HirnTumor-Forum

Autor Thema: Mal was Erfreuliches  (Gelesen 359562 mal)

Ulrich

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #60 am: 07. Juli 2007, 12:09:51 »
Ich sehe mein Glio nicht als Feind, kämpfe nicht gegen meine Krankheit, sondern akzeptiere sie als etwas für mein Leben Notwendiges. Das Glio gehört zu meinem Körper und ist aus ihm gewachsen. Was zu mir gehört, kann kein Feind sein. Ich rede oft mit meinem Kopf und erzähle dem Glio, daß ich es jetzt nicht mehr brauche.
Ich weiß nicht, ob jemand mich darin versteht.

Das ist ein sehr interessanter Gedanke.

Ich lese seit gestern ein Buch und zitiere daraus:

"Die Sprache, die diese Krankheit umgibt, ist ja eindeutig eine Kriegssprache, die ich selbst auch anfangs benutzt hatte. Der Tumor ist ein "Feind", den es zu "bekämpfen" gilt, die Therapie eine "Waffe", jede Phase der Behandlung eine "Schlacht". Die Krankheit wird stets als etwas Äußerliches gesehen, das in uns eindringt und uns Ärger macht und deshalb vernichtet werden muß, eliminiert, vertrieben. Bereits nach einigen Wochen des Umgangs mit der Krebserkrankung begann mit diese Einstellung zu missfallen. Sie schien mir zu kurz zu greifen.
Durch das erzwungene Zusammensein sah ich den Tumor immer mehr als einen inneren "Besucher", der zunehmend ein Teil von mir wurde, so wie meine Hände und Füße oder mein Kopf, auf dem, aufgrund der Chemotherapie, nun kein Haar mehr wuchs. Anstatt auf diesen Krebs in all seinen Inkarnationen loszugehen, war mir eher danach, mit ihm zu reden, mich mit ihm anzufreunden; nicht zuletzt, weil ich begriffen hatte, dass er mir wohl, auf die eine oder andere Weise, vielleicht betäubt oder schlummernd, erhalten bleiben und mich den Rest meines Lebensweges begleiten würde."

Tiziano Terzani: "Noch eine Runde auf dem Karussell", Knaur, 2007, S. 22 (€ 12,95)

Offline Doro66

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #61 am: 07. Juli 2007, 13:09:20 »

Habe im Fernsehen mal einen Bericht gesehen, wo über unerklärliche Heilungen berichtet wurde.
Da hat ein Mann ebenfalls das gleiche erzählt, daß er sich mit seinem Tumor unterhalten hat. Er hat ihm aber auch gesagt, --wenn du mich sterben läßt, stirbst du mit mir. Also halt dich zurück, laß mich am Leben und so kannst auch du weiterleben.--

Immer wieder interessant !

Herzliche Grüße
Doro

claus4711

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #62 am: 07. Juli 2007, 23:50:35 »
Das ist ein sehr interessanter Gedanke.

Ich lese seit gestern ein Buch, und zitiere daraus:

"Die Sprache, die diese Krankheit umgibt, ist ja eindeutig eine Kriegssprache, die ich selbst auch anfangs benutzt hatte. Der Tumor ist ein "Feind", den es zu "bekämpfen" gilt, die Therapie eine "Waffe", jede Phase der Behandlung eine "Schlacht". Die Krankheit wird stets als etwas Äußerliches gesehen, das in uns eindringt und uns Ärger macht und deshalb vernichtet werden muß, eliminiert, vertrieben. Bereits nach einigen Wochen des Umgangs mit der Krebserkrankung begann mit diese Einstellung zu missfallen. Sie schien mir zu kurz zu greifen.
Durch das erzwungene Zusammensein sah ich den Tumor immer mehr als einen inneren "Besucher", der zunehmend ein Teil von mir wurde, so wie meine Hände und Füße oder mein Kopf, auf dem, aufgrund der Chemotherapie, nun kein Haar mehr wuchs. Anstatt auf diesen Krebs in all seinen Inkarnationen loszugehen, war mir eher danach, mit ihm zu reden, mich mit ihm anzufreunden; nicht zuletzt, weil ich begriffen hatte, dass er mir wohl, auf die eine oder andere Weise, vielleicht betäubt oder schlummernd, erhalten bleiben und mich den Rest meines Lebensweges begleiten würde."

