Liebe Hilde!
Tut mir Leid, das ihr so im Strudel stecken… und das dein Mann die Thrombosenmedikamenten nicht nehmen will. Es ist immer so eine schwierige Gradwanderung, der Betroffener gleich zu helfen, schützen, und gleichzeitig erlaben, als selbständiger Erwachsener zu handeln, besonders wenn der Krankheit nicht immer einem hilft, vernünftige Entscheidungen zu treffen… Just als er es merkt, das seine Unabhängigkeit ihm entkommt, will er manchmal die verrückteste Sachen machen wollen… Ich hoffe, das ihr der Thrombose im Griff bekommen (ist es nicht sehr gefährlich…? Wobei natürlich „Gefahr“ bei einem Gliopatient auch als relativ betrachtet werden kann…)
Kurzatmig ist mein Mann wohl bei Gelegenheit, besonders bei Treppensteigen. Seine allgemeine Kondition hat sich natürlich wahnsinnig verschlechtert. Was dabei hilft, ist trotzdem weiterhin ihm aktiv zu halten, und alles noch zu machen, was halt geht - unsere Krankengymnast sagt, es kann ihm nicht schaden, wenn er dabei an seine Grenzen kommt, was auch jedes Mal beim Treppensteigen der Fall ist (wir wohnen 4. Stock ohne Aufzug, da denke ich jedes Mal, wenn er nicht hinfällt, kriegt er ein Herzinfarkt, aber jedes Mal kriegt er es dann doch hin… unglaublich!).
Zum Trost: Cortison scheint auch ein bisschen Gewöhnungsbedürftig zu sein, bzw. es ist immer dabei einen Auf und Ab. Jetzt zum Beispiel kriegt er manche Nebenwirkungen, u.A. Schwächeanfälle (wo er einfach zusammenfaltet und zum Boden sinkt) erheblich seltener als vor 6 Monate, obwohl er doppelt soviel Cortison nimmt. Dein Mann hat sich sicherlich noch nicht ganz von dem letzten OP erholt, es kann durchaus gut sein, das seinen Zustand sich noch deutlich verbessert, bevor es wieder schlechter wird. Courage!
Kanita, ich kann mir das alles gut vorstellen, und habe trotzdem so viel Angst davor. Heute verreise ich ausnahmsweise ohne meinem Mann, es ist ein sehr komisches Gefühl, als ob ich nur ein Teil eines gesamten Mensch wäre, ich kann meine „Freiheit“ nicht genießen, weil ich nicht von die Sorgen, was zu Hause sein konnte, weg komme. Aber ihm gibt es noch, ich kann ihm Morgen wieder anfassen, umarmen, ich kann mit ihm austauschen, und ich weis wohl genau, wie sehr es schmerzen wird, wenn ich das nicht mehr kann.
Das Leben ist natürlich für alle Endlich, aber ein Glioblastoma ist eine besonders arge Konfrontation damit…
LG,
S.