Hallo alle zusammen!
Vielleicht kennt Ihr mich noch (die ausländische Jungmedizinerin, welche vor zwei Jahren schwanger geworden ist).
Wie sich vielleicht einige erinnern können, hatte ich ein Meningeom mit den Maßen von 0,8 x 0,7 x 0,7 mm, welches zufällig im Rahmen eines MR nach einem Tinnitus entdeckt worden ist. Das war vor 5 1/2 Jahren. Immer wieder wurden MR-Untersuchungen gemacht und ist das Meningeom fast unverändert geblieben. Die letzte MR-Untersuchung fand einige Wochen vor der Empfängnis meiner Tochter statt. Die Schwangerschaft verlief absolut komplikationslos und habe ich mir im Hinblick auf das Meningeom kaum Gedanken gemacht, zumal ich einige fachärztliche Meinungen eingeholt hatte, welche ein Wachsen des Meningeoms während der Schwangerschaft eher ausschlossen.
Ich habe die gesamte Thematik so gut verdrängt, dass ich erst nach dem 1. Geburtstag meiner Tochter (also nach nunmehr 2 Jahren) wieder eine MR-Untersuchung machte. Dies war vor 1 Monat. Nun wurde jedoch festgestellt, dass das Meningeom auf 1,2 x 1,1 x 1,0 mm angewachsen war, sich also um etwa 50 % seines Volumens vergrößert hatte. Noch am selben Tag sprach ich mit einem Top-Neurochirurgen. Dieser meinte, dass das Meningeom nunmehr den Beweis erbracht hätte zu wachsen und es früher oder später entfernt werden müsse, wobei der Eingriff keinerlei Dringlichkeit erfordere.
Da ich eine weitere Schwangerschaft nicht ausschließen möchte, habe ich mich für "früher" entschieden und habe sogleich einen OP-Termin vereinbart. Operiert wurde ich vor einer Woche, wobei ich am 4. Tag nach der OP bereits wieder nach Hause durfte. Die Entfernung des Olfactorius-Meningeoms erfolgte über die Augenbraue. Es konnte glücklicherweise das gesamte Gewebe entfernt werden. Die genau Histologie habe ich noch nicht in Händen. Der Professor war aber so lieb und rief bereits in der Pathologie an, um zu erfahren, dass das Meningeom mit WHO 1 zu klassifizieren ist. Nun, 1 Woche nach der OP, geht es mir erstaunlich gut, abgesehen von einem "Veilchen" rund um das rechte Auge, welches ich jedoch mit Abdeckstift sehr gut verdecken kann. Lediglich im Stirn-Schläfen-Bereich habe ich ein etwas taubes Gefühl wie nach einem Face-Lifting. Dies sollte aber im Laufe der Zeit auch wieder abklingen. Auch mein Geruchssinn ist etwas eingeschränkt, was bei den Windeln meiner Tochter durchaus Vorteile haben kann
Ich habe einige Anfragen von Frauen aus dem Forum erhalten, welche auch über Kinderwünsche nachdenken.
Liebe Mädels, überlegt euch das gut. Ich wusste schon vorher über das Risiko bescheid und bin ich es bewusst eingegangen. Ich war auch psychisch in der Lage, das Meningeom-Thema über die gesamte Schwangerschaft hindurch zu verdrängen. Hätte ich die Untersuchung direkt nach der Geburt gemacht, ich weiß nicht ... Das Baby zu Hause und man kann sich nicht so richtig darüber freuen, weil einem die OP ins Haus steht - ist sicherlich eine schwere Belastung für die ganze Familie. Ich hatte auch ein riesen-Pech, unsere Kinderfrau, welche mich halbtags unterstützt, ist zwei Tage nach der MR-Untersuchung ausgefallen. Die Kleine wurde ausschließlich von ihrem Papa betreut, welcher 2 Wochen Urlaub hat. Die Besuche im Krankenhaus konnten nicht stattfinden, da die Kleine herzzerreissend nach mir rief und nicht verstanden hat, warum ich plötzlich anders aussehe und nicht mit nach Hause kann. Selbst jetzt noch ist sie traumatisiert und hat - so oft ich den Raum verlasse - Angst, dass ich abermals weggehe. Obwohl die ganzen Umstände recht kompliziert waren, würde ich mich jederzeit wieder FÜR ein Kind entscheiden, da ich durch mein Kind so vieles Schöne gewonnen habe, welches in keinem Verhältnis zur OP steht und ohne meine Tochter wäre ich viel zu feige gewesen, mich einer Gehirn-OP zu unterziehen. Alle Mütter werden mich verstehen, dass man für sein Kind bereit ist, alles zu tun.
Ich hoffe, dass ich den zukünftigen Meningeom-Mamis unter euch weiterhelfen konnte. Und denkt daran, vielleicht hätte ich ja auch Glück haben können und das Meningeom wäre nicht gewachsen. Ich möchte nun die ganze Sache verarbeiten und wie ein Buch abschließen und in die ganz hinterste Schublade weglegen.
Ich wünsche euch allen alles erdenklich Gute!
Eure Jessica