HirnTumor-Forum

Autor Thema: Glioblastom  (Gelesen 1451558 mal)

Offline Phoenix

  • Mitglied Forum
  • Senior Mitglied
  • ****
  • Beiträge: 107
  • Liebe ist zeitlos......über den Tod hinaus........
    • Profil anzeigen
Re:Glioblastom
« Antwort #600 am: 15. Februar 2007, 20:36:48 »
------------------------

Liebe Hilde..............

Ganz liebe Grüße auch von mir.......

Es ist schwierig, wenn dein Mann deine Ängste nicht respektiert und dich mitfahren läßt....ich kann mir vorstellen welche Höllenqualen du erlebst...........

Aber vielleicht braucht dein Mann dieses Gefühl der Eigenständigkeit auch für sich........damit er den Glauben an sich nicht verliert.......damit er seine Kraft spüren kann , seine Unabhängigkeit.......ich glaube, das ist Männern generell wichtig....und in solchen Situationen erst recht....

Ich habe meinen Mann in der Reha zu den Therapien begleitet, er brauchte meine Unterstützung vorallem dadurch, das sein Kurzzeitgedächtnis einfach nicht mehr da war........aber nach einer gewissen Zeit sagte er zu mir, er wolle jetzt mal eine Therapie alleine machen, denn er muß auch mal wieder ohne mich zurechtkommen.......

Es ist sicher mit deiner Situation nicht vergleichbar, ich mußte keine Ängste ausstehen, ich wollte dir nur darstellen, wie wichtig es für "Mann " ist, noch alleine funktionieren zu können......


Ganz liebe Grüße
Esther

Offline kabas

  • Mitglied Forum
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 243
  • Ich liebe dieses Forum!
    • Profil anzeigen
Re:Glioblastom
« Antwort #601 am: 15. Februar 2007, 22:11:25 »
Liebe Hilde,

ich kann deine Zeilen absolut nachvollziehen.
Es ist wie eine Fahrt durch die Hölle mit der Sch.....krankheit.
An jeder Ecke lauert etwas Anderes, alles ist unberechenbar, es ist zum Verrücktwerden!
Ich hoffe, daß Heri die Notwendigkeit sieht und wieder das Cortison nimmt. Warum sträubt er sich so degegen?
Ich sehe auch die Wesensverändereung bei meiner Schwester. Und die "Sturheit", das ist so extrem geworden. Es ist alles nicht zu verstehen!
Liebe Hilde, ich wünsche uns allen nur das Eine...............

Ich verabschiede mich wieder für die nächsten Tage, morgen fahre ich wieder zu meiner Schwester.

Bis bald,

Kabas

Offline agnes

  • Mitglied Forum
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 637
  • Wir werden kämpfen!
    • Profil anzeigen
Re:Glioblastom
« Antwort #602 am: 16. Februar 2007, 15:03:51 »
Liebe Esther!

Ich denke, Du hast völlig recht.
Er hat die Wienfahrt auch toll gemeistert, abends ging es ihm wesentlich besser als mittags.

Mein Mann hat heute auch 8mg Fortecortin eingenommen, aber es ist noch nicht viel besser geworden, vormittags dachte ich schon mal, dass es besser ist, aber als er vorhin telefonieren mußte, ging wieder gar nichts mehr. Es ist einfach unglaublich.

Mich macht diese Hilflosigkeit so krank, Du stehst daneben und kannst nichts tun, Du mußt Dich bemühen, überhaupt zu begreifen, was er möchte.....

Ich drücke Dich ganz fest
Hilde

webz42

  • Gast
Re:Glioblastom
« Antwort #603 am: 16. Februar 2007, 20:29:39 »
Liebe Hilde,

