Ihr Lieben!
Tut mir Leid, etwas länger nichts geschrieben zu haben. Eine wilde Tour habe ich hinter mir – war beruflich unterwegs, 3 Länder in 3 Tage, viel geschrieben, wenig geschlafen. War teilweise toll, aber sehr anstrengend. Mein Mann wurde von der Freundeskreis versorgt/ verwöhnt, und diesmal hat alles reibungslos funktioniert – war so froh und erleichtert, das alles doch gut ging! Nur war es für mich irgendwie trotzdem nicht gerade erholsam, jetzt habe ich die obligatorische Erkältung, hoffe nur, dass ich meinem Mann dabei nicht anstecke. Ich bin fassungslos, wie gut er sich nach dem Infekt wieder aufgebaut hat, wie viel noch geht, wie gut er drauf ist. Zwar gibt es nach wie vor etliche Problem, er ist gelähmt, kurzatmig, schwach, teilweise inkontinent, kriegt Anfälle, wiegt 110kg, und und und, aber eben nichts neues, sein Zustand scheint wirklich stabil zu bleiben, und da ist noch so viel Lebenswille und Motivation, es ist echt unglaublich.
Pflegedienst und Hospiz haben wir jetzt angeschaltet, kann ich nur weiterempfehlen, auch besonders an Hilde und Doro, hat wohl gedauert, bis er akzeptiert hat, das jemand anders im beim Duschen und Anziehen hilft, aber jetzt klappt das gut, und nimmt eine erhebliche Stück Spannung aus unsere Beziehung raus. Das finde ich weiterhin eines der schwierigsten Aspekten diese ganze Krankheit, wie sehr die Umstände unsere Beziehung belasten, wie viel gestritten und diskutiert werden muss. Ich merke, wenn ich hier lese, wie viel Glück wir haben, dass mein Mann noch gut sprechen kann. Denn wir haben wirklich über alles geredet, und tun das weiterhin. Es gab eine Phase, wie Doro beschreibt, wo er nur verdrängen wolltet und nicht zugeben konnte, das er tödlich erkränkt war, aber die „Kurve“ haben wir dann doch gekriegt, jetzt sprich er auch mit anderen ganz offen darüber. Ich finde es wahnsinnig wichtig, aber ich habe ihm nicht dazu zwingen können, obwohl es mich verrückt gemacht hat – er hat selbst entschieden, wann er bereit war, darüber zu reden, und er spricht auch noch sehr häufig darüber, das er bewusst verdrängt. Immer noch verstehe ich nicht wirklich, wie man mit der Tatsache der baldigen eigenen Tod leben kann, und habe Respekt auch vor denen, die nicht damit umgehen können.
Die „wie-lange-noch“ frage scheint uns alle zu plagen, aber jedes Mal, wenn ich denke, dies oder jenes werden wir nicht mehr schaffen, stimmt es dann doch nicht, mein Mann gibt einfach nicht auf, und rafft sich immer wieder zusammen. Also plane ich mittlerweile alles, als ob er weiterhin stabil bleiben wurde, spontan kann ich immer noch später reagieren bzw. Sachen absagen.
Wir sind weiterhin dabei, die Hilfe der Freundeskreis besser anzunehmen, und haben u.A. bei Google eine gemeinsame Kalender angerichtet – da geht man über „Google“ und „Mehr“ zu Kalender – da können sich alle sehen und eintragen, vorausgesetzt, die sind angemeldet – das finden wir sehr praktisch. Denn alleine hält niemand diesen Stress aus.
Liebe Grüße,
S.