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Autor Thema: Einfach mal von der Seele schreiben. (GBM IV)  (Gelesen 8390 mal)

Petra.P.

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Einfach mal von der Seele schreiben. (GBM IV)
« am: 20. Juli 2005, 23:55:48 »
Hallo

Bei meiner Mama fing alles ganz harmlos an, mit Kopfschmerzen die immer stärker wurden, dagegen gibt es ja genügend Pillen vom Arzt. Nach einem 14 tägigen Urlaub kam sie zu mir und ich sah das ihr nicht gut ging. Die linke Gesichtshälfte hat etwas gehangen. Es war Freitag abend und keine Praxis auf. Ich lies sie nicht mehr nach Hause gehen. Samstagmorgen ist sie ohne irgend einen Grund einfach hingefallen. Darauf rief ich einen RTW. Die wollten sie nicht mitnehmen sie hätte doch nichts und sie sollte mehr trinken. Ich bestand aber auf die Mitnahme mit der Drohung: sollte es sich um einen Schlaganfall handeln, werde ich sie verklagen.!
So kam sie in die Klinik. Da sie neurologische Ausfälle hatte wurde bei ihr ein CT gemacht. Und es stellte sich heraus, das sie einen Raumfordernde Tumor von der Größe 9x6 cm in der rechten Gehirnhälfte hatte. Nach dem CT sollte sie wieder auf die Stadion, ( gleich in den Fahrstuhl und in die 3 Etage 2 Zimmer) dort kam sie aber nicht an, denn sie hat sich verlaufen und bekam einen Krampfanfall irgendwo im Keller.  Um die Kampfanfälle und den Gehirndruck zu lindern bekam sie  Cortison und Carbamazepin400. Nun hieß es warten auf einen Termin in der Neurochirurgie das dauerte fast drei Wochen und man konnte ihren zerfall sehen.
In der Uni-Klinik Homburg Saar wurde sie nach weiteren 14 Tagen endlich operiert. Dann die niederschmetternde Diagnose: GLIOBLASTOM WHO IV und somit keine Chance auf Heilung. Sie war doch erst 60 Jahre. Jetzt ging es darum sie Stark zu machen damit sie die Bestrahlung machen lies. Die ersten 6 Bestrahlungen wurden gemacht, dann das nächste MRT und schon wieder ist es nachgewachsen, aber schneller als zuvor. Nur 6 Wochen später schon die zweite OP. nach 7 Tagen wurde sie entlassen. Mit dem Argument,,: Gehen sie nach Hause und genießen sie die Zeit die sie noch haben." Ich habe sie zur Pflege bei mir aufgenommen. Sie fühlte sich pudelwohl. Denn sie hatte ihre beiden Enkelkinder um sich die sie verwöhnten. Nach nur zwei Wochen kamen unkontrollierbare Krampfanfälle die ich nicht mehr beinflussen konnte. Somit entschied ich zum wohle der Kinder sie in ein Hospiz zu geben. Das lag nur ein paar meter von mir entfernt und wenn etwas war bin ich schnell mal hingelaufen. Die Kinder sind sie nach der Schule besuchen. Und bei schönem Wetter sind wir spatzieren gefahren. Das ging ganze 3 Wochen gut. Dann kam abens ein Anruf.
Sie könne die Medikamente nicht mehr schlucken. Das Cortison kann man spritzen aber nicht das Medikament für die Krampfanfälle. Somit bekam sie Morphium. Dann hat sie fast nur noch geschlafen. Als ich merkte das sie bald sterben musste bin ich nicht mehr von ihrer Seite gegangen, denn ich habe es ihr versprochen.

Es war am 28.11.2004 auf den 1. Advent da ist sie in meinen Armen morgens um 10:06 Uhr eingeschlafen und mit Ihren Engeln davon geflogen. Aber die letzten Stunden verfolgen mich fast jede Nacht.

Offline Murphy

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Re:Einfach mal von der Seele schreiben.
« Antwort #1 am: 23. Juli 2005, 20:49:02 »
Hallo,

ich hoffe, ich darf mich Deinem Thread anschließen? - Ich lese schon lange in diesem Forum mit ohne mich aktiv zu beteiligen ...