Tiziano Terzani: "Noch eine Runde auf dem Karussell", Knaur, 2007, S. 22

Derartige Tumorerkrankungen sind bislang in weiten Teilen 'unverstanden'.
Die persönliche Auseinandersetzung des Betroffenen ist demgegenüber keine sachliche sondern eine eine 'symbolische'. Dies liegt (fachlich) neben der Sache (ist 'unsachlich'), stärkt aber den Betroffenen in der ein oder anderen Weise. Es handelt sich schlicht um eine persönliche (betroffene) aber ebenso wie die fachlich-sachliche erforderliche Ebene der Krankheitsbefassung.

Christa

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #63 am: 08. Juli 2007, 01:46:36 »


Ich lese seit gestern ein Buch, und zitiere daraus:

"Die Sprache, die diese Krankheit umgibt, ist ja eindeutig eine Kriegssprache, ..


Tiziano Terzani: "Noch eine Runde auf dem Karussell", Knaur, 2007, S. 22

Das finde ich spannend!
Ich kenne das Buch nicht, habe es sofort bestellt. Der Autor hat ja tatsächlich den gleichen Denkansatz wie ich, mit der kriegerischen Sprache usw.

Offline Bluebird

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #64 am: 08. Juli 2007, 09:38:12 »

Guten Morgen Christa!

Ich habe überlegt, ob ich mich als "Nur-Meningeom"-Betroffene zu Wort melden soll.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Super-MRT.

Ich finde diesen Gedanken sehr gut:

Ich rede oft mit meinem Kopf und erzähle dem Glio, daß ich es jetzt nicht mehr brauche.
Ich weiß nicht, ob jemand mich darin versteht.

Doch ich verstehe es. Viele haben mir nach der Diagnose Meningeom geraten, dieses Ding möglichst schnell los zu werden. Ich aber hatte das Gefühl, noch Zeit bis zur OP zu haben.
Im letzten Jahr ging es mir nicht so gut, da hab ich gesagt: du wächst, bist wahrscheinlich beim nächsten MRT 1,5 cm groß. Es klingt verrückt, aber die Bilder zeigen tatsächlich, dass es
nun 1,5-1,6 cm groß ist (vorher 1 /1,2cm).  Ich arrangiere mich mit meinem Untermieter im Oberstübchen und rede auch mit ihm. Es wird sich zeigen, ob es letztendlich hilft.

Ich wünsche Dir, liebe Christa, dass Dein Kopf weiterhin gesund bleibt und die Augen-OP gut verläuft.

Liebe Grüße
Bluebird/Birgit
The best time to plant a tree was 20 years ago.
The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

Christa

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #65 am: 08. Juli 2007, 12:49:29 »
Liebe Birgit,
Danke für die guten Wünsche!  :)
Auch als 'Nur-Meningeom'-Betroffene  wünsche ich dir von Herzen alles Gute.
Ich halte sehr viel von dem Gefühl, der Eingebung, die wir haben. Und wenn du und dein 'Untermieter` sich arrangieren, statt eine schnelle OP anszustreben, so wird es für dich richtig sein!


Sarabande

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #66 am: 09. Juli 2007, 12:30:47 »
Hi Bluebird!

Bei mein Mann wurde der Tumor erst 1998 entdeckt, da hat er aber entschieden, es noch nicht zu operieren, sondern unter beobachtung zu halten.  Das hat sich auch as richtig entpuppt.  Erste OP war 2003, also 5 ganz tolle Jahren, den wir dadurch gewonnen haben. Und wieso nicht? Lebensqualität muss als erstes anstehen!

