Hämangioblastom(Quelle:
Flexicon)
DefinitionHämangioblastome gehören zu den vaskulären Neoplasien des zentralen Nervensystems (ZNS) und kommen bei jungen Erwachsenen vor. Es handelt sich um einen benignen, überwiegend im Kleinhirn lokalisierten Tumor.
EinteilungHämangioblastome sind gutartig (WHO Grad I).
ÄtiologieHämangioblastome entstehen aus der Pia mater und pathologischen Kapillaren. Die zur Transformation führenden Faktoren sind aktuell (2005) noch Gegenstand der Forschung. Rund 80% der Hämangioblastome entstehen sporadisch, 20-25% sind mit dem Von-Hippel-Lindau-Syndrom assoziiert.
EpidemiologieHämangioblastome machen 2% aller intrakraniellen und 10 % der innerhalb der hinteren Schädelgrube wachsenden Tumoren aus. Die meisten Patienten erkranken zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, wobei Männer bevorzugt werden.
LokalisationDie häufigste Lokalisation sind mit 80% die Kleinhirnhemisphären oder der Kleinhirnwurm, das zervikale Rückenmark mit 10% und der Hirnstamm mit 3%.
Morphologie und HistologieMakroskopisch erscheint der Tumor zu 60% zystisch, 40% sind von fester Konsistenz. Er ist rundlich und hat aufgrund des hohen Fettgehaltes eine gelbliche Farbe. Mikroskopisch zeigen sich in der HE-Färbung zahlreiche dünnwandige Kapillaren mit hyperplastischen Endothelzellen und Perizyten, die von Stromazellen mit reichlich zytoplasmatischen Lipidvakuolen umgeben werden. Zudem ist der Gehalt an Retikulin sehr hoch. Mitosen werden nicht, Verkalkungen, Einblutungen und Nekrosen selten beobachtet.
Im Gegensatz zum Nierenzellkarzinom sind Hämangioblastome immunhistochemisch positiv für Vimentin und negativ für das endotheliale Membranantigen.
PathophysiologieSpinale Hämangioblastome sind gehäuft mit einem zystischen Flüssigkeitssack assoziiert, einer so genannten Syrinx, die für die Symptome primär verantwortlich ist. Hämangioblastome können Erythropoetin produzieren, so dass sie eine Polyzythämie verursachen können.
SymptomatikKraniell zeigen sich als Zeichen einer Kleinhirnschädigung eine Gangataxie, Dysmetrie, Dysdiadochokinese sowie Schwindel. Eine Lokalisation im Hirnstamm manifestiert sich vor allem durch Hirnnervenausfälle. Spinale Tumoren werden meistens durch die Syrinx symptomatisch.
DiagnostikIm CT und MRT sieht man zu 60% eine zystisch durchsetzte, hypodense bzw. hypointense, randständig homogen Kontrastmittel aufnehmende Raumforderung. 40% der Hämangioblastome sind solide. Differentialdiagnostisch muss an eine Metastase eines Nierenzellkarzinoms gedacht werden, die histologisch ausgeschlossen werden muss.
TherapieEine radikale Extirpation ist - falls durchführbar - der beste kurative Ansatz.
PrognoseNach einer kompletten Resektion kann von einer sehr guten Prognose ausgegangen werden. Mit einem Rezidiv ist in 25% der Fälle zu rechnen.
LINK überprüft 12/2010