HirnTumor-Forum

Autor Thema: Wie lebt man mit der Angst?  (Gelesen 65878 mal)

Offline regilu

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #45 am: 19. Oktober 2006, 22:06:37 »
Liebe Sylvia , mit den Ödemen, das stelle ich mir als Laie so vor, bzw. hatte ich vor der OP meines Mannes den Arzt danach gefragt, wie denn der Tumor entfernt wird:
Er hatte mir gezeigt, dass er ein Instrument gebraucht, das wie eine Pinzette ist, nur ganz fein und an den Spitzen wird es heiss. Damit wird der Tumor gaaanz vorsichtig vom Hirn entfernt und dabei entstehen natürlich winzige Verbrennungsstellen. Und wie wir wissen, wenn wir uns den Finger verbrannt haben, dann entseht eine mit Wasser gefüllte Blase. Genauso regiert unser Körper auch auf Druck. Der Tumor erzeugt einen ungewöhnlichen Druck auf das Hirn und dieses reagiert mit Ödembildung.
So in etwa stelle ich mir auch die Opnarben im oder am Gehirn vor. Unser Körper reagiert auf Verbrennungen/Entzündungen mit Wasser = Ödem, was ganz langsam abgebaut werden muss. Und da Kortison Entzündungshemmend wirkt, wird eben viel Kortison gegeben. Weihrauch soll das Kortison mit den erheblichen Nebenwirkungen ersetzen.
Sollte ich falsch liegen, dann schreibt mir das bitte!
Ich hoffe, dass mein Beitrag nicht, wie in letzter Zeit so oft, im Nirvana verschwindet und wünsche allen die Kraft, die man in dieser schweren Zeit braucht
Eure regilu
« Letzte Änderung: 20. Oktober 2006, 23:27:08 von regilu »
Auch die dunkelsten Wolken haben,  der Sonne zugekehrt,  ihre lichten Seiten!
Friedrich Herter

jussi

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #46 am: 13. Januar 2007, 01:26:09 »
Hallo an Alle in diesem Forum,
hab lange nichts von mir hören lassen, hab aber jeden Tag mitgelesen. Wie schon festgestellt, klingen fast alle Meldungen hier nicht sehr toll.
Leider kann auch ich nicht viel Positives berichten.
Eigentlich weiß ich, wenn ich hier so viele unterschiedliche Erfahrungen lese, nicht mal so genau, ob es meinem Vater eher gut oder schlecht geht. Würde mich ein Außenstehender fragen, die Antwort wäre sofort, ihm geht’s beschissen, weil ich immer vor Augen hab, wie es er früher war. Wenn ich aber lese, was noch kommen kann (wird?), denke ich, ihm geht es noch einigermaßen gut.
Nach der Chemo und der Kur im November hatte ich das Gefühl, meinem Vater geht es wieder etwas besser, aber das Gefühl war wohl eher ein Wunsch.
Wir haben ein schönes Weihnachtsfest zusammen verbracht, aber 2 Tage später ging es ihm zunehmend schlechter. Er hat Lähmungserscheinungen im rechten Arm und wieder Kopfschmerzen.
Da ein MRT nicht mal einfach so gemacht wird, musste er sich diese Woche Montag wieder ins Krankenhaus einweisen lassen, damit die Ursache geklärt werden kann. Nur wegen so einer beschissenen Aufnahme muss er eine Woche ins Krankenhaus.. eine Woche Grübelei, ausgeliefert sein. Hab mit ihm telefoniert, was unendlich schwer ist, weil meinem Vater sooo viele Worte fehlen. Natürlich hab ich Zeit, versuche, ihn bei der Suche nach Gedanken, Wörtern zu helfen, aber ich spüre durchs Telefon seine Wut und Verzweiflung und bin danach selbst völlig am Boden.

