Sonstiges zum Thema Hirntumor > Psychologische Betreuung

Meningeom- panische Angst

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michaela:
Hi Eva
Ja,ich hatte nach der OP einige Probleme,weil durch die Größe des Tumores einige Nervenbahnen arg strapaziert wurden.Und die relativ lange Arbeitsunfähigkeit liegt auch an meinem Beruf: ich arbeite im Pflegedienst in einer Einrichtung für geistig behinderte Menschen.Ist halt körperlich und psychisch nicht die einfachste Arbeit ;-)

Mach dir nicht so viele Gedanken wegen deiner Umschulung.Wichtig ist jetzt erstmal, dass du diesen Tumor im Kopf los wirst.
Alles andere sollte jetzt erst mal nebensächlich sein.Ich weiß...es ist einfach gesagt,wenn man alles schon hinter sich hat,so wie ich. ;)

Liebe Grüße
Michaela

Eva W.:
Hallo Michaela,

vielen Dank nochmal für Dein Rat. Die gleiche Wörte sagt mein Mann- erst Gesundheit und dann alles andere.

Schönen Gruß
Eva

brikri:
Hallo Eva!

Deine Sorgen und Ängste sind auch mir sehr gut bekannt, doch möchte ich dir auch Mut machen.
Ich bekam vor fast 3 Jahren (am 22. Jänner 2003) die Diagnose Meningeom (Lage: hintere Schädelgrube links mit Kompression des Stammhirns, Durchmesser 3 cm). Nie und nimmer hätte ich meine damaligen Beschwerden (leichte Taubheit und ein Ziehen in der linken Gesichtshälfte und ein- bis zweimal im Jahr eine Migräneattacke ) mit einem Gehirntumor in Zusammenhang gebracht.
Zwischen Diagnose und Operation lag nur eine Woche. Die Operation verlief sehr gut (in Graz, Österreich).  Nach sechs Tagen Krankenhausaufenthalt durfte ich wieder nach Hause. Ich war dann 10 Wochen krank geschrieben und ging dann wieder arbeiten (halbtags, Büro). Einen Reha-Aufenthalt (welcher unmittelbar nach dem Krankenstand am besten wäre), konnte ich erst einen Monat später antreten. Autofahren durfte ich nach ungefähr acht Wochen wieder (vorher wegen der Gleichgewichtsstörungen nicht möglich).
Ich war zum Zeitpunkt der Operation 45 Jahre und mein jüngster Sohn 7 Jahre alt. Mein größter Halt in dieser schwierigen Zeit war meine Familie (Ehemann, Tochter, Geschwister) und Freunde. Sie haben mir Mut gemacht, haben mit mir geweint und haben für mich gebetet.
Ich bin eine jener Personen, die die Operation ohne größere Probleme (außer Wetterfühligkeit und gelegentlich Migräne) überstanden hat. Ich arbeite 30 Stunden in der Woche, versorge meine Familie und bin auch sportlich aktiv.
Auch ich habe dieses Forum erst nach meiner Operation kennen gelernt und war bis jetzt kein aktives Mitglied. Ich verstehe deine Sorgen, Ängste, die Panik und Ungewissheit. Mit meinem Bericht möchte ich dir Mut machen. Mein Leben ist fast so wie vor der Operation, und doch ist alles anders.

Ich wünsche dir alles, alles Gute

Brigitta  
 :)

Sybille:
Liebe Eva,

machmal ist es gut, vorher nicht allzu viel zu wissen, aber andererseits ist die Angst, was auf einen zukommt und wie es mit dem Danach, wenn es das geben sollte, aussieht.So habe ich, haben wir es empfunden.

Bei mir ging damals alles recht flott, obwohl das Meningeom ca. 14 Jahre unentdeckt blieb. Erst nach einigen kleinen cerebralen Anfällen ( black outs, Vergesslichkeit), falsche Geruchswahrnehmung, Taubheitsgefühlen in den Armen,Übelkeit , ständige Müdigkeit und Wesensveränderung, kam dann ziemlich schnell die Diagnose: Tennisballgroßes Meningeom, frontal, auf das Atemzentrum bereits drückend. Kurz vor der OP fiel der Geruchsnerv aus und der Tumor drückte bereits auf die Sehnerven.

Mein Mann fragte mich abends vor der OP, ob ich ihn heiraten wollte. Es war eine schnell organisierte Not-Trauung, aber ich möchte mit keiner anderen jemals tauschen wollen. Meine Tochter war zu dem Zeitpunkt 13 Jahre alt und genauso voller Angst, was passieren würde.

Wir wussten weder, ob ich die 8 Stunden im OP überleben würde, wie ich herauskomme, oder ob ich irgendwelche Defizite hätte oder ein Pflegefall sein würde. Keiner hat uns diesbezüglich aufgeklärt. Es wurde nur gesagt: Du bekommst den besten Arzt dafür, und heute ist das kaum noch ein Problem. Unsere Angst war trotzdem und verständlicherweise riesengroß !

