Neurinome - Akustikusneurinome(Quelle:
Medicine-Worldwide)
Allgemeines und HäufigkeitNeurinome finden sich meist in der hinteren Schädelgrube. Es handelt sich dabei um gutartige Tumoren, die dem WHO Grad I entsprechen. Am häufigsten ist der achte Gehirnnerv (Nervus vestibulocochlearis) betroffen. Er ist Bestandteil des Gehör- und Gleichgewichtssinn. Ist dieser Nerv betroffen, spricht man von einem Akustikusneurinom.
Etwa 8 bis 10% aller raumfordernden Prozesse innerhalb des Schädels und 80 bis 90% aller Kleinhirnbrückenwinkeltumoren erweisen sich histologisch als Akustikusneurinome. Besonders häufig sind Patienten in einem Alter zwischen 30 und 50 Jahren betroffen. Tritt das Akustikusneurinom beidseitig auf, so liegt oft zusätzlich eine Erbkrankheit (Morbus Recklinghausen) vor.
TumorentstehungDie Neurinome gehören zu den Schwannomen. Die Schwannzellen, auch als Schwannsche Zellen bezeichnet, hüllen die Hirnnerven in und sind funktionell wichtige Elemente dieser schnell leitenden Nerven. Durch Entartung dieser Schwannzellen kann sich im Verlauf des Hirnnerven ein Tumor bilden. Im Falle des Akustikusneurinoms ist, wie erwähnt, der Vestibularnerv betroffen.
Krankheitssymptome und KrankheitsverlaufDie Beschwerden sind zunächst uncharakteristisch. Es handelt sich häufig um einen Zufallsbefund im Zuge einer aus anderen Gründen durchgeführten CT- oder MRT-Untersuchung. Bei 90% der Patienten tritt eine einseitige Hörminderung auf. Etwa 80% der Kranken leiden unter Gleichgewichtsstörungen. Seltener treten Ohrgeräusche wie Ohrenrauschen oder Ohrensausen (Tinnitus) auf. Bei sehr ausgedehnten Tumoren können auch der Nervus facialis oder der Nervus trigeminus beeinträchtigt werden. Wegen der engen Lagebeziehung zum Hirnstamm kann dieser komprimiert werden. Daraus erwächst eine Liquorabflusstörung mit nachfolgendem Anstieg des Hirndrucks.
DiagnostikZur Diagnostik und zur Planung der späteren Behandlung werden Schnittbildverfahren eingesetzt. Die CT (Computertomographie) eignet sich besonders gut zur Beurteilung einer knöchernen Arrosion durch den Tumor in der Felsenbeinspitze. Allerdings kann ein Tumor übersehen werden, wenn auf eine Kontrastmittelgabe verzichtet wurde. Die MRT (Magnetresonanztomographie) hat gegenüber der CT Vorteile, besonders was die Erkennung sehr kleiner Tumoren angeht. Allerdings ist auch hier die Kontrastmittelgabe unverzichtbar. Die Dokumentation gelingt in beiden Fällen besonders gut auf coronalen (frontal) Untersuchungsschichten. Unter coronalen Schnittbildern versteht man allgemein die Schichtaufnahmen, die vom Scheitel in Richtung auf die Füße und parallel zum Gesicht erstellt worden sind.
Alle möglichen Diagnoseverfahren zum Aufdecken eines Hirntumors sind unter der Rubrik Allgemeines
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TherapieWegen der sehr langsamen Wachstumstendenz kann eine abwartende und beobachtende Haltung gerechtfertigt sein, sofern keine Symptome bestehen. Ein mögliches Tumorwachstum sollte durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen mittels MRT ausgeschlossen werden.
Bei großen Tumoren und bei Beschwerden muss der Tumor operativ entfernt werden. Bei einem Wachstum in der Nähe des Innenohres und des Gehörganges wird die Operation durch den Hals-Nasen-Ohrenarzt durchgeführt. Liegt der Tumor eher in der Felsenbeinspitze oder im Kleinhirnbrückenwinkel operiert der Neurochirurg durch die Schädeldecke (transkraniell).
Eine unvermeidliche Nebenwirkung der Operation ist eine Beeinträchtigung des Hörvermögens bis hin zum Hörverlust. Die diesbezügliche Prognose hängt von der Lage des Tumors ab und verschlechtert sich bei besonders großen Raumforderungen. Bei Tumoren über drei Zentimeter Größe steigt außerdem das Risiko einer Beeinträchtigung des Nervus facialis.
Bei kleineren Tumoren kann auch eine Strahlentherapie durchgeführt werden. Diese erfolgt entweder mit einem Gamma-Knife-Gerät oder durch eine stereotaktische Bestrahlung mittels eines Linearbeschleunigers. Im Falle des Linearbeschleunigers beträgt die verabreichte Dosis 15-20 Gy. Die Vorteile der Strahlentherapie sind die bei dieser Anwendung geringen Nebenwirkungen.
PrognoseWegen der langsamen Wachstumstendenz ist die Prognose gut. Bei kleinen symptomlosen Tumoren ist deshalb sogar eine abwartende Haltung möglich. Bei etwas größeren Tumoren ist Heilung bei rechtzeitiger Behandlung möglich. Bei 90% der Patienten gelingt mindestens eine lokale Kontrolle, d.h. der Tumor wurde vollständig beseitigt oder ein kleiner Tumorrest wächst nach der Behandlung nicht weiter. Das Hörvermögen kann zu 75% erhalten werden. In 30% ist allerdings mit geringfügigen Beeinträchtigungen anderer Hirnnerven, wie z.B. dem Gleichgewichtssinn, zu rechnen.