Hab in den letzten Wochen versucht, mit dieser Krankheit meines Vaters umzugehen, zu akzeptieren, es ist wie es ist und wir machen aus jedem Tag das Beste. Aber es fällt mir unheimlich schwer, zu sehen, mein Vater will sich auf einen Stuhl setzen, wo gar keiner steht, er streitet nur noch mit meiner Mama... und ist eigentlich völlig orientierungslos und ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann.

Nun kommt leider noch dazu, dass im November bei der Mutter meines Freundes ein bösartiger Tumor in der Brust festgestellt wurde. Entfernung der Brust im Dezember, jetzt geht’s zur Chemo. Nun fragt sie mich ständig, wie das mit meinem Vater war, ist. Ich fühl mich völlig überfordert. Muss dazu sagen, dass sich mein Freund schon seit einigen Jahren nicht besonders gut mit seiner Mutter versteht, aber ich fühl mich schon ein Stück weit verantwortlich.

Jammer, jammer ..., aber im Moment funktioniere ich nur noch, ich lebe nicht mehr. Jede Abweichung meines Alltags mit Arbeit und Kind treibt mich zu Tränenausbrüchen oder anderen irrrationalen Handlungen. Deshalb musste ich mir hier eben mal mit ´ner Flasche Rotwein Luft machen.

Wahrscheinlich gehöre ich eher in die Rubrik „Kummerkasten“, aber irgendwann hab ich hier mal angefangen, meine Gedanken zu schreiben und vielleicht versteht mich ja der eine oder andere.

Ganz liebe Grüße an Euch alle da draussen
Sylvia

dani2828

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #47 am: 13. Januar 2007, 12:07:17 »
Hallo jussi,

ja, das kenne ich auch. Man muss wegen einer Untersuchung, die eine Stunde dauert oft eine Woche im Krankenhaus verbringen. Meine Mama hat zwischen zwei Op's und epileptischen Anfällen in einem Jahr mehr als 2 Monate im Krankenhaus verbracht, was nicht immer für so lange Zeit nötig gewesen wäre. Versucht mit den Ärzten zu sprechen, aber bei uns hat das meist nicht viel gebracht.

Das mit dem Telefonieren kenn ich auch, ich konnte meine Mutter am Telefon auch schlecht verstehen und man fühlt sich dann immer hilflos und auch blöd, man möchte es ja besser verstehen.

Wenn du dich mit dem Fragen der Mutter deines Freundes überfordert fühlst, sag es ihr ruhig. Sie wird es verstehen. Du musst nicht alles schaffen.

Es fällt uns allen schwer zu sehen, wie unsere Angehörigen abbauen und keiner kann das akzeptieren. Wir müssen aber damit leben und versuchen, ihnen die Zeit, die sie mit uns verbringen schön zu gestalten. Manchmal hilft es, wenn man einen blöden Witz macht, wenn sie etwas anders machen, das lockert die angespannte Stimmung. Geht natürlich nicht immer.

Ich möchte nicht vorschnell urteilen, und bitte versteh mich nicht falsch. Pass auf mit der Flasche Wein.

Ich wünsche dir viel, viel Kraft.

Offline Bea

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #48 am: 13. Januar 2007, 18:38:49 »
Hallo Sylvia,

geht es nicht, dass das MRT beim Radiologen gemacht und anschließend beim behandelnden Arzt besprochen wird? Habe es die letzten Male so gemacht.

Es ist schwer, das kann ich gut verstehen. Man kann auch nicht immer nur stark sein.
Der Alltag bringt einen dann sicher manchmal an die Grenzen.

Vielleicht hilft es dir ja, wenn du dir Zeit nimmst und ganz bewußt etwas alleine mit deinem Kind machst. Zeit nur für euch, weg von der Krankheit.

Ich wünsche dir - und natürlich allen hier - ganz viel Kraft und die Möglichkeit auch mal ein wenig zur Ruhe zu kommen.