ich kann deine Angst, wenn dein Mann allein mit dem Auto fahren will, sehr gut verstehen - ich erinnere mich noch gut, welche Angst ich hatte, als meine Schwester - Schmetterlingsglioblastom mit Krampfanfällen - allein schwimmen gehen wollte. Und wie wütend sie war, wenn man in ihrer Nähe bleiben wollte oder sie dauernd beobachtet hat - aus Angst vor einem Krampfanfall. Ich verstehe auch ihre Wut bzw. die Wut deines Mannes, denn es ist schrecklich, wenn man dauern beobachtet wird und man will doch nur so leben wie früher. Bei meiner Schwester denke ich, es war gut, dass sie getan hat was sie wollte. Auch wenn es für uns schwer war, das auszuhalten. Das war unser Problem, und ihr Problem war sicher größer. Aber eine richtige Lösung gibt es nicht, weil die Situation einer solchen Krankheit schon so falsch ist. Ich kenne den Trotz und die Wut auch von meiner Schwester - meiner Meinung nach einerseits ein Zeichen der Wesensveränderung durch den Tumor, andererseits eine völlig normale Reaktion auf eine Situation, die einen wütend machen muss. Auch wenn die Wut natürlich die Falschen trifft.
Ich habe jetzt nicht verfolgt, warum dein Mann kein Cortison nehmen will. Meine Schwester wurde in der Habichtswaldklinik in Göttingen mit Weihrauch substituiert - das war glaube ich im Frühjahr 2002. Vor Cortison war sie eine normale 39er Größe-Frau von Ende 20, mit Cortison auf aufgeschwemmtes Monster, dem die Leute - je nach Charakter - kichernd, lästernd, tuschelnd hinterher guckten, dem die Haut zerriss und das sich auch nicht mehr richtig bewegen konnte. Und auch wenn Martina ein Mensch war, der nie besonders viel Wert auf Äußerlichkeiten gelegt hat, in dieser körperlichen Verfassung ist es sehr schwer, sein Leben zu genießen, was bei Krebs eine der wichtigsten Therapien ist und einem bei der Diagnose Glioblastom ja auch gerne von den Ärzten für die letzen Monate geraten wird (HarrHarr). Bei Martina waren es übrigens 4 1/2 Jahre, ohne OP (Diagnose in Bonn, inoparabel), ohne Chemo, ohne Bestrahlung. Sie hat alles aus dem Bauch heraus entschieden. Zwar ist sie im November 2005 gestorben, trotzdem glaube ich immer und für jeden, dass ein Wunder möglich ist. Sie war auch schon ein kleines Wunder. Bloß hatte sie dann keine Kraft mehr. Auf jeden Fall hat sie das Weihrauch gut vertragen - ich weiß allerdings von ihrer behandelnden Ärztin, dass es da oft Probleme mit dem Magen gibt und sie echt Glück hatte, denke aber, Cortison ist auch nicht problemlos. Auffällig war bei den Kontroll-MRT's durchgehend die geringe Ödembildung. Natürlich musste sie Weihrauch selbst bezahlen, das war aber nicht all zu teuer.
Martina hatte einen HP der sich für sie 'den Arsch aufgerissen hat' um eine Therapie zu finden. Sie hat sehr viel ausprobiert. Die Krankenkasse ist verpflichtet, bei Krankheiten, für die es keine schulmedizinische Therapie gibt, einen Teil der alternativen Heilmittelkosten zu übernehmen. Bei der AOK hat sie den Antrag auch erfolgreich gestellt. War zwar nicht viel, aber immerhin was. Ich weiß allerdings nicht, wie der aktuelle Stand nach Gesundheitsreform ist. Prinzipiell warten die Kassen ja gerne auf die 'biologische Lösung' - also erst mal ablehnen. Immer wieder beantragen und lästig sein hilft - wenn man die Kraft hat.

Webz

Offline agnes

  • Mitglied Forum
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 637
  • Wir werden kämpfen!
    • Profil anzeigen
Re:Glioblastom
« Antwort #604 am: 17. Februar 2007, 12:54:49 »
Liebe Webz42!

Es tut mir sehr leid wegen Deiner Schwester.....
4 1/2 Jahre ohne OP, das ist wirklich schon fast ein Wunder.

Mein Mann nimmt ohnehin Weihrauch bereits durchgehend seit Anfang Dezember, aber momentan ist das offensichtlich zu wenig. Ich habe es gestern geschafft, dass er wenigstens am morgen 8 mg Fortecortin eingenommen hat, abends wollte er schon wieder nicht mehr.
Es ist zwar ein wenig besser geworden, aber gut ist was anderes. Er tut sich wahnsinnig schwer beim Sprechen, bringt vieles nicht heraus.
Das Eigenartige ist, wenn ich ihm etwas vorsage, kann er es relativ leicht nachsprechen. Es ist einfach schlimm, was diese Krankheit aus einem Menschen macht. Ich kann es noch immer nicht wirklich begreifen, was sich hier abspielt.
Wir haben diese Sch... auch schon seit 16 Monaten, eigentlich muss ich ja froh sein, dass es ihm noch so geht, wenn ich bedenke, wie viele schon nicht mehr da sind, mit denen ich angefangen habe zu schreiben im Jänner 2006 und trotzdem tröstet mich das nicht wirklich.
 :'(liebe Grüße von Hilde

webz42

  • Gast
Re:Glioblastom
« Antwort #605 am: 17. Februar 2007, 18:58:04 »
Hallo liebe Hilde,
vielen Dank für deine Antwort.

