Hallo busymouse,
habe Deine Nachricht an Gaby gelesen. Ich will mich jetzt auch nicht unbedingt dazwischen drängen, aber es brennt in meinem Inneren.
Ich habe in der Familie in den letzten Jahren mehrere schwere Erkrankungen miterlebt. Meine an Darmkrebs erkrankte Tante war bis zur Rückverlegung des künstlichen Darmausgangs sehr zuversichtlich, ja fast freudig darüber, den Krebs besiegt zu haben. Sie hatte nach der 1.OP vorbeugend leichte Chemo und Bestrahlungen bekommen. Es waren Überdosierungen, so dass 40 cm gesunde Darmwand porös wurde, die Bänder abrutschten und sich ineinander verschlangen. Sie hat die OP nach Darmverschluss nur knapp überlebt und ist nun bei weitem nicht mehr die, die sie mal war. Sie hat übrigens wieder einen künstlichen Ausgang.
Krankheit verändert die Menschen, weil sie sich oft selbst nicht mehr wiedererkennen.
Mir geht es sehr ähnlich. Seit der Diagnose Meningeom geht es auf und ab. Nachdem feststand, dass der Tumor wächst, war ich komischerweise fast euphorisch kämpferisch. Es war wie Du es beschreibst: man betrachtet sich von außen, man redet über die eigene Erkrankung, als ob es um einen anderen Menschen ginge, obwohl man es besser weiss.
Ich bin in psychotherapeutischer Behandlung, die mir aber nicht wirklich hilft. Inzwischen spiele ich der Psychologin oft unbewusst eine Rolle vor, eben diese kämpferische, optimistische Frau - vielleicht um sie nicht zu enttäuschen, dass ihre Arbeit nicht fruchtet, vielleicht um mich selbst zu überlisten und diese sinnlosen Sitzungen zu überstehen. Ein Satz, den sie mir bei unserem letzten Gespräch mit auf den Weg gab, ist bezeichnend "Ach, wenn Sie erst nächstes Jahr operiert werden müssen, dann können Sie den Sommer ja so richtig genießen!" Sie hat nicht verstanden, dass ich mit einem wachsenden, wenn auch gutartigen Hirntumor weder den Sommer noch einen einzelnen Tag je wieder genießen kann, ohne nicht ständig darüber zu grübeln. Es ist schwierig für Gesunde, sich in eine so extreme Situation zu versetzen..........
Was soll ich Dir wünschen? Wir bekommen unser "normales" gesundes Leben nie mehr zurück, auch wenn wir geheilt werden. Kontrollen, Ängste........die Erinnerung auch an die Schwerstkranken in der Familie......
Aber es ist gut, sich mit anderen Menschen, die ähnlich empfinden, auszutauschen.
Liebe Grüße
Bluebird