LG,
Bea

supidupi

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #49 am: 13. Januar 2007, 20:05:28 »
Hallo Sylvia,
wenn ich deinen Eintrag lese, dann denke ich lese meine Geschichte.
Wir hatten mit unserer Mama auch noch ein schönes Weihnachtsfest. Mir fiel aber schon auf, dass meine Mama anfängt abzubauen. Es war aber nicht so dramatisch, dass ich mir hätte Sorgen machen müssen.
Wir waren am 1.01.07 noch im Wald mit den Hunden spazieren und am 2.01. noch bei ihrem Hausarzt.
Mittags am 2.01.07 fing dann das Dilemma und ab da ging alles rasend schnell.
Zwei Tage später lag sie im Pflegebett und es ging ihr besch..., sie konnte nix mehr machen.
Seit 7.01.07 liegt sie im Krankenhaus. Am letzten Mittwoch hatte sie ein MRT, doch leider wurde sie nicht sediert, so dass die Bilder dann unbrauchbar waren. Jetzt hoffen wir das am kommenden Montag nochmal alles wiederholt wird mit Ruhigstellung.
Ein CT wurde schon gemacht wo eine Vergrößerung des Ödems festgestellt wurde. Sie bekommt jetzt 3x8mg Fortecortin, aber wirklich besser geht es ihr nicht.
Ich habe so eine sch... Angst, dass sich ein Rezidiv gebildet hat.

Wie das alles noch weitergehen soll, weiß ich auch noch nicht.
Zum Glück stehen morgens zwei Hunde vorm Bett die mich raustreiben, wäre die nicht da würde ich keinen Fuß vors Bett bekommen.
Bin momentan wie gelähmt und mir geht es jedesmal schlecht, wenn ich aus dem Krankenhaus zurückkomme.
Bin auch ziemlich am Ende!

Liebe Grüße

Tatjana

jussi

  • Gast
Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #50 am: 14. Januar 2007, 18:41:36 »
Hallo und Danke an alle, die sich mal wieder die Zeit genommen haben, zu trösten.

Liebe Dani, Liebe Bea,
mit den Ärzten reden ist schlecht möglich, weil ich kaum bei den Untersuchungen dabei sein kann und für meine Mama sind es halt immer noch „Götter in weiß“ die immer recht haben

Das Problem bei der Mutter meines Freundes ist, sie hat hier in der Nähe keine Angehörigen mehr und muss ja auch irgendwo hin mit ihren Ängsten. Ich versuche ihr schon behutsam mitzuteilen, dass die beiden Krankheitsgeschichten nicht vergleichbar sind und ich ihr auch keine Ratschläge geben kann, welche Therapie sie jetzt machen soll.

Dieses Wochenende war schön und entspannt, vielleicht weil ich mir am Freitag mal wieder den Kummer von der Seele geschrieben habe und ich morgen zu meinen Eltern fahre. Vor Ort kann ich besser mit der Situation umgehen. Das zuhören fällt leichter, weil ich sehe, ob mein Vater lächelt, ich kann meiner Mutter die eine oder andere Arbeit abnehmen...
(Keine Angst, ich ertränke meine Gedanken nicht regelmäßig in Alkohol. Das lässt der Alltag gar nicht zu und wirklich helfen tut´s ja auch nicht. :-\)

Hallo Tatjana,
ich stelle auch immer wieder viele Gemeinsamkeiten in der Geschichte unserer Eltern fest.
Hoffe, deine Mama hat wenigstens ihr Lächeln wiedergefunden. (Du siehst, ich lese mit)
Ich hatte so sehr gehofft, das die Chemo und die Kur bei meinem Vater was bringen, aber wie schon geschrieben, sieht es im Moment nicht so aus.
Kann deine Angst gut verstehen. Kümmerst Du dich um die Arztbesuch usw. bei deiner Mama. Wie wird sie im Moment behandelt?
Was beim MRT meines Vaters rausgekommen ist, weiß ich noch nicht. Er könnte wohl auch noch mal operiert werden. Aber daran mag ich noch gar nicht denken. Was kommt dann?

Wünsch dir auf jeden Fall alles Gute für Montag.