Die OP verlief hervorragend, und ich wurde glücklich lächelnd auf die Inteniv-Station gebracht, wo mich bereits mein Mann erwartete. Mir ging es gut, ich hatte kaum Schmerzen und das Leben war auf einmal so wundervoll. Uns konnte nicht mehr erschüttern. Ich konnte sehen, mich bewegen, aufstehen, und mein Geschmackssinn war noch da.
Probleme hatte ich natürlich, wie meist nach so einer OP, mit dem Kurzzeitgedächtnis, den Zahlen, dem Schreiben, dem Lesen, und ich war ungeduldig deswegen. Ich glaube, das "Schlimmste" für mich war eigentlich, dass ich nach soviel Cortison, dass ich vorher bekam, nicht schlafen konnte in der ganzen Zeit, bis ich nach Hause kam. Aber auch das verging irgendwann. Vielleicht ist es auch das Gefühl, man könnte etwas verpassen ;-)!

Mein Mann saß tagsüber an meinem Bett, pflegte mich, versorgte mich.
Nachts saß er am PC und holte fehlende Informationen ein und versorgte unsere Tochter.
U.a. befragte er auch unermüdlich befreundete Ärzte, was nun mit mir eigentlich passiert war. So wurden wir also erst weit nach der OP klüger.Kein Arzt hat uns vorher über alles aufgeklärt. Es ging nur um die kurze Aufklärung, den evtl. Folgen und um die Einwilligung.

Einige Wochen danach passierten aber weitere Probleme, die ich momentan nicht weiter erörtern möchte, weil sie nicht in der Regel sind, nur ich möchte dich um folgendes bitten. Bestehe bitte nach Drainagezug ( nach ca. 5 Tagen) auf ein Kontroll-CT! Du wirst später weitere MRT`s und direkt nach der Op ein CT bekommen, aber das CT nach dem Drainagezug ist sehr wichtig. Damit erkennt man Blutungen, die schon mal passieren können,aber nicht müssen oder die Regel sind.

Heute bin ich Rentnerin! Mit 41 Jahren! Wenn es nur bei der einen, superguten OP geblieben wäre, wäre ich heute wieder in meinen Berufen, die ich geliebt habe. Die REHA danach brachte mir sehr viel ( 6 Wochen), ich machte immense Fortschritte, auf die ich bis heute stolz bin. Und ich kenne einige Mitbetroffene, die nach einiger Zeit wieder erfolgreich ins Berufsleben zurückgekehrt sind. Es kommt halt immer darauf an, wo das Meningeom sitzt oder saß.

Was ich eigentlich dir sagen möchte ist, dass wir dich und deine Angst verstehen, und wir ( ich rede mal von wir, die es schon erfolgreich hinter sich haben) die gleichen Ängste hatten.
Ich hoffe, du meldest dich nach deiner OP, wenn du wieder an den PC kannst und uns mitteilst, dass alles gut verlaufen ist.

Die Angst wird dir keiner nehmen können, aber du bekommst Unterstützung von deiner Familie und vielleicht später von den anderen Betroffenen und Angehörigen hier.

Wir haben noch etwas gelernt: Man soll nie frühzeitig aufgeben oder resignieren!

Noch etwas: Die OP wurde über die Stirn ( Stirnmitte bis hinter dem rechten Ohr) durchgeführt. Die Narbe sieht man so gut wie gar nicht mehr, nur wenn man ganz genau am Ohr hinsieht. Ich "lästere" heute immer noch über diese Narbe, die so unauffällig aussieht, als wenn
ich eine Schönheits-OP hinter mir gehabt hätte. Lästern insofern, dass man im Gesicht doch ein bisschen hätte mehr nach oben ziehen können, damit einige Falten somit weggeglättet worden wären ;-)!

Ich möchte nicht alles beschönigen, aber ein bisschen Humor tat meiner Familie und mir doch ganz gut.

Viele Glück bei deiner Operation, und ich hoffe, dass wir demnächst von dir lesen können: Alles ist gut verlaufen! Ich bin wieder da!

    :)

Liebe Grüße von Sybille

Eva W.:
Hallo Brigitta,
Hallo Sybille,

ist wirklich nett , das ihr mich versteht und nachvorziehen könnt was ich durch mache. Mein Mann hat heute mit dem Neurochirurgen aus der essener Klinik gesprochen und der Arzt hat noch mal das ganze vorhaben über die Operation und danach erklärt. Ich muss sagen wenn ich es so das zweite mal höre, denke ich mir "es muss gut laufen" und wenn nicht? Tja dann muss es so sein. Der Neurochirurg meinte die OP wird nächste Woche ev.Montag erfolgen.Den Bescheid bekomme ich am Freitag.
Ich habe keine dauer Neurologische schäden aber ich habe immer wieder neurologische Symptome, die immer wenn sie da sind mir eine riesen Angst bereiten. Deshalb  hoffe ich, das die OP  mein Leben verbessert. Ich versuche nicht meher so intensiv nach zu denken über die OP, über ev.Komplikationen, über ev. Schäden . Die Gedanken machen mich total kraftlos und  ängstlich. Jetzt versuche ich möglichst viel Sachen Zuhause zu regeln, vorbereiten etc. Mal schauen ob ich die ganze Woche so durchhalte.
Ich danke nochmal Euch allen für den Trost und glaubt  mir ihr seid für mich eine Medizin.

Lieben Gruß
Eva

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