Ich habe das Forum leider erst nach dem Tod meiner Schwester entdeckt. Ich habe oft darin gelesen, wenn ich zu traurig war. Auf Arbeit, weil ich zuhause noch kein Internet hatte. So konnte ich natürlich nicht schreiben. Das Lesen hat mich getröstet. Sagt einiges über mich aus, dass mich das Leid der anderen tröstet. Aber ich hatte das Gefühl, diese Menschen können verstehen.
Ich wollte meine Schwester immer in einer Studie 'Schwingungsinduzierte Zerstörung von Tumorzellen' unterbringen. Die Methode erschien mir am logischsten und vielversprechender als OP, Chemo und Bestrahlung. Durch Ultraschall gezielte Zerstörung der entarteten Zellen durch Einstellung auf deren Frequenz, keine Beeinträchtigung des gesunden Gewebes (oder wenigstens fast keine, ich bin ja auch bei Ultraschalluntersuchungen von Schwangeren skeptisch, anderes Thema, aber bei Ärzten bin ich total vorsichtig. Dr. Theuer ist Physiker). Verzweifelt habe ich darauf gewartet, dass Tierversuche genehmigt wurden. Interessant, wie sich die Haltung zu Tierversuchen ändert, wenn es um Therapie für einen geliebten Menschen geht. Als die Tierversuche durch waren hoffte ich, sie könne teilnehmen. Dr. Theuer war allerdings der Meinung, ihr ginge es zu gut, als dass er sie als Versuchskarnickel benutzen dürfe. Eine Haltung die ich akzeptiere und respektiere. Als es ihr dann so schlecht ging, dass ich noch einen Versuch starten wollte, war sie gleich tot. Ich bin leider nicht mehr so am Thema wie vor 1,5 Jahren, weiß nicht, wie die Studie im Moment steht, habe momentan auch etwas Probleme mit meinem Computer (ist mir gerade während des Schreibens der Antwort wieder abgestürzt), deshalb kann ich nicht genauer nachforschen. Als kleinen Hinweis hier aus dem Net (allerdings Heidelberg, ich hatte Esslingen in Erinnerung):

'Jahresbericht 2005
Prof. Theuer. Thema. Bestimmung und Optimierung der Frequenzfelder zur selektiven Polarisation und Zerstörung. von Glioblastom- und Astrozytomzellen in ...
www.biokrebs-heidelberg.de

webz

Sarabande

  • Gast
Re:Glioblastom
« Antwort #606 am: 20. Februar 2007, 11:41:22 »
Ihr lieben!

Wolltet nur melden, das wir wieder im Lande sind…!  Unsere 4 Wochen in Venezuela waren abenteuerlich, schön, beeindruckend, und natürlich teilweise auch schwierig.  Wir waren im Caracas, auf die Küste in der nähe von Rio Caribe, in die Bergen (Merida) – inklusiv einmal auf 4045m (hinweis – nicht unbedingt für Glioblastomapatienten empfohlen!! – aber das wussten wir, immerhin waren wir kurz mit der Seilbahn oben, auch wenn wir gleich wieder runter fahren müssten…) -- in den Urwald, mit den Indianern, wo wir mit Kanus gefahren sind und das höchste Wasserfall der Welt gesehen haben, und auf die schönste Inseln des Archipelago Los Roques.  Trotz alle Probleme war es wunderbar, und wir sind beide sehr froh, es gemacht zu haben.  Außer Sonnengebrannten Füße und gewisse Verdauungsproblem (ich denke, Cortison und Drittweltbakterien sind eine schlechte Kombination) geht es mein Mann jetzt wohl besser als vor der Reise, was an Entspannung, Bewegung, Ablenkung und Sonne liegen mag.  

