Hallo Ihope, und hallo Hilde
kann was ihr geschrieben habt, auch total nachvollziehen. Manchmal ändert sich der Zustand im Handumdrehen.
Heute morgen war ich um 9.00 bei meinem Mann, es ging ihm total gut. Bin nur kurz geblieben und war dann um 11.00 wieder da. Er war total erregt, weil er etwas erledigen wollte und derjenige, der ihm "sofort" helfen sollte keine Zeit hatte (weil er ja nicht darauf vorbereitet war). Als ich den dann noch entschuldigte und ihm verständlich machen wollte, daß er das doch nicht erwarten könnte, daß jemand sofort nur für ihn Zeit hat, hat er mich beschimpft und ziemlich massiv. Er kriegt dann auch einen roten Kopf, rollt irgendwie mit den Augen-- und faßt sich auch immer wieder an den Kopf, weil das natürlich nicht ohne Folgen bleibt.
Nach ca. 20 Min. bin ich dann gegangen --- und als ich ihm um 14.00 wieder sah und er dann jemanden gefunden hatte, der ihm bei der Arbeit, die er machen wollte, geholfen hat --- war er wieder ganz normal.
Und, liebe Ihope, wegen deiner Sorgen um die Zukunft und auch die Finanzen mußt du dich nicht schämen. Diese Gedanken haben bestimmt auch fast alle anderen. Bei uns war das nicht anders. Ich habe vom Winter 05/06 geredet und geredet bis August 2006, daß mein (Ex-)Mann endlich sein Testament machen soll. Wir sind ja geschieden, haben 1 Sohn und er hat noch 2 Kinder aus 1. Ehe, mit denen er keinen Kontakt hat. Wir haben die Firma, die das Büro in seinem Wohnhaus hat und noch so einiges mehr. Da wäre was los gewesen, wenn er mal nicht mehr da gewesen wäre und hätte nichts festgelegt gehabt.
Bei aller Liebe und Fürsorge für den Kranken sind das dennnoch Themen, die wichtig sind und man nicht ausklammern kann. Mir war es auch oft peinlich, wieder von dem Thema anzufangen. Habs dann nur mit Hilfe unseres Steuerberaters geschafft, ihn zu überzeugen.
Ein neues Auto mußte im Sommer auch her. Gefahren hat er ja schon ab Frühjahr als er wieder gehen konnte. Natürlich ohne einen Arzt zu fragen. Schließlich kann er sowas ja selbst entscheiden!! Und im Sept. hat er einen Hausanbau geplant, der inzwischen fast fertig ist.
Ich glaube, er wollte sich selbst und seinem Umfeld beweisen, wozu er noch alles imstande ist. -- Und ich hab alles mitgetragen, auch finanziell, weil ich wollte, daß es ihm gut geht, er zufrieden ist und vor allem sich nicht aufregt, wenn es nicht machbar ist. Selbst Bekannte fragen mich, warum ich das mitmache. Eigentlich kriegen sie oft auch nur ein Schulterzucken.
Es ist jeden Tag eine Gratwanderung. Man muß sich mehrmals täglich neu darauf einstellen, was jetzt wieder kommt und entsprechend reagieren. Aber das kennen wohl auch alle.
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Er hat jetzt 2 Zyklen Temodal hinter sich. Übernächste Woche soll der 3. beginnen. Aber er hat schleichende Veränderungen. Die Sprache ist ganz schlecht geworden, und auch Arm, Hand und Bein sind mehr beeinträchtigt. Auch das Gefühl in diesen Körperteilen muß lt. seiner Aussage ein anderes sein. Und immer wieder sagt er: "Ich versteh das nicht, es war doch die ganz Zeit nicht so!" Was soll man da sagen?! Ich sag zwar manchmal daß es sein könnte, daß der Tumor trotz Chemo weiter wächst, das weiß man im voraus nicht, es könnten aber auch nur Nebenwirkungen der Chemo sein usw. usw. Aber eigentlich weiß ich ja, wie es weitergehen wird. Und ich hab auch eine Sch.....angst. Ich weiß auch nicht, ob es richtig ist, die Chemo weiterzumachen oder, wie vorher schon mal jemand schreibt, sie wegzulassen, weil sie unterm Strich doch nichts nützt aber die Lebenqualität stark einschränkt.
Aber man kann das viell. auch nur für sich und nicht für den anderen entscheiden. Keine Ahnung. Wir haben am Donnerstag einen Termin beim Onkologen (den ich eh nicht mag). Hab schon mal überlegt, ob wir noch einen Neurologen hinzuziehen sollten; einfach nur, damit man mal mit einem Arzt reden kann, der nicht so überheblich rüberkommt wie der Onkologe, der viell. etwas menschlicher ist, und der mit ihm menschlich über die Zukunft reden kann.
Da bin ich auch immer so im Zwiespalt, und auch oft kraftlos, weil man eh schon so viel um die Ohren hat.
Hab nun endlos geschrieben. War aber auch länger nicht da, da sprudelt es manchmal nur so.
Aber auch das kennt ihr ja.
Lieben Grüße an euch alle
Doro