Hallo, ich habe lange nicht mehr geschrieben, war aber jeden Tag hier und habe von euch alles nachgelesen.
Liebe Judith, lieber Vater! Mein tiefes Mitgefühl ... mir fehlen die Worte! Man fragt sich immer nach dem "Warum" und man bekommt keine Antwort darauf. Das Schicksal schlägt einfach erbarmungslos zu und nimmt die Liebsten Menschen von uns. Es bleibt eine große Lücke, die sich nie mehr schließen lässt. Ich habe in den letzten Tagen viel an euch gedacht ...
Meine Mutter war jetzt nach ihrer letzten OP (4.1.08 - Rezidiv-OP - Gliadel-Applikation) zur Anschlussheilbehandlung. Sie wurde, für mich unverständlich, in einem sehr - sehr schlechten Zustand entlassen aufgrund eines grippalen Infektes (Erkältung).
Ein Tag nach Entlassung mussten wir den Notarzt rufen, weil sie kaum ansprechbar war. Bei jeder Bewegung hatte sie starke Schmerzen. Sie war anteilnahmslos und nicht ansprechbar. Aufgrund des starken Hustens hatte sie auch Kopfschmerzen ...! Es wurde bei der Aufnahme ein CT gemacht und es bestätigte sich der Verdacht einer Tumorprogredienz mit einem hemisphärischen Hirnödems und einer Mittellinienverlagerung um 1,5 cm nach links. Hinweise für eine Einblutung ergaben sich aber nicht.
Cortison wollten sie nicht geben, weil der Allgemeinzustand (die starke Erkältung) nicht gut war, sie meinten sogar, wir sollten mit dem Schlimmsten rechnen. Ihre Atmung war unregelmäßig, sie röchelte und der Mund war total verschleimt. Die Ärzte sagten, sie könne in der Nacht friedlich einschlafen.
Auf die Gefahr hin wurde am darauffolgenden Tag doch Cortison verabreicht. Nach 5 Stunden der Verabreichung des Corisons, kam sie langsam wieder zu sich. Die Stunden waren einfach furchtbar.
Die Ärzte meinten allerdings, dass das Cortison (Dextamentason) nicht lange anhält und sich der Zustand schnell verschlechtern kann. Eine erneute OP wurde vorschlagen. Aber der Zustand sollte sich erstmal stabilisieren und sie soll sich von der Erkältung erholen.
Erholt sich meine Mutter in den nächsten Tagen wäre dann in 14 Tagen die Indikation einer rechtseitigen Kraniektomie zur Behandlung der Massenverschiebung nach links möglich (Entnahme v. einem kleinen Teil d. Schädelknochens). Ziel dieser Maßnahme soll sein, die Rückverlagerung der Mittellinienstrukturen, in der Hoffnung, dass meine Mutter mehr am Leben teilnehmen kann.
Meine Mutter hat sich zunächst erstmal sehr gut von der Erkältung erholt, sie läuft, allerdings unter Einschränkung, gut. Das Cortison hat sehr gut angeschlagen.
Meine Mutter hat eine starke Wesensveränderung, das tut mir sehr weh, dies macht sich gegenüber meinem Vater sehr bemerkbar. Sie bekommt Remergil (Mirtazapin), aber hilft nicht unbedingt.
Ich bin seit 3 Wochen jeden Tag bei ihr, habe mich krank schreiben lassen. Wir reden, lachen, weinen! Ich will jede Sekunde aufsaugen, geniesen, sie anschauen, ihr mein Lachen und Mut schenken. Wir waren vorhin im Garten haben Kirschzweige abgeschnitten, noch laufen wir gemeinsam in den Garten, langsam und vorsichtig.
Wenn ich mich immer von ihr verabschiede, nehme ich ihr kleines Köpfchen in meine Hände, streichel über ihr Kopf und kann nicht begreifen, dass so ein Monstrum die Oberhand hat.
Jetzt haben wir verschiedene Meinungen gehört von Ärzten, manche raten ab und manche befürworten die OP.
Komischerweise ist selbst ein Neurologe in der Klinik wo meine Mutter operiert wurde an solch einem Glioblastom erkrankt - 2 OP´s! Da fragt man sich: "Was ist nur los!!"!
Jetzt habe ich aber viel geschrieben, vielleicht etwas durcheinander - bitte entschuldigt mir.
Ich danke euch für´s Zuhören! Ich grüße euch herzlich und wünsche uns allen viel Kraft !Liebe Gedanken an alle von
Mirjam