Webz, das mit Cortison und Aufgeblasensein kann ich nur unterschreiben – ich würde am liebsten mein Mann T-shirts drucken lassen, „Bin nicht dick, schlucke nur Cortison“, und sage mir immer, ich werde nie wieder dicke Leute beurteilen, denn man weißt nicht, woran es liegt… es tut wohl weh, er war mal so unglaublich schön, kein Gramm Speck, so grazil, und diese traumhafte Körper ist so schrecklich schnell von diese Krankheit ruiniert… und trotzdem ist er wohl noch traumhaft, mein schönen Mann, aber das sehen die Anderen nicht auf den ersten Blick…

Ich wünsche euch alle weiterhin Kraft,

LG,

Sarabande

silu

  • Gast
Re:Glioblastom
« Antwort #607 am: 20. Februar 2007, 14:51:02 »
Zitat von Sarabande: "... das mit Cortison und Aufgeblasensein kann ich nur unterschreiben – ich würde am liebsten mein Mann T-shirts drucken lassen, „Bin nicht dick, schlucke nur Cortison“, und sage mir immer, ich werde nie wieder dicke Leute beurteilen, denn man weißt nicht, woran es liegt… es tut wohl weh, er war mal so unglaublich schön, kein Gramm Speck, so grazil, und diese traumhafte Körper ist so schrecklich schnell von diese Krankheit ruiniert… und trotzdem ist er wohl noch traumhaft, mein schönen Mann, aber das sehen die Anderen nicht auf den ersten Blick… "

Das hast du so schön geschrieben!!! Es ist so wahr!!
Auch wenn mein Mann nie grazil war :) aber er hatte so schöne dichte lockige Haare und hatte so ein schönes männliches Gesicht. Trotzdem war er für mich der schönste Mann der Welt, als ich ihn dann mit Glatze, Kopfnarbe und aufgeschwemmten Gesicht geheiratet habe!
Es ist einfach gemein, was diese Krankheit bzw die Behandlungen dagegen, mit dem Körper anrichtet. Sagt euren Lieben, dass ihr sie immer noch schön und attraktiv findet. Für meinen Mann war das sehr wichtig zu wissen und hören, weil er sich wirklich äußerlich verändert hatte und erstmal selbst damit klar kommen musste. Außerdem haben wir es immer versucht noch ein wenig mit Humor zu nehmen...

Ich wünsche euch alles Gute!!
Herzliche Grüße,
Silu

Offline agnes

  • Mitglied Forum
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 637
  • Wir werden kämpfen!
    • Profil anzeigen
Re:Glioblastom
« Antwort #608 am: 20. Februar 2007, 17:21:07 »
Hi Sarabande!

 ;D schön, dass euer Urlaub toll war und bin froh, wieder von euch zu lesen...

Alles Liebe
Hilde

Knusperflakes

  • Gast
Re:Glioblastom
« Antwort #609 am: 21. Februar 2007, 11:56:51 »
Hallo Leute!

Ich war mal wieder ein paar Wochen nicht im Forum, ich les halt immer nur im Büro und da gehts nicht immer, und letzte Woche waren wir auf Winterurlaub...

Meine Mama hatte vor 2 Wochen ihren ersten epileptischen Anfall (am letzten Tag ihrer Strahlentherapie), seitdem liegt sie im Krankenhaus.
Sie war zuerst 2 Tage auf der Intensiv, dann wurde sie auf die Bettenstation verlegt und es sah so aus, als könnte Papa sie nach einer Woche mit nachhause nehmen.
Er hat schon angefangen, sich das mit Hauskrankenpflege und so zu überlegen (er könnte das jetzt nicht mehr allein) und woher er so ein Spezialbett kriegt und alles.
Dann nach eben genau einer Woche noch ein Anfall (sie war noch im KH), und seitdem schläft sie. Seit einer Woche.
Manchmal macht sie kurz die Augen auf (ich war noch nie dabei), aber eigentlich schläft sie den ganzen Tag.
Sie wird künstlich ernährt.

Jetzt konnten sie die PET-Untersuchung nicht machen, mit der sie feststellen wollten, ob der Tumor irgendwie auf die STrahlenund die CHemo reagiert hat, weil durch den Anfall wär das Ergebnis verfälscht worden.
Nur ein MR haben sie gemacht am Montag, sie können nix Genaues sagen, aber es sieht schon mal so aus, als wäre der Tumor sicher nicht kleiner geworden. Eher ist er noch gewachsen.

Vielleicht wird sie für ein paar Tage in künstlichen Tiefschlaf versetzt, aber das wird erst entschieden, wenn ihr behandelnder Arzt aus dem Urlaub wieder da ist, das ist nächste Woche.

