Liebe Hilde!
Wahrscheinlich kommt mein Vorschlag zu spät, aber ich rate dir, beim Flugbuchung, dich wegen die Umbuchungs- und Stornobedingungen nachzufragen. Es gibt immer tausende vom verschiedenen Tarife, mit entsprechend unterschiedlichen Bedingungen. Wir suchen uns immer eins aus, wo man gegen nicht zu viel Gebühr umbuchen bzw. stornieren kann, da man, wie du sagst, keine Versicherung bekommen kann. Gepäckversicherung solltet ihr vielleicht trotzdem überlegen. Wie du den Zustand deines Mannes beschreibst, darf es aber nun wirklich unproblematisch sein. Ihr habt noch Spielraum.
Das was du und Mathias und IHope und Doro alle in verschiedenen Formen schreiben, kenne ich auch… einerseits hat mein Mann eine unheilbare Krankheit, der nur schlecht ausgehen kann, andererseits sollte ich mich freuen, weil es noch nicht so schlimm ist, wie es wird. Die eigene Ängste überschatten das täglichen Leben. Weil man unter Dauerstress leidet, liegen die Nerven blank, man ist müde und unentspannt und überlastet und nicht immer lieb und nett wie man lieber wäre. Wir sind beide großer Fans von Ablenkung geworden, und haben z.B. unsere eigene DVD-Ausleihregeln entwickelt… es darf kein Gewalt vorkommen, auch keine Krankenhausszenen, es muss ein Happy End haben… wir landen dabei immer häufiger bei Kinderfilmen!!
Momentan, da das Wetter so schön ist, bin ich dabei, Mobilitätsmöglichkeiten auszusuchen. Es gibt schon Firmen, die Dreirad-Tandems herstellen, nur, wer ist bereit, so was zu verleihen? Auch eine Rickscha wäre super, die werden aber auch nicht ausgeliehen… Alles ist für Menschen mit Behinderungen wo es langfristige Perspektiven gibt gedacht. Warum sollte ich etwas für über EURO 3000 kaufen, wenn ich es wahrscheinlich im besten Fall nur ab und zu über ein Paar Monate gebrauchen kann? Und auch wenn die Kasse bereit wäre, so was zu übernehmen, wie sollte ich sagen, mein Mann ist zwar Pflegefall, will aber Radfahren? Noch dazu kommt, dass er selber Meinungen hat, u.A. dass er immer noch nicht im Rollstuhl gesehen werden will. Ach ja.
Auto haben wir keins, er hat schon vor Jahren aufgehört zu fahren, und ich fahre sehr ungern. Da will ich euch alle jetzt ärgern, und die Frage im Spiel werfen: Soll eure Männer wirklich noch Auto fahren? Auch wenn die Ausfälle bisher das nicht ausgeschlossen habe, besteht immer die Gefahr auf Krampfanfall und ähnliches. Konntet ihr damit leben, wenn dadurch eine Dritte ums Leben käme? Sorry.
Uns geht es im Prinzip gut (sehe Oben). Mein Mann hat zwar etwas häufiger Krampfanfälle, und die Linkeseiteschwäche hat deutlich zugenommen, aber er kriegt viel hin und ist noch mobil. Unsere Prof hat mir gesagt, eindeutig ist das Ding wieder am Wachsen, mein Mann sagte er es weniger klar. Da haben wir wirklich Gluck, wir haben nur Ärzte mit gutem psychologischem Verstand. Unsere Prof sagt, er selbst unterrichtet seine Studenten, wie man Patienten schlechte Nachrichten erteilen soll, und er wünsche, das viele von den Ärzten im Krankenhaus auch mal bei seinen Seminaren vorbeischauen wurde. MRT hat mein Mann seit 8 Monate keins gemacht, denn der psychische Qual sich dabei sich nicht lohnen wurde. Wir wissen das das Ding wieder da ist, das es langsam wachst, und das es außer Temodal nichts dagegen gibt, aber wir müssen nicht unbedingt Bilder davon sehen. Wie gesagt, Kinderfilme sind uns lieber. Dass der Prof so denkt, finde ich ungeheuer souverein.
Alles Lieber euch alle,
S.