Habt alle eine schöne Woche und seit ganz lieb gegrüßt von
Sylvia

supidupi

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #51 am: 14. Januar 2007, 19:43:28 »
Hallo Sylvia,
meiner Mama geht es seit 2 Tagen garnicht gut. Von einem Lächeln keine Spur :'(
Sie hat Schmerzen (sie bekommt Schmerzmittel), schläft viel und hat in ihren Wachphasen nie die Augen auf.

Zitat
Kümmerst Du dich um die Arztbesuch usw. bei deiner Mama.
Ich hatte mir die letzte Woche Urlaub genommen. Die nächste Woche habe ich sowieso Urlaub, weil wir einen Skiurlaub gebucht hatten. Mein Mann ist heute gefahren, ich nicht. Das ist jetzt schon das zweite mal wo eine Urlaubsreise geplatzt ist. Aber ich hätte eh keinen Kopf und keine Zeit für Urlaub, ich muß einiges regeln, außerdem ist mir meine Mama ist viiiel wichtiger!

Zitat
Wie wird sie im Moment behandelt?
Sie bekommt Valoron als Schmerzmittel, 3x4mg Fortecortin und sonst eigentlich nichts. Wir wissen ja nicht wirklich was sie hat.

Ich hoffe der MRT Termin am Montag findet auch statt und sie berücksichtigen sie ruhigzustellen :-\. Und hoffentlich ist es "nur" das Ödem.
Daumen drücken!

Alles Gute für dich und deinen Vater!

Liebe Grüße

Tatjana







« Letzte Änderung: 14. Januar 2007, 19:44:07 von Ulrich »

aleyna

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #52 am: 17. Januar 2007, 16:26:27 »
liebe jussi,

das tut mir sehr leid das es bei euch im moment so schlecht läuft. wie geht es dir jetzt hat sich etwas gebessert?
ich hoffe es sehr. ich weiss man kann nicht abschalten und auch nicht vergessen was um uns herum alles passiert, aber manchmal braucht man einfach einen freien kopf. geh doch spatzieren oder in den wald wenn es in deiner nähe einen gibt. laufe, power dich ein bisschen aus und schrei ruhig mal um diese zeit sind sicher keine leute da. hört sich komisch an aber es hilft. den tipp habe ich von meinem vater, wir haben das immer zusammen gemacht als er noch gesund war . eigentlich ist es nicht so lange her, kommt mir aber total unwirklich vor. naja ich hoffe dir und deiner familie geht es bald besser,


hallo supidupi,

wurde das mrt schon gemacht?


ich hoffe es gab nichts drauf zu sehen.


ich wünsche allen viel kraft


aleyna
« Letzte Änderung: 17. Januar 2007, 16:27:50 von aleyna »

jussi

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #53 am: 21. Januar 2007, 17:03:29 »
Hallo ihr Lieben,
wollte eben ganz euphorisch berichten, dass es meinem Papa wieder besser geht und lese Tatjanas Nachricht vom Tod ihrer Mama. Bin sehr bestürzt und erschrocken, wie schnell es ging.
Gerade wenn es gut läuft, schiebe ich alle Gedanken an das "Später" weit weg und doch holt einen diese Beschissene Krankheit oft ganz schnell wieder ein.
Hatte jedenfalls schöne Tage bei meinen Eltern. Haben viel gelacht und Papa hat Pläne fürs Jahr geschmiedet. Im Moment warten wir auf das Ergebnis vom MRT und sind optimistisch.
Liebe Grüße an alle
Sylvia

Offline kabas

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #54 am: 21. Januar 2007, 18:40:24 »
Hallo jussi,

auch mich hat es wieder aus der Bahn geworfen, als ich vom Tod von Tatjanas Mama heute erfuhr.....
Es ging so schnell, der Zustand hat sich so rasant verschlechtert, es ist so bitter!