Ich weiß jetzt irgendwie nicht, was ich von der Sache halten soll.
Wird sie überhaupt nochmal aufwachen? Schläft sie "hinüber".
Wie lang wird das dauern?
Mir wär eigentlich lieber, es würd jetzt schnell gehen.
Man kann sie ja soundso nicht mehr retten, der Tumor ist ein paar Zentimeter groß, als sie noch wach war nach dem ersten Anfall hat sie um 20 Jahre älter gewirkt, wie eine uralte Frau kurz vor dem Sterben...

Ich weiß nix.

webz42

  • Gast
Re:Glioblastom
« Antwort #610 am: 21. Februar 2007, 20:14:10 »
Hallo Sarabande, hallo Silu,

es ist so schön, wie ihr über die Liebe zu Euren Männern schreibt. Wie viele Menschen haben nie das Gefühl einer so großen Liebe obwohl sie doch keine so schlimmen Probleme haben.
Was lieben wir am Menschen? Ich frage mich das, weil meine Schwester ein vielgeliebter Mensch war. Nach Diagnosestellung noch über 2 Jahre lang haben sich Besucher und Leute die mit ihr etwas unernehmen wollten, sogar in Urlaub gefahren sind, die Klinke in die Hand gegeben. Am Schluss hat sie keiner mehr besucht. Erst war sie gereizt und unduldsam, dann wurde sie seltsam. Kurz vor ihrem Tod kamen ihre 2 besten Freundinnen nach Monaten einmal wieder vorbei. Wahrscheinlich haben sie es gespürt, die Bindung war doch eng. Das war vor allem für die beiden sehr gut.
Wenn man den Menschen liebt sind Äußerlichkeiten das, was nicht wichtig ist. Die Freunde gehen, wenn sich das Wesen ändert. Die Familie bleibt auch dann. Was lieben wir. Ich frage mich oft, ob ich nur noch die Erinnerung daran, wie meine Schwester einmal war, geliebt habe. Aber ab und an war sie auch wieder da, meine alte Martina.
Die Liebe zwischen Euch und Euren Männern ist einfach wunderbar.
'Kleines', ich gebe dir recht. Es sind immer die Besten. Meine Schwester war der Sonnenschein, jeder hat sie geliebt, immer hat sie ein Lachen mitgebracht. Auch nach ihrer Diagnose noch haben wir so viel gelacht. Lieber Lachen als Weinen, Weinen hilft eh nix. Wir waren Meister im Erfinden wirklich schwarzer Krebswitze. Sie hat sich kaputt gelacht, wenn sie vor der Eisdiele saß, alte Bekannte vorbei kamen, die sie lange nicht gesehen hatten. 'Blablabla, ich hab das und das gemacht und was hast du gemacht?' 'Ich habe einen Gehirntumor. War in Bonn wegen OP, ging aber nicht.' Und dann die Gesichter, sie hat sich fast weg geschmissen. Ich bin die, die immer das schlechte sieht, die immer meckert, schwarz sieht, jammert, negativ ist. Warum hat es nicht mich erwischt? Ich hätte viel besser in das Klischee gepasst. Mit ihr ist ein Licht weniger da.
Kleines, wenn ihr schon in Heidelberg seid, fragt doch mal nach der Studie von Dr. Theuer, 'Schwingungsinduzierte Zerstörung von Tumorzellen'. Vielleicht ist es ja eine Spinnerei von mir - ich war immer überzeugt, dass diese Therapie eine echte Chance sei. Leider wurde meine Schwester nicht genommen, weil es ihr für die Nullserie, sprich erster Test am Menschen, für ihre Diagnose einfach zu gut ging. Aber inzwischen muss die Studie weiter sein, ich hatte zwar Esslingen in Erinnerung, aber als letzte Adresse im Net habe ich Heidelberg gefunden.

webz

Sarabande

  • Gast
Re:Glioblastom
« Antwort #611 am: 21. Februar 2007, 23:14:04 »
Danke, Hilde, danke, Webz!  Ja, die Liebe ist wohl das allerbeste, was uns je passiert ist. Und es trägt uns durch alles.  Die Freunden fallen weg, aber nicht alle.  Ich habe mein Mann immer gesagt, wir haben das, was alle haben wollen, wir haben mehr Glück als viele Millionäre, denn wir haben Liebe… und das bleibt so.  

