Hallo ihr alle,
ich habe lang nicht mehr geschrieben.
Klar, es war viel los seit Papa uns verlassen hat.
Und jetzt ist es einfach nur noch ruhig...als hätte man keine Aufgabe mehr.
Seit der Trauerfeier am 15.09. ist erstmal so wirklich klar geworden, dass jetzt alles anders ist und dass Papa nicht mehr zurück kommt und auch ganz gewiss nicht mehr im Krhs ist.
Aber man begreift es irgendwie immer noch nicht, jedes mal wenn ich bei meiner Mama bin und Papas Bilder sehe, höre ich sein Lachen und habe das Gefühl als würde er gleich zur Tür rein kommen...so verrückt wird man.
Ständig träume ich von allem was in den letzten Monaten passiert ist, träume davon seine Stimme oder sein Lachen hinter mir zu hören und wenn ich mich dahin umdrehe sehe ich Fremde aber nicht meinen Papa.
Ich als absolutes Papakind muss erstmal lernen so ohne seine "Guten Morgen mein Engelchen"-Anrufe, ohne seine lieben Umarmungen zur Begrüßung und ohne seine Witze, sein Kümmern...ohne soviel was mir dieser Mensch gegeben hat zu leben.
Ich habe letztens noch zu Mama gesagt, dass ich jetzt gar keinen mehr hab der mich einfach so drückt und mal knutscht....Mama macht das zwar auch aber anders, wie gesagt ich war eben ein Papakind und Mama muss wohl erstmal lernen soviel Gefühl zu zeigen wie Papa es getan hat.
Aber es ist so schwer ohne Papa, er hat ein riesen großes Loch in unseren Herzen hinterlassen, dass wohl niemals mehr zuwachsen wird.
Es ist so schwer normal weiterzuleben, es geht immer mal aber dann holt einen alles wieder ein und man schlägt die Hände über dem kopf zusammen und denkt " das kann doch alles nicht wahr sein " ...es ging so schnell, zu schnell... 6 Monate und 9 Tage vom ersten unerkannten Epianfall bis zu seinem Tod ...zu wenig Zeit....diese zermürbende Zeit des Suchens, worum geht es hier eigentlich ? Warum macht keiner dieses MRT ? Warum keine Tumormaker als man Liquor entnommen hat
Warum ? Warum? Warum ?
Man hätte diese Zeit ganz anders verbringen können, aber nein, bis zur Diagnose musste eine Ewigkeit vergehen und danach blieben uns noch knapp 7 Wochen mit Papa, oder dem was von ihm durch Bestrahlung und OP noch übergeblieben ist.
Sicher hätte die Diagnose auf im Februar schon "Glio IV multiforme" geheißen, aber danach hätte man noch viel mehr Zeit gehabt, Zeit die man intensiver hätte genießen können als mit diesem Nerventerror den wir hatten.
Naja, jetzt ist es sowieso zu spät. Jetzt bleibt uns der Trost, dass Papa wirklich nur diese letzten zweieinhalb grausamen Tage hatte...ohne Sprechen unter absoluter Bewegungsarmut, vermutlich unter Blindheit und fast Taubheit...ob er Schmerzen hatte konnten wir nur erahnen und deshalb gab es zum Glück am letzten Tag Morphium.
Ich hoffe das es gereicht hat um ihm die letzten Stunden zu erleichtern, ich hoffe das er keine Schmerzen hatte und sich nicht verlassen gefühlt hat in seinen letzten Stunden, aber dieses Elend konnte ich einfach nicht mehr ertragen und Mama auch nicht.
Diese Geräuschkulisse durch den Schleim in seinem Hals, dieses Rasseln trotz Schleim absaugen, dieses Flattern der Lippen beim Ausatmen, das Spucken von Magenblut und das Krampfen trotz Diazepam und Morphium....es war einfach zuviel...er war in guten Händen bei lieben Kolleginnen meiner Mom, die uns auch erzählten dass es nachts auch irgendwann wieder ruhiger wurde und er am Morgen ruhig eingeschlafen ist.
So wie er aussah, muss es auch so gewesen sein.
Aber trotzdem hofft man und rätselt man " war es genug Morphium ? hat er wirklich nicht leiden müssen ? "
Allerdings ist eines ganz gewiss, jetzt leidet er nicht mehr ...vielleicht noch beim Anblick seiner Lieben wenn sie mal wieder um ihn weinen, aber ansonsten hat er es geschafft und sitzt jetzt hoffentlich auf einem Wölkchen oder Sternchen und paßt auf uns auf.
Oh Gott, es tut so weh....aber es hätte für ihn nur noch schlimmer kommen können und das hätten wir alle niemals gewollt.
Ich will mich bei Euch allen für Eure Anteilnahme von ganzem Herzen bedanken, wir sind oder waren alle in der gleichen Situation, die einen länger, die anderen kürzer...aber alle sind wenigstens hier für einander da.
Ich wünsche Euch allen weiterhin viel Kraft und Zuversicht für alles was kommen wird....irgendwann gibt es wieder ein Licht am Ende des Tunnels und ich glaube daran, dass man sich irgendwann wiedersieht !!!
Bis bald Eure Isabel