Hallo Tina,
wie lange nimmt deine Mutter schon Tegretal? Sie wird in ihrem Alter nicht mehr umgestellt werden, wenn sie es schon länger nimmt, aber lies dir mal den Beipackzettel von Tegretal ( Carbamazepin) gut durch. Du kannst davon ausgehen, das fast alle Nebenwirkungen davon eintreten. In der Zeit mit Carbamazepin war ich höchst aggressiv und uneinsichtig.
Ich meine, nach so einer OP ist man es nach einer bestimmten Zeit sowieso, weil man nicht einsehen kann und will, dass man doch nicht mehr diejenige ist, die man mal war.
Was mich nachdenklich werden lässt, warum man das Gehirnödem bei deiner Mutter nicht behandelt. Das drückt ja auch im Hirn und löst eine Wesensveränderung aus.
Ich würde mich dahinter klemmen, und die Ärzte ausquetschen, was da passiert ,und was die Ursachen und Wirkungen sind. Aber lass dich nicht abspeisen. Selbst ich vom Fach liess das zu. Wenn mein Mann nicht gewesen wäre, wüssten wir immer noch nichts. Er hat sich nachts hintern den PC geklemmt und geforscht, hat befreundete Ärzte aufgesucht und Antworten gesucht und gefunden. So fühlten wir uns weniger hilflos. Hilflos ist man nachher trotzem. Keiner bereitet einen doch darauf vor, was DANACH ist.
Ich habe mich nach 18 Monaten endlich zu einer psychologischen Behandlung entschlossen, die eigentlich fast zu spät kommt.
Es fehlt an Selbsthilfegruppen für Betroffene und deren Angehörigen, wo man Hilfe findet und sich austauschen kann in seiner Not. Denn alles, was auf einen zukommt, ist unverstädlich, weil keiner mit den Auswirkungen rechnet, geschweige denn damit umgehen kann. Zumindest habe ich das so bei mir miterlebt, und ebenso bei einigen anderen Betroffenen .
Deine Mutter will nicht aufgeben und handelt entgegen jeglicher Vernunft. Wie sehr ich sie verstehe!
Dass sie damit anderen das Leben zur Hölle bereitet, wird sie, ebenso wie ich, nicht verstehen wollen. Und das hat nichts mit dem Alter zu tun.
Deine Mutter will nicht, so wie ich das herauslese, aufgeben. Daher das trotzige, fast "pupertäre" Verhalten.
Bei uns gibt es zwei von der Sorte. Unsere 15jährige Tochter und ich!
Mein Mann steht damit alleine und bekommt keine Auszeit. Ihr seid zu Dritt! Vielleicht könnt Ihr mal abwechselnd "ausspannen", denn auch die Nerven müssen mal Gelegenheit bekommen zum Entspannen.
Ob eine Besserung eintritt? Ich weiss es nicht, ich hoffe es nur! Man kann nicht alles heilen mit Medikamenten.
Sorry, wenn ich dir nichts positives mitteilen kann, aber ich versuche dir zumindest als Betroffene einen Einblick zu gewähren in die Gefühlswelt eines Hirnoperierten. Da oben spielt sich viel ab, und man weiss es nicht zu schätzen, wenn dort immer alles einwandfrei funktioniert.
Ich wünsche dir trotzdem viel Kraft für den weiteren Weg mit deiner Mutter!
Liebe Grüße von Sybille