BERLIN (gün). Ein standardisierter Mistelextrakt, zusätzlich zur Chemo-, Strahlen- oder Hormontherapie, kann die unerwünschten Wirkungen dieser Therapien signifikant vermindern. Dies hat eine multizentrische retrolektive Studie mit 1442 Patienten nach der Operation wegen eines primären Mammakarzinoms ergeben.
Im Gegensatz zu einer prospektiven Studie fehlt bei einer retrolektiven Studie die randomisierte Zuteilung der Patienten, jedoch sorgen ausgefeilte epidemiologisch-statistische Methoden dafür, daß sich die Daten der Gruppen auswerten lassen. 54 Prozent der 732 ausschließlich konventionell behandelten Patientinnen hatten typische unerwünschte Wirkungen, jedoch nur knapp 16 Prozent der 710 Frauen, die zusätzlich mit Mistel behandelt worden waren. Dies berichtete Professor Paul R. Bock von der IFAG Basel auf dem Deutschen Krebskongreß in Berlin. Das Unternehmen bietet standardisierte Mistelextrakte an.
Die Reduktion der unerwünschten Wirkungen trat allerdings nur dann ein, wenn die Misteltherapie zeitgleich mit der Standardtherapie begann. Ein späterer Beginn brachte für die Patientinnen keine meßbaren Vorteile. Professor Gerd Nagel von der Tumorklinik Freiburg betonte auf dem Symposium: "Die klinische Erfahrung und statistisch sorgfältige retrolektive Studien sprechen für eine Wirksamkeit von standardisiertem Mistelextrakt als adjuvante Tumortherapie. Die Zeit ist jetzt reif für eine prospektive kontrollierte Studie."