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Autor Thema: Das Leben zu lieben gelernt!  (Gelesen 7745 mal)

sabine.m.

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Das Leben zu lieben gelernt!
« am: 08. Januar 2006, 21:31:22 »
Ende Mai 2004 wurde bei mir ein Meningeom rechts frontal, Göße 7x6x5cm entdeckt.

Komischerweise wollte ich an diesem Tag als ich zum MRT sollte und von nichts wusste meinen damaligen Verlobten bei mir haben. Als wir vom Radiologen zu meinem Hausarzt geschickt wurden, habe ich mir immer noch nichts dabei gedacht..
.
dann die Diagnose..

un im ersten Augenblick war mir es gar nicht bewusst was es heisst.
Sollte gleich ins Krankenhaus..Mein Umfeld habe ich in diesen Moment nicht wahrgenommen.


Der einzigste Gedanke den ich hatte war: "Hoffenlich verliere ich nicht meinen Job".

..da ich an diesem Tag meinen unbefristeten Arbeitsvertrag unterschreiben sollte...In diesem Augenblick ist mein Ex heulend nach drausen gegangen und hat Gott und die Welt (von seinen Freunden) angerufen und informiert. Nun sass ich da verlassen, alleine und das war das einzigste Mal das sich Tränen über meinen Wangen ergossen haben.

 Nein Sabine, sei stark und lass dich doch nicht wegen so etwas fertig machen. Ja ich bin stärker als der Tod und ich kämpfe für mein Leben, ich habe auch schon so einige Monate im Krankenhaus verbracht, so geht auch das vorbei.

Aber was sollte mit meinen Haaren geschehen? Es ist so dumm an die Haare zu denken, aber ich glaube das gibt einem die Kraft nicht im Selbstmitleid zu versinken und ich hasse nix mehr als Selbstmitleid!

Oh Gott zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht wie mein Leben sich in dieser Minute entschieden hatte zu werden..das Leben ist schon geschrieben, da bin ich mir mittlerweile sehr sicher...

Was blieb mir übrig als stark zu sein mit einem heulenden Mann an der Seite der mir im Augenblick und auch im Nachhinein keine Kraft gibt sondern raubt. Für mich ist in dem Augenblick  zu dem mein Arzt mir die Diagnose genannt hat meine Zukunft durch den Kopf gelaufen, du musst planen Sabine, dann geht alles gut..

Gut nun sind wir auf dem heimweg vom Arzt:

Anschließend ging ich mit meinem EX-Verlobten (warum Ex? Daruf komme ich noch zu sprechen) ersteinmal nach Hause. Auf dem Heimweg rief ich meine Mutter an und fragte sie ob sie sitzte... Manchmal bin ich ein Gefühlsbanause, aber ich mag es nicht durch die Blume zu sprechen. Bringt sowieso nix am Ende sind nur wieder alle verwirrt.

So, zu Hause angekommen fing ich erst einmal an die Wohnung zu putzen, denn es sollte alles perfekt sein, dann kochte ich mir meinen Lieblingstee und nahm ein Bad...ist das Verrückt? Ich weiß nicht..Auf jeden Fall sah ich es als unnötige Last an ins Krankenhaus zu gehen, denn der Alltag muß fortlaufen...

Nach dem Bad hat mich mein Ex endlich dazu bewegen können ins Krankenhaus zu fahren. Wo darauf hin die Assistenzärztin ausgeflippt ist, ich kam mir vor wie in einem der Frankensteinstreifen, so wie die aussah..was mir einfällt erst jetzt aufzukreuzen, denn ich stehe schon morgen auf dem OP Plan...Wie morgen? Nein das geht ganz und gar nicht ich brauche erst einmal ein paar Tage um meine Freunde und Familie zu sehen...Sofort auf keinen Fall!!! Vorallem den Ton den sie an den Tag gelegt hatte war alles andere als zartfuehlig und das nach so einer Hiobs-Botschaft. Wahnsinn!!!