Wann wurde das MRT bei deinem Vater gemacht? Mich wunderte nur, als du geschrieben hast, daß ihr das Ergebnis noch nicht habt? Meine Schwester macht auch immer das MRT in einer radiologischen Praxis, es erfolgt gleich immer im Anschluß daran eine "Kurzbesprechung" mit dem Radiologen. Alles Weitere natürlich mit den anderen Ärzten, aber erst einmal grob die Auswertung dort!
Bei uns steht am 23.1.07, also übermorgen, das nächste MRT an, uns sitzt die Angst im Nacken......
Ich kann leider auch nicht dabei sein, auch ich wohne zuweit weg von ihr, es sind 500 km, bin dann am 2.2.07 bei zwei Arztterminen dabei.

Jetzt hoffen wir, daß das MRT nichts Negatives zeigen wird, das Gleiche wünsche ich euch natürlich auch!!!

Welche Medikation erhält dein Vater derzeitig?

Liebe Grüße,

Kabas

Stefans Frau

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #55 am: 24. Januar 2007, 11:54:32 »
Hallo!

ich muss hier leider schreiben weil ich im Moment nicht weiß, wie ich mit dieser Angst noch umgehen soll. Gerade eben habe ich einen Freund zu uns nach Hause geschickt um nach meinem Mann zu sehen, weil der mehrmals nicht ans Telefon ging. Ich bin bei der Arbeit und brauche, vor allem heute bei dem Schneechaos mind. 30 Minuten bis ich zu Hause bin. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich fluchtartig das Büro verlasse um heim zu fahren. GOTT SEI DANK hat mich mein Mann gerade angerufen. Sein Freund hatte ihn dann doch noch tel erreicht. Er war im Bett und hat das Telefon nicht gehört! Dabei steht eines neben dem Bett! Ich hab 4x angerufen und in den AB gebrüllt, dass er sich bei mir melden soll. Ich weiß, dass das keine Absicht von ihm war. Ich hab ihm jetzt auch keine großen Vorwürfe gemacht. Manchmal läuft es halt einfach besch.....Ich habe lernen müssen, keine Kritik mehr zu üben, alles gut zu heißen und alles ohne Dankeschön zu machen, auch wenn ich das vollgekotzte Auto putzen muss.
Ich hab halt keine andere Möglichkeit als arbeiten zu gehen. Schließlich haben wir 3 Kinder, mein Mann war selbständig, is also nix mit Arbeitslosen- oder Krankengeld. Ich bin froh, dass wir seine KV weiterhin zahlen können. Ich war letztes Jahr schon sehr viel krank geschrieben. Hatte dann schon Probleme mit meiner Krankenkasse. Mein damaliger Chef war sooo verständnisvoll, der hat mich voll unterstützt. Jetzt hab ich ne neue Chefin, da kann ich leider nicht mehr  "machen was ich will. "
Ich weiß bald nicht mehr wo mir der Kopf steht. Die Situation ändert sich täglich mehrmals. Von morgens gehts gut, mittags übergeben, nachmittags nur schlafen, abends topfit. Am nächsten Tag wieder gleichmäßig einigermaßen gut, etwas Kopfweh. Und so weiter und so fort. Man kann absolut nichts planen. Es wird nur noch gemacht, was wirklich wichtig ist und angenehmes nur noch spontan je nach Befinden. Ich möchte einfach mal wieder glücklich sein, fröhlich singend durchs Haus hüpfen oder mich über irgendwas nichtiges aufregen, was gar nicht von Bedeutung ist. Stattdessen kreisen die Gedanken immer um das gleiche Thema. Wie lange gehts ihm noch "so gut?" Was machen wir, wenn die Blutwerte nicht bald besser werden? Wir müssen doch wieder mit Temodal anfangen, sonst schlägt es doch nicht mehr an. Wie schnell kann es vorbei sein? Ist das Kopfweh Tumorwachstum? Wie sollen die Kinder das überstehen? Was wird finanziell aus uns? Ich darf nicht schlapp machen. Es wird aber immer schwerer. Ich komme mir so vor, als würde ich den ganzen Tag eine so schwere Last tragen, dass ich nur noch müde bin und mich nach meinem Bett sehne. Dann nehm ich mir jeden Tag vor, rechtzeitig ins Bett zu gehen, um mal wieder fit zu sein. Nützt auch nix, ich kann halt nicht schlafen. Wenn dann mein Mann ins Bett kommt, und ich spüre, wie glücklich ich dafür bin, dass er da ist kann ich nichts dagegen tun, dass mir nur noch die Tränen runterlaufen. Es tut mir dann so leid, weil ich ja nicht will, dass er noch mehr leidet. Ich kann aber einfach nichts mehr dagegen tun! Manchmal weiß ich wirklich nicht mehr, warum ich mehr weine. Weil ich mich anstelle meines Mannes denke und wie er sich dabei fühlt oder um meinetwillen. Weil mein bisheriges Leben ein für alle mal vorbei ist und weil ich nicht weiß wann oder ob für mich wieder bessere Zeiten anfangen. Dann wieder das schlechte Gewissen, weil ich tatsächlich schon an sein Ende denke (was ich immer als Sünde betrachte). Ich muss doch für ihn kämpfen und hoffen, egal was kommt. Ich würde doch sicherlich auch spüren, wenn ich aufgegeben würde. Mir erscheint alles so aussichtslos...