Auch meine Mutter (55J) erkrankte letztes Jahr an einem GBM IV. Wie so oft kam alles sehr plötzlich. Eigentlich wollten meine Eltern am 27. Feb. 04 zu mir kommen, meine Mäm wollte für mich spülen - ich hasse spülen  ;) - und mein Vater wollte irgendwas anbringen. Als ich von der Arbeit kam, war keiner da ... naja .... meine Schwester rief mich dann an und erzählte, daß es Mäm nicht gut gehen würde. Wir dachten beide, daß sie wieder eine Gallenkolik hätte ... weit gefehlt. Später erreichte ich endlich meinen Vater und erfuhr, daß sie im KH auf der Intensiv lag .... aus den Schilderungen meines Vaters reimte ich mir zusammen, daß sie einen Grand Mal hatte .... nebenbei ich bin Physiotherapeutin und arbeite überwiegend mit neurologisch betroffenen Patienten.
Als ich auf der Intensiv war, dachte ich noch an einen Schlaganfall und war heil froh, daß sie alles bewegen konnte ... als Physio hab ich gleich irgendwelche Tests gemacht, um zu schauen, was sie für Ausfälle hat. Sie hatte zu dem Zeitpunkt keine. Ihre einzige Sorge war, daß sie nicht zur Arbeit konnte und erteilte "Anweisungen", wem wir alles Bescheid geben sollten .... Im Großen und Ganzen war Mäm ziemlich schläfrig. Der Arzt wollte sich nicht festlegen, was es war, man konnte "irgendwas" auf den CT Bildern sehen .....
Die nächsten 3 Wochen wurde sie gründlich untersucht .... und natürlich festigte sich sofort die Diagnose Hirntumor. Ich glaub, Mäm wußte schon unbewußt was alles auf sie zu kam ... in den ersten Wochen "regelte" sie alles -> Vorsorgevollmacht, Testament .... etc. In Essen wurde der TU dann biopsiert und eine Woche später erhielten wir die Diagnose GBM IV .... inoperabel. Er saß zu tief an den Stammganglien und am extrapyramidalen System .... vielleicht hätten wir noch eine 3. und/oder 4. Meinung einholen können, aber Mäm entschloss sich zur Bestrahlung 6 Wochen lang....
Die erste Zeit ging es ihr ganz gut. Sie war viel unterwegs und regelte einiges. Anfang Juni stürzte sie das erste Mal .... das MRT wurde vorgezogen und es ergab, daß der TU trotz Bestrahlung gewachsen war und das Gleichgewicht störte. Auf diesen Befund erfolgte dann eine Chemo mit Temodal ... 4 Zyklen ging alles gut. Danach ging es stetig irgendwie bergab - im Nachhinein gesehen. Im Juni hatte sie noch für meine Schwester Geb.geschenke selbst eingekauft ... meinen Geb. einen Monat später hätte sie beinahe vergessen. Sie hielt sich kaum noch unten im Wohnzimmer/Küche auf, sie wollte oben essen, schlief viel und wollte sich kaum mehr bewegen .... Ende September war dann das nächste MRT -> weiteres Wachstum ... wieder ein Faustschlag ins Gesicht.
Wir entschlossen uns gemeinsam keine weitere Therapie zu unternehmen ... ich hatte zwar noch einige Optionen aufgetan, aber dank ehrlichen Aussagen der Ärzte entschieden uns dagegen.

Im Oktober "versöhnte" sich meine Mutter mit ihrem Bruder. Ihren 56. Geburtstag Mitte November erlebte sie auch noch, obwohl es ein Wochenende vorher kaum danach ausgesehen hatte .... an ihrem Geb. saß sie plötzlich hellwach in ihrem Bett und quatschte mit uns .... ich denke jetzt, daß sie sich da von ihren Freunden/Verwandten schon verabschiedet hat ..... denn danach lehnte sie kategorisch Besuch ab.

Zusehends wurde sie immer weniger. Ich kam regelmäßig ein paar Mal die Woche und las ihr "Die Brüder Löwenherz" von A. Lindgren vor, das hatte sie mir früher immer vorgelesen ....

Meine Schwester und ich wollten gerne, daß sie in ein Hospiz kommt. Wir haben hier ein sehr gutes in der Nähe. Ich war ein paar Mal dort um zu schauen, wie es da ist. Auch die Schwestern und auch der Arzt waren sehr nett und haben uns auch, nachdem wir uns gegen das Hospiz entschieden haben, immer zugehört und konnten Tag und Nacht anrufen, wenn wir Hilfe bräuchten.

Weihnachten war sie schon in einer anderen Welt. Sie reagierte kaum noch nur auf Lagewechsel .... essen tat sie nur wenig, trinken kaum .... oft erbrach sie sich und hatte fokale Anfälle. Der Pflegedienst - meine Mutter arbeitete bei der Diakonie und so kannten sie Schwestern sie alle) kam täglich um meinen Vater etwas zu entlasten. Auch kam seit Oktober eine Frau vom Ambulanten Hospiz zu uns, damit mein Vater mal aus dem Haus konnte.