Kleines, es tut mir für dich und vor allem für „deinem Grossen“ ganz herzlich Leid.  Er macht das schlimmste durch, und es hilft ihm bestimmt, darüber schreiben und sprechen zu können. ABER ich muss sagen: wenn es in der Tat ein Therapie gäbe, die das „Leben um ein vielfaches verlängern könnte“, hätten wir es alle schon längst gemacht.  Dein „Freund“ wird nicht wegen Geld sterben müssen, sondern wegen eines Hirntumors. Ist es vielleicht einfacher, sich über Geld aufzuregen?  Tut mir Leid, aber ich fühle mich ein wenig geärgert.  Auch die Liebe, die man über ein Brieffreundschaft bzw. Internet auslebt, fühlt sich echt an, aber das 24 Stunden am Tag sich mit alles von Urinflaschen und Windeln bis zum Krampfanfälle und Rollstuhl zu beschäftigen ist wirklich was anders, als auf einem Mail zu warten.  Solltest du nicht mal hinfahren?  Natürlich will er erstmal gesund sein. Wir haben alle unsere Träume.  Aber es gibt viele von uns, die sich hauptsächlich mit der Realität zu tun haben… Entweder kann die Liebe das aushalten, oder es bleibt was anderes als Realität.  

Sorry. Wenn die Moderatoren mein Beitrag unpassend finde, mögen die es bitte löschen.

S.

PS Webz, du klingst etwas deprimiert… ich kann das alles mitempfinden, was du schreibst, aber so schlimm wie es ist, das deine Schwester gestorben ist, ist es auch gut, das du lebst… das Leben ist und bleibt was tolles, ach wenn es von solche unbegreifbare  Schicksäle gesteuert wird…

silu

  • Gast
Re:Glioblastom
« Antwort #612 am: 22. Februar 2007, 00:30:15 »
Ja, die Liebe ist das Größte! Das war auch das, was mein Mann und ich uns immer gesagt haben. Wir waren über 8 Jahre zusammen und wir haben so viel schöne Dinge in der Zeit gemeinsam erlebt. Wir haben quasi ein Leben in Zeitraffer geführt. Wir haben immer versucht uns damit "aufzumuntern" , dass es so viele Menschen gibt, die nie so eine Liebe erfahren und die nie so viele schöne Urlaube gemeinsam verbringen konnten.
Ach Kleines, ich denke Sarabande hat Recht damit, was sie geschrieben hat. Und wenn dein Freund nicht mehr mag, dann solltest du wirklich darüber nachdenken, ob du es nicht auch akzeptieren kannst. Er hat schon so viel durchgemacht! Ich weiß noch, dass ich als mein MAnn so sehr krank war so wütend auf alle Ärzte war. Jeder arme Hamster wird eingeschläfert, wenn er ein Krebsgeschwür am Hintern hat, damit er nicht leidet und mein Mann musste da so durch. Zum Glück war es ja nicht allzu lange. Aber auch diese Wochen haben gereicht. Ich weiß, dass mein Mann nicht als Schwerstpflegefall enden wollte - wer will das schon... Und trotzdem ist er einer geworden und man kann/darf nichts machen.
Natürlich ist es für uns als Angehörige und Partner schwer. Wir sehen liebe Menschen leiden und wollen ihnen unbedingt helfen. Aber ab einem bestimmten Punkt geht es einfach nicht mehr! Und es ist doch auch traurig, dass sie nur uns zuLiebe noch so viel auf sich nehmen, oder? Manchmal denke ich, dass ich vielleicht etwas früher meinem Mann hätte beistehen müssen bei seiner Entscheidung keine Chemo mehr zu wollen. Ich habe ja auch meist versucht ihn dafür zu motivieren und zu "begeistern". Aber jetzt denke ich, dass er dadurch ja auch irgendwie einen Druck (unbedingt gesund zu werden) aufgebaut haben muss. UNd wie schlimm musste es dann sein, mich zu enttäuschen.  Versteht ihr was ich meine? Ich habe daher meist verscuht (aber eben erst ein wenig später als er glaub ich) immer hinter seinen Entscheidungen zu stehen und ihn auch dabei zu unterstützen. Er war ein absoluter Kämpfer - aber ab einem gewissen Punkt spürt wohl der Betroffene selbst am besten, wann der Körper und eben auch der Geist nicht mehr kann..
Loslassen tut weh, ich weiß, es tut beiden Seiten weh. Aber es heißt ja nicht jemanden alleine zu lassen.
Entschuldigt, dass ist wohl ein bisschen heftig und sich darüber aufzuregen oder zu diskutieren erregt nur die Gemüter und bringt wohl nichts. Ich habe es vorhin schon in einem anderen Eintrag geschrieben, es ist wohl nicht mein Tag heute. Entschuldigt, aber ich wollte trotzdem etwas dazu schreiben... Ich hoffe, es nimmt mir keiner übel...
Liebe Grüße, Silu