Liebe Christa, genau deine Art, mit deine Krankheit zu reden, hat neulich mir ein Freund beschrieben, der an der neue resistente Tuburkulose gelitten hat. Mit diese Methode hat er die Krankheit, so wie es scheint, komplett besiegt. Also weiter so!!

Es ist noch gar nicht wissenschaftlich bewiesen, das psychiche Umgangsarten die Krankheitsverlauf beim Hirntumoren beinflusst (ehe das Gegenteil), aber ganz sicher ist, das es eine erhebliche Einfluß auf Lebensqualität hat, was unstreitbar wichtig ist, und oft bei den Studien übersehen wird.

Mut weiterhin an allem,

S.

Christa

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #67 am: 09. Juli 2007, 13:47:03 »


aber ganz sicher ist, das es eine erhebliche Einfluß auf Lebensqualität hat, was unstreitbar wichtig ist, und oft bei den Studien übersehen wird.



Liebe Sarabande,
genau das sehe ich auch als immens wichtig an. Und m.E. wird von manchen Ärzten im Bestreben, immer noch eine Chemo, immer noch eine Studie, ..., anzubieten, die Lebensqualität manchmal vergessen oder zu gering bewertet.
Es gibt noch keine Chemo, die ein Glioblastom heilt. Das wird m.E. manchmal vergessen.
Wenn die Betroffenen in der Lage sind zu entscheiden, ich will diese Therapie trotzdem machen, dann ist es okay.
Wenn Ärzte und Angehörige über den Kopf hinweg zugunsten einer gewissen Lebensverlängerung entscheiden, so habe ich damit Probleme.

Dein Mann, Sarabande, gibt sich nicht auf, und das zeigt von großer Kraft.
Und du machst es ganz richtig, wenn du dir auch Freiräume nimmst. Auch du brauchst deine Kraft.

Wäre es nicht für die Betroffenen eine große Belastung zu wissen, daß sie zwar liebevoll betreut werden, aber Ehefrau/Mann/Tochter/Sohn gibt dafür sein eigenes Leben auf und ist psychisch und psysisch an seiner Grenze?
Wenn es bei mir so weit ist, ist alles geregelt, Hospiz usw., und ich wünsche mir, daß mein Sohn nicht verzweifelt und zerbricht an meiner Krankheit.
« Letzte Änderung: 09. Juli 2007, 13:48:00 von Christa »

Offline Bluebird

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #68 am: 09. Juli 2007, 14:33:10 »
Hallo Sarabande,

ja, ich glaube auch, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat, in sich hinein zu horchen und  zu erkennen, was gerade für ihn das Richtige ist. Ich lese auch Deine Einträge öfters. Wie Du immer wieder Deinen Mann zum Leben motivierst, ist toll, sei es durch das Heraussuchen passender Kleidung oder durch eine gemeinsame Reise. Dass das manchmal sehr viel Nerven und Kraft kostet, kann ich mir vorstellen. Aber Du tust instinktiv aus dem Herzen bestimmt das Richtige...
Mir gefiel dieser Satz von Dir so besonders gut, weil er zeigt, wie allein jeder für sich sein Los draußen trägt, verdeckt hinter einer Maske.

Manchmal schaue ich die Menschen auf der Strasse an, und denke, das was ich z.Z. durchlebe, das ist nicht normal, die meisten erleben nie so etwas.  Und dann denke ich, wer weißt?  Vielleicht sind manche auf der Straße Kriegsflüchtlinge, oder pflegen demente Eltern, oder sind missbraucht worden, oder leiden unter schwere Depression, ich meine, wer weißt, was jeder mit sich trägt?  Manchmal denke ich, der normale Menschenszustand ist es, extrem zu leiden, wenn das nicht der Fall ist, hat man eben Glück.  


Hier, in diesem Forum können wir die Maske weglassen, loslassen und uns auch mal fallen lassen. Das ist ein gutes Gefühl.