Den Tag vor Sylvester war ich nach da ... sie atmete flach und der Puls raste ... eigentlich hätte ich da schon alamiert sein sollen ... ich fuhr trotzdem zu meinem Freund .... nachts kam dann der Anruf: Mäm liegt im Sterben ... mein Vater hatte das Hospiz angerufen, da Mutti so komisch atmete und die Schwester meinte, mein Vater solle stark sein, denn meine Mutter würde im Sterben liegen. Ich war dann so schnell da wie ich konnte.
Gegen 9:45h schlief sie dann ganz friedlich in unserem Beisein ein. Sie sah "entspannt" aus ... und ich war irgendwie froh, daß sie es geschafft hatte.
Vormittags kamen dann unsere restliche Familie, Nachbarn,Freunde, die dann noch Abschied nehmen konnten ...

Sylvester haben wir dann im engsten Familien-Kreis verbracht und für Mäm ein paar Böller hochgejagt .... ich werde jedes Jahr nun eine Rakete hoch zu Mäm schicken mit meinen besten Wünschen ....

Die erste Zeit nach Mäms Tod kam ich gar nicht zu Ruhe ... all diesen Kleinkram, den man erledigen muß .... irgendwie ist man tottraurig aber auch erleichtert. Man realisiert es kaum ... sie könnte ja irgendwie im Urlaub sein ....
Jetzt ist sie gerade erstmal ein gutes halbes Jahr tot .... und ich vermisse sie unheimlich. Ich hoffe, es wird mit der Zeit irgendwie etwas leichter. Ich habe viele Freunde, die mich unterstützen und auch mein Vater und meine Schwester sind immer für mich da und ich auch für sie. Wir werden uns irgendwann daran "Gewöhnen", daß sie nicht mehr da ist .....

Aber wie Mäm sagte:
Weine nicht, das es vergangen; sondern lächle, das es gewesen!

Diesen Spruch hatte sie sich ausgesucht .....

Ich wünsche Euch allen viel Kraft und ihr seid nicht allein .... es gibt erschreckend viele die in der gleichen Situation stecken .....

LG
Murphy

chiquita0405

  • Gast
Re:Einfach mal von der Seele schreiben.
« Antwort #2 am: 28. Juli 2005, 10:33:38 »
lieber murphy,
ich fühle mit dir.
bei uns wars ja alles ähnlich.

du hast mir geschrieben, dass deine mutter in deinen träumen mit dir spricht. mein vater ist ja erst seit 2 wochen tot, aber ich erlebe auch ganz komische sachen gerade. ich will das hier nicht alles aufschreiben, aber ich bin auch irgendwie im kontakt mit ihm, obwohl ich vorher an sowas nie geglaubt habe. das tröstet mich sehr.

habe das zitat gerade auch schon woanders gepostet, aber finde es schön und möchte es dir auch schreiben:

Wer das Leben liebt darf den Tod nicht verachten, denn er ist aus der Hand
desselben Meisters (Michelangelo)

dir auch alles gute,
lg,
chiquita

Petra.P.

  • Gast
Re:Einfach mal von der Seele schreiben. (GBM IV)
« Antwort #3 am: 31. Januar 2007, 19:18:16 »
Hallo und guten Abend,

Gut zwei Jahren nach dem Tod meiner Mutter ( 60 ) habe ich mir heute mal die CT/MRT Bilder angeschaut und war entsetzt, was alles in einem Menschen wachsen kann.

gruß  Petra


sorry121

  • Gast
Re:Einfach mal von der Seele schreiben. (GBM IV)
« Antwort #4 am: 04. März 2007, 21:41:27 »
Hallo an alle hier!

Einfach mal von der Seele schreiben.......hört sich richtig gut an...
Doch ich glaube wenn ich ersteinmal damit anfange kann ich nie
mehr aufhören.
Ich habe hier selbst unter "Glio mit 14" die Krankengeschichte von meinem Sohn Marvin Tom  teils/teils aufgeschrieben.Mit vielen Lücken.
Immer wieder kommt mir in den Sinn ein Buch zu schreiben....doch ich weiß gar nicht wo ich anfangen könnte.
Eine kleine Hilfe für andere betroffene Eltern, das würde mich schon reizen.Und nebenbei auch wieder was von der Seele schreiben.
Und Erinnerungen auf den Grund gehen.
Ich habe meinen Sohn unter Glio.de ein kleines bißchen verewigt....mit Bild und Gedicht. Das tat auch schon der Seele gut!
Eine eigene Homepage-....tja das weiß ich noch nicht so recht.
Zur Zeit noch nicht......aber bestimmt wenn noch etwas Zeit vergangen ist.
 :'( :-*

 



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