Könnt ihr mir helfen? ???
Ihope

Offline Doro66

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #56 am: 24. Januar 2007, 19:03:37 »
Liebe Ihope

mein Gott, wie gut kann ich all das nachvollziehen, was du da schreibst.
Ich könnte dir jetzt jede Menge gute Ratschläge geben, daß du auch an dich denken sollst, damit du nicht ganz ausgebrannt wirst, was du dafür tun könntest usw. Aber das ist alles Theorie.
Was ich mache, ist genau das gleiche. Wir haben zwar keine "Kinder" mehr (1 erwachs. Sohn), aber eine Firma, die mein (geschied.) Mann bis Sept. 05 allein geführt hat. Dann kam die Diagnose + Prognose. Wir haben jetzt (glücklicherweise) eine Polin, die bei ihm wohnt und ihm hilft, aber für mich bleibt immer noch genug Arbeit mit Firma und ihm. Freunde meinen, jetzt hätte ich doch wieder mehr Zeit, was teilweise auch stimmt - aber immer nochmal nachhören, nachsehen wie es ihm geht. Dies und jenes will er unternehmen, was teilweise mit dem Geschäft zu tun hat, da muß ich dann doch mit. Er ist letzten Freitag erst aus dem KH entlassen worden. Wir waren uns dort noch einig, daß er sich auch zuhause schont, aber das kann man vergessen. Derzeit ist er mehr in der Firma als je zuvor. Will alles wissen, sich um alles kümmern. Wenn was grad nicht so perfekt läuft, meint er, da müsse er sich wohl kümmern, damit das klappt, dann wäre das kein Problem. Unsere Sekretärin und ich schauen uns dann nur an mit verdrehten Augen und müssen auch still sein. Sonst regt er sich tierisch auf, kriegt einen roten Kopf, seine Sprache wird schlechter usw. Also schweigt man.
Auch ich kann wenig schlafen, denke viel an das, was noch kommen wird und an "danach". Dann habe ich (wie du auch) ein schlechtes Gewissen, weil es ihm doch derzeit so gut geht. Er ist richtig euphorisch, plant im Herbst seinen üblichen Ibiza-Urlaub und will (wie 2005) nochmal mit der "AIDA" in die Karibik. Wenn ich sage, das soll er doch dann jetzt tun, vielleicht geht es ihm im Herbst nicht so gut wie jetzt, meint er nur, er merke das schon, wie es ihm geht und er wüßte, daß es ihm im Herbst auch noch gutgehen würde.
Was soll man da sagen!

Also,---- ich glaube du hast von uns allen das tiefste Verständnis. Jeder könnte wahrscheinlich das gleiche oder so ähnlich schreiben. Und das schöne ist, daß man das hier kann. Man fühlt sich erstens etwas befreiter und vor allem verstanden.

