Liebe Esther,
Ich habe auch im Krankenhaus einiges gemerkt, u.A. das die Schwestern NIEMALS versucht habe, mein Mann alleine aufzuheben.. an sich sehr vernünftig! Hildes letzte Krankenhauserlebnis war, wie Claus andeutet, alles anders als positiv, leider hat sie dort wohl gar keine Unterstützung bekommen, das heißt natürlich nicht, das alle Krankenhäuser gleich schlimm sind.
Bevor sich Hilde unrealistische Erwartungen an sich selbst stellt, muss ich sagen, du hast UNGLAUBLICHES geleistet bei deinem Mann, aber es ging bei ihm auch verhältnismäßig schnell - 11 Wochen, hast du geschrieben? - ich habe gemerkt dass ich, 1 Jahr nach der zweiten OP, viel weniger Energiereserven habe als früher. In diese ewigen Dämmerungszustand ist man permanent auf Alarm gestellt, das außergewöhnlich wird so sehr zum Alltag, das man dazu neigt, immer viel zu viel von sich selbst zu erwarten, ohne dabei zu merken, wie weit über die eigene Grenzen man agiert. Ich sag dies nicht, weil ich sagen wollte, das 11 Wochen irgendwie „leichter“ sind als 14 oder 18 Monate – ganz im Gegenteil, ich weiß sehr wohl, was uns mit jeden Tag geschenkt ist – ob schnell oder langsam, diese Krankheit ist einfach grausam. Aber die latente Schuldgefühle, die jemand schon angedeutet hat, bringen einem schon dazu, zu denken, „wenn sie es so gemacht hat, muss ich es auch können“, was aber wirklich nicht der Realität für vielen entspricht. Kurz gesagt, ich finde es nicht schlimm, Hilfe zu holen, für uns auch jeden Fall wäre es schlimmer, weiterhin ohne Hilfe es zu versuchen.
Für mich geht es auch darum, das ich die Vorwärtsmarsch diese Krankheit nicht beeinflussen kann, aber wohl unseren Umgang damit. Wie wir unsere Zeit verbringen, wie wir unseren Alltag gestallten. Da achte ich wohl sehr darauf, alles anzunehmen, was mir entlastet, denn nur dadurch habe ich noch die Kraft, schöne Zeiten mit meinem Mann noch zu erleben.
Und, liebe Hilde, ich glaube das du wirklich eine ungewöhnliche Gabe für schöne Zeiten, und wie du merkst, die jetzigen Umstände rauben dir komplett diese Zeiten… ich wünsche dir die Kraft, daran zu arbeiten, es bei euch so zu gestalten, das du den praktischen und emotionellen Freiraum noch finden kannst, einige „schöne“ Erlebnisse mit deinem Mann genießen zu können… denn dies steht ihr wirklich zu!!
LG,
S.