Ich wurde drei Tage später operiert...die OP dauerte 9 Stunden und ja wie soll man sagen, beinahe wäre ich kalt aus diesem Raum gefahren worden...aber gottseidank hatte ich wundervolle Chirurgen und der Prof. war auch vor Ort...Ich kann gar nicht sagen wie lange ich auf der Intensiv lag, auf jedenfall müssen sich schon meine Mutter, die nun auch nach München angereist war, mit meinem Ex-Verlobten ziemlich über meinem Kopf gefetzt haben.
Schließlich hatte dieser auch wie ich dann erfuhr in der Nacht mein Konto leer geräumt... >:(

Nach 14 Tagen durfte ich nach Hause, meine Mutter hat mich aufgenommen doch nur von kurzer Dauer, denn nach ein paar Tagen musste ich wieder ins Krankenhaus aufgrund roter Augen. Dort wurde dann auch festgestellt das der Tumor nicht wie angenommen Grad 1 sondern schon Grad 2 war. Thats live. Noch mal aufmachen? Naja hatte eh eine furche in der Stirn und sah nicht unbedingt schick aus  ;) Wat solls, aber ich muss gestehen jetzt hatte ich Angst, da der Operateur nicht wusste wieviel er noch vom Schädel wegnehmen muß..und ob die Stirnwände auch dran glaube müßem...Man was für eine Sch...

Doch wie ihr hier lesen könnt sitze ich und kann von meinem Krankenverlauf berichten, was heißt das alles Gut gegangen ist.

Ich habe meinen Job nicht halten können, dafür habe ich einen wundervoll anderen Job gefunden und da ich jung bin, gerlente Hotelfachfrau habe ich wieder zu meinen Wurzeln gefunden. War ein Jahr in Nürnberg, bin jetzt in Salzburg und die Welt ist offen. Meinen Verlobten habe ich in einer Nacht und Nebel Aktion verlassen, alle Möbel bei ihm gelassen und bin mit einem Koffer von Dannen gezogen...Und was kann ich Euch sagen, mein Leben war nie schöner. Ich habe mir ein neues glückliches Leben aufgebaut, neue Freunde gefunden und werde mir noch viele Länder anschauen und dort leben. Denn ich habe das Leben zu lieben gelernt! Kleinigkeiten wie Geld, Auto, Haus, Status sind mir egal geworden. Ich weiß durch die Krankheit wer ich bin...

Ich habe es nicht mehr nötig Nächte im die Ohren zu schlagen, bis mein Verlobter heimkommt. Nein, dazu ist das Leben zu kurz...denn wie mir mein Arzt mitgeteilt hat werde ich zu 98% einem Rezidiv bekommen. Sagt er aber ich lebe....Mit dem Liquor das sich immer noch bis heute ansammelt kann ich auch gut leben, fällt sowieso nur mir auf..und der Pony steht mir ausgezeichnet, naja und sollte jemand im Schwimmbad ein Problem mit meiner Narbe haben, die vom einem zum anderen Ohr geht, dann kann ich diese Person wegen ihrer Dummheit nur bemitleiden...

So nun habt ihr was zu lesen wie die letzen zwei Jahre meines Lebens (kurz zusammengefasst  ;D ) gelaufen sind und würde mich sehr freuen von Euch zu hören.

LG Sabine


Offline Ciconia

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Re:Das Leben zu lieben gelernt!
« Antwort #1 am: 09. Januar 2006, 13:17:25 »
Hall Sabine,
danke für deine ausführliche Geschichte.
Du bist sehr mutig, dein Leben so umzukrempeln. Dafür bewundere ich dich. Mach weiter so! :D
Am liebsten würde ich es auch so machen. Aber ich habe eine Familie und darauf will und muß ich Rücksicht nehmen.
Wünsche dir viel Freude in deinem neuen Leben und: Ärzte können sich auch irren, was die Statistik anbelangt! So hatte ich eine sehr positive Prognose (90 Prozent kein Rezidiv da WHO I) und einen schlechten Verlauf.  :'(
Warum soll es also bei dir nicht umgekehrt sein. Schlechte Prognose-guter Verlauf? :)

LG von ciconia (Men.OP Kleinhirnbrückenwinkel 2000+2002, Rezidiv seit 04 und 2. Meningeom Konvexität)
« Letzte Änderung: 09. Januar 2006, 13:19:24 von Ciconia »
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