In Gedanken bei dir und ------hol einfach mal Luft!!

Ganz liebe Grüße
Doro

Offline sonnenlicht

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #57 am: 24. Januar 2007, 20:34:51 »
@ I hope

Ich möchte keine falschen Worte hinzufügen sondern nur Ratschläge geben....



Hast du eine gute Freundin oder Menschen auf die du dich verlassen kannst??

Kannst du mal alles an andere abgeben für 1-2 tage??

Hast du jemanden bei dem du dich aussprechen kannst und der dich versteht?


Wenn ich deine Zeilen lese kommt mir der verdacht als wärst du ausgebrannt und einfach alle, das darf nicht sein denn du brauchst die Kraft und die Nerven für deine Familie und besonders für deinen Mann!

Du musst Reden über das was dich belastet, deine Ängste und deine Hilflosigkeit muss erhört werden und du musst dich öffnen!


Genieße die Zeit die du mit deinen Mann hast, mache das wonach Euch ist, egal ob dir danach ist oder nicht.

Mache Fotos
Mache Filme
Lasst Freunde und bekannte zu Euch kommen!

Raff dich bitte auf!!!!!
Er braucht dich und du ihn vergiss das nicht, auch wenn es Schmerzt gib dir einen Ruck und lass dich nicht hängen!


Ich wünsche dir ganz ganz viel Kraft!!!!
« Letzte Änderung: 24. Januar 2007, 20:38:09 von sonnenlicht »

Karo

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #58 am: 24. Januar 2007, 22:54:35 »
Hallo Ihope,

ich machte ungefähr dasselbe durch. Ich lebte nur noch in Angst. Wenn mein Handy klingelte, lagen die Nerven blank. Dann ging es eigentlich nur darum, ob ich Brot mitbringe. Ich war jederzeit abrufbereit. Ich hatte dann keine Kraft mehr. Du hast nur noch den Wunsch zu schlafen, aber das geht auch nicht. Habt Ihr Familienangehörige, die helfen können? Freunde ? Wenn es geht, verteile die Arbeit und vor allem die Verantwortung. Ich habe das irgendwann mal gemacht und es hat  mir etwas geholfen. Ich wünsche Dir viel Kraft.

Liebe Grüße
Karo

Offline Doro66

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Re:Wie lebt man mit der Angst?
« Antwort #59 am: 24. Januar 2007, 23:31:56 »
Liebe Ihope

melde mich nochmal zu Wort.
Sorry, leider konnte ich dir keine "guten Ratschläge" geben, weil ich weiß, wie das ist, aufgerieben zu werden. Du MUSST arbeiten und kannst nicht so, wie du willst, für deinen Mann da sein. Die Kinder fordern auch noch was ein. Dein 24-Std.-Tag ist so ausgefüllt mit Kümmern für's tägl. Brot und die Sorgen um all deine Lieben  --- wie soll da für dich noch Zeit sein.
Und auch wenn du dir mal Zeit machen kannst - wo sind dann deine Gedanken!? Kannst du abschalten? Wirklich ganz bei dir sein und es dir gutgehen lassen?
Ich glaube, das geht (leider) nicht.
Kann man wirklich "die Verantwortung" für den geliebten Menschen abgeben?
Ich glaube nicht, daß es so einfach ist. Man kann evtl. tägl. Kleinkram abgeben, aber die Verantwortung?!
Und wir wollen alle unser Bestes geben. Nichts ist schlimmer als später das Gefühl zu haben, man hätte nicht alles für den geliebten Menschen getan. Natürlich soll man nicht selbst auf der Strecke bleiben.
Aber Theorie und Praxis sind nun mal 2 Paar Schuh.
Ich kann dich sehr gut verstehen!

Liebe Grüße nochmal und viel, viel Kraft weiterhin. Du schaffst das. Frauen sind stark.
Doro

 



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