Knusperflakes

  • Gast
Re:Glioblastom
« Antwort #613 am: 22. Februar 2007, 09:32:35 »
Ich glaub auch, das das eine Gratwanderung ist. Wie viel Egoismus und "ich will nicht, dass Du gehst" darf man noch haben? Bzw. welches Gefühl soll man den Kranken vermitteln (weil wenn sie das Gefühl haben, das man gar keine Hoffnung mehr hat, ist das ja cuh nicht gut)?

Mama hat gestern für eine halbe Stunde die Augen aufgemacht. Ich war nicht dort (hab Halsweh und möchte sie nicht anstecken), aber sie ist nie allein, Papa ist fast die ganze Zeit dort und es kommt immer Besuch.

Wir möchten ihr einfach nur mehr das Gefühl geben, dass immer jemand bei ihr ist und dass sie nie allein sein wird. Ob wir sie nochmal mitnachhause kriegen ist absolut nicht absehbar, vielleicht schläft sie schon bald für immer ein, vielleicht lebt sie noch ein paar Monate und erholt sich nochmal von den Anfällen.

Die Entscheidung trifft im Endeffekt sie und wir müssen es akzeptieren (ein Bekannter ist vor 2 Wochen verstorben, er war Herzkrank, und gegen Ende haben die Ärzte ihm gesagt, sie tun ihr bestes, aber die Entscheidung, wann er geht, treffen er und Gott).
Ich glaube irgendwie, meine Mama hat schon entschieden, und wir warten jetzt nur noch auf den Zeitpunkt...

webz42

  • Gast
Re:Glioblastom
« Antwort #614 am: 23. Februar 2007, 00:02:14 »
Hallo Sarabande,

vielen Dank für deine lieben Worte. Ich bin nicht depri-miert. Ich bin traurig. Weil mir meine Schwester fehlt. Sie war nämlich nicht nur meine kleine Schwester - sie war auch meine beste Freundin.
Ich denke auch, dass die Trauer über ihren Tod Egoismus ist. Denn so wie sie gelebt hat, hätte sie nicht weiter leben wollen. Und ich hätte sie halt noch da um sie in den Arm zu nehmen. Wenn sie vor sich hin lächelnd auf dem Sofa saß. Ich denke, sie hatte sich am Schluß schon verabschiedet, sie war ruhig und lächelte immer, ist auch ganz friedlich eingeschlafen. Es ist ebenso richtig wie schwer, das zu akzeptieren.
Bitte, keiner sollte sich für seine Gefühle entschuldigen, die er beim Schreiben äußert. Auch einfach nur Abkotzen ist in Ordnung. Denn die Situation ist schwer genug. Obwohl es meiner Schwester relativ gut ging denke ich auch, wäre sie schneller gestorben, hätte sie nicht erleben müssen, dass alle ihre Freunde weg geblieben sind. Wäre das nicht besser gewesen? Aber das Geschenk der 4,5 Jahre, mit denen niemand gerechnet hat, will ich nicht in Frage stellen. Sie war ruhig und hatte das Sterben akzeptiert, und für uns war der langsame Abschied dann doch einfacher. Wir konnten uns daran gewöhnen. Hört sich blöd an, der Schmerz kam geballt bei der Diagnose, dann das Glück des Überlebens, die Traurigkeit des langsamen Abbaus und das daran Gewöhnen, ohne sie zu sein.
Ja, und die Liebe die sich darin äußert, zu pflegen, zu waschen, zu kümmern und dem Sterben zuzusehen ist wirklich nochmal ganz was anderes.
Nicht vergessen, Wunder können immer geschehen - müssen aber nicht.

Webz42

 



SMF 2.0.19 | SMF © 2022, Simple Machines
Hirntumor Forum © 1996-2022 hirntumor.de
Impressum | Datenschutzerklärung