder zu Hause ein Anruf, noch auf der Arbeit von meiner Mutter.
Nunja morgen soll dann wohl die OP sein...mal schaun was dann wird.

MfG Daniel

 



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