Alles  Liebe
Bluebird
« Letzte Änderung: 09. Juli 2007, 14:34:36 von Bluebird »
The best time to plant a tree was 20 years ago.
The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

Andrea Jobs

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #69 am: 09. Juli 2007, 18:53:01 »
du hast recht hier kann man über dinge schreiben die nicht jeder versteht sondern nur die ,die selbst so etwas mitmachen oder mitgemacht haben

hier wird man verstanden

ich liebe dieses forum

Christa

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #70 am: 29. August 2007, 00:35:03 »
Heute habe ich ein Jahr geschafft..  :) :) :)

Am 29.08.2006 war meine Hirn-OP, und der Befund der Pathologie ist eindeutig: Glioblastom WHO IV.

Seit Januar mache ich keinerlei Therapien.
Mir geht es gut. Es gibt keinerlei neurologische Ausfälle oder Einschränkungen. Probleme machen lediglich Folgen der Medikamente (Antikonvulsiva) und/oder der Strahlentherapie. Schlafstörungen, Katarakt, Zahnprobleme und große finanzielle Sorgen machen das Leben nicht ganz leicht.
Aber in bin zufrieden, manchmal glücklich, und ich lebe!
Meinem Neurochirurgen, der den Tumor restlos entfernt hat, gilt meine große Dankbarkeit.

Heute wird gefeiert.
Und dann schaun wir mal, was das zweite Jahr bringt.

Offline Bea

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #71 am: 29. August 2007, 08:19:11 »
Liebe Christa!

Herzlichen Glückwunsch. Ich freue mich mit dir von ganzem Herzen! Lass es krachen und feier diesen Tag nach Lust und Laune - du hast allen Grund dazu.

Zitat
.......und große finanzielle Sorgen machen das Leben nicht ganz leicht.
Ich habe mal gehört dass du hier Beratung bzw. Hilfe finden kannst: http://www.krebs-initiative-koeln.de/ Vielleicht kann man dir einen Teil der Emotionalen Belastung nehmen, was dir sicher helfen wird.

Alles erdenklich Liebe,
Bea

Anmari

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #72 am: 29. August 2007, 09:22:38 »
Liebe Christa,

auch von mir ein ganz herzlicher Glückwunsch und ein wunderbares zweites Jahr!!  :D

Lieben Gruß
Anmari

Offline regilu

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #73 am: 29. August 2007, 12:28:20 »
Liebe Christa und alle Anderen!
Ich liebe diesen Thread am allermeisten, zeigt er doch, dass immer gute Chancen da sind!!
@ Christa: Ich gratuliere ganz herzlich zu Deinem guten Befund, wünsche Dir viele gute Jahre und danke Dir, dass Du an uns gedacht hast!
   
Das baut hoffentlich viele, die hier vielleicht auch "nur" als Gast sind, auf.
  :D

In unserer Nachbarschaft ist ein Meningiompatient, der hat von sich aus nach der 4. OP gesagt: Schluss jetzt, ich werde jetzt nicht mehr zum MRT gehen! Egal was ist!! Und das ist jetzt 15 Jahre her!!!!
Das soll keine Anleitung zum Nachmachen sein, aber es passt doch zu vorherigen Artikeln über "die Selbstbeeinflussung"  bzw. Selbstheilung.

Immer bei Euch, oft mit Tränen,
Eure regilu
Auch die dunkelsten Wolken haben,  der Sonne zugekehrt,  ihre lichten Seiten!
Friedrich Herter

Offline judith1974

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Re:Mal was Erfreuliches
« Antwort #74 am: 29. August 2007, 13:16:16 »
Hallo Christa!!

Auch von mir herzliche Glückwünsche!!! Mach weiter so!!
 
Bei uns jährt sich die Diagnose am 21.09. und es geht langsam wieder bergauf!! Ich hoffe, ich kann hier auch bald was Erfreuliches berichten!!
Haben in 2 Wochen wieder ein MRT!

Viel Glück in deinem 2. Jahr wünscht dir

Judith

 



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