Hallo an Alle in diesem Forum,
hab lange nichts von mir hören lassen, hab aber jeden Tag mitgelesen. Wie schon festgestellt, klingen fast alle Meldungen hier nicht sehr toll.
Leider kann auch ich nicht viel Positives berichten.
Eigentlich weiß ich, wenn ich hier so viele unterschiedliche Erfahrungen lese, nicht mal so genau, ob es meinem Vater eher gut oder schlecht geht. Würde mich ein Außenstehender fragen, die Antwort wäre sofort, ihm geht’s beschissen, weil ich immer vor Augen hab, wie es er früher war. Wenn ich aber lese, was noch kommen kann (wird?), denke ich, ihm geht es noch einigermaßen gut.
Nach der Chemo und der Kur im November hatte ich das Gefühl, meinem Vater geht es wieder etwas besser, aber das Gefühl war wohl eher ein Wunsch.
Wir haben ein schönes Weihnachtsfest zusammen verbracht, aber 2 Tage später ging es ihm zunehmend schlechter. Er hat Lähmungserscheinungen im rechten Arm und wieder Kopfschmerzen.
Da ein MRT nicht mal einfach so gemacht wird, musste er sich diese Woche Montag wieder ins Krankenhaus einweisen lassen, damit die Ursache geklärt werden kann. Nur wegen so einer beschissenen Aufnahme muss er eine Woche ins