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Autor Thema: Diffuses Astrozytom III und Strahlentherapie  (Gelesen 5833 mal)

schwarzwaldmädle

  • Gast
Diffuses Astrozytom III und Strahlentherapie
« am: 12. Januar 2006, 11:57:44 »
Liebes Forum,

auch ich bin neu und lese seit ca. 3 Wochen hier mit. Wir haben am 23.12.2005 erfahren, dass mein Papa (58 Jahre alt) ein diffuses anaplastisches Astrozytom WHO III hat, welches im Stirnlappen sitzt. Bösartig und inoperabel obendrein. Für uns ist erst einmal die Welt zusammen gebrochen....meine Eltern hatten doch so viele Pläne für den bevorstehenden Ruhestand meines Papas gehabt.

Bis zum 03.12. gab es eigentlich kaum Anzeichen dass irgend etwas nicht stimmt mit meinem Paps. Am 03.12. allerdings bekam er während einer Autofahrt auf der Autobahn einen epileptischen Anfall und hat einen heftigen Unfall gebaut, denn er ohne einen Kratzer überlebte. Worin besteht der Sinn, dass er einen schweren Unfall (mit 130 km/h auf einen LKW gefahren) überlebt um dann an einem Gehirntumor dahin zu siechen? Oder sehe ich immer noch alles zu düster?

Meine Eltern haben sich dann entschlossen, der Ursache auf den Grund zu gehen und nach einigen Arztbesuchen beim Hausarzt wurde mein Vater nach Freiburg in die Uniklinik eingwiesen wo wir das niederschmetternde Ergebnis erhielten.

Er bekam dann auch gleich Tegretal gegen die epileptischen Anfälle...seitdem haben wir keinen Mann mehr zu hause sondern ein Kind. Er fantasiert und ist verwirrt - besonders wenn er müde wird und kann kaum noch laufen. Er kann das linke Bein fast nicht anheben, hat Gleichgewichtsprobleme und ist schon zwei mal gestürzt. Er ist normalerweise ein agiler Mensch der nie krank war und will halt immer - so wie früher - aufspringen und losgehen....dabei ist es eben schon zwei mal passiert das meine Mam und ich nicht schnell genug waren und er hingefallen ist.

Seit eineinhalb Wochen liegt er im Krankenhaus weil er eine Harnröhrenentzündung bekam und heute starten die Bestrahlungen mit dem Gamma-knife. Er bekommt seit gestern Temodal und seit letzter Woche auch Cortison (um Hirnblutungen bei der Bestrahlung zu vermeiden). Mit der Zugabe von Cortison wird es zusehends geistig wieder besser. Für mich ein Zeichen dass die Verwirrtheit von dem Tegretal kommt, oder? Die Ärzte sind sich auch nicht sicher, ob die Verwirrung auf die Medikamente oder den Tumor zurück zu führen sind.....
Vor 5 Wochen habe ich mit ihm noch über Politik und Riester-Rente diskutiert und an Weihnachten war er wie ein 5-jähriges Kind.....und es ist wirklich auffällig, dass es geistig abwärts ging, seit er Tegretal bekommt......meine Mam verlässt sich da 100%ig auf die Aussagen der Ärzte....letzte Woche fragte sie warum denn das jetzt alles so schnell abwärts ginge, vor 4 Wochen sei mein Paps noch ein Mensch gewesen, mit dem sie auf einer Weihnachtsfeier getanzt habe und sich über Gott und die Welt unterhalten habe und jetzt könne er kaum noch laufen und sei nur noch verwirrt.  Sie sagte auch, dass wir im Internet gelesen haben, dass es Menschen gibt, die über Jahre noch gut leben können trotz Astro III. Da sagte der Arzt, dass der Tumor ja schon ein paar Jahre in meinem Vater sein müsse und das dass wohl die guten Jahre gewesen seien......Die Verzweiflung in die er uns damit gestürzt hat könnt ihr euch sicherlich vorstellen.....

Wie gesagt, heute bekommt mein Paps die erste Bestrahlung und da wurde uns auch schon im Vorfeld gesagt, dass man diese Bestrahlung (30 Tage lang) nur einmal im Leben machen könne. Eine zweite Chance gibt es nicht. Ich habe aber schon des öfteren gelesen, dass Leute geschrieben haben, sie seien schon mehrmals bestrahlt worden wenn der Tumor wieder kam oder sich vergrößert hatte. Habe ich da was falsch verstanden? Was machen wir denn wenn sich zwar jetzt durch die Bestrahlung einiges verbessert, aber der Tumor bspw. in einem Jahr wieder anfängt zu wachsen oder an anderer Stelle auftaucht? Geht dann gar nichts mehr? Wieso kann man nur einmal diese Strahlentherapie machen?

Außerdem sagte der Arzt gestern auch, dass es halt sehr schwer sei, einen diffusen Tumor zu bestrahlen, da er sich ja nicht so gut eingrenzen lasse und das die Gefahr bestünde, dass man nicht den ganzen Tumor erwische. Aber ist das nicht generell so bei einem bösartigen Tumor, dass die Gefahr da ist, dass er schon gestreut hat oder dass er größer ist als angenommen?

Da der Tumor im Stirnlappen sitzt ist wohl auch das Risiko da, nicht an den gesamten Tumor heran zu kommen mit den Strahlen.
Sind das nur die üblichen Risiken, die man auch vor einer OP dem Patienten mitteilt um sich selbst ab zu sichern, oder ist wirklich alles so aussichtslos?

Ich wünsche mir doch noch so sehr, dass meine Eltern wenigstens noch ein bissel Zeit haben, einige Träume zu verwirklichen. Sie wollten doch so viel reisen im Alter......aber im Moment kann ja mein Paps kaum laufen....ich lese immer wieder, dass nach der Strahlentherapie so viele Leute zweitweise ein normales Leben führen können......kann ich auch auf so etwas hoffen? Dass mein Paps wieder mal laufen kann?

Draußen scheint die Sonne und ich nehme das mal als gutes Omen für den Beginn der Bestrahlungen bei meinem Paps.......man klammert sich ja an alles.....

Liebe Grüße
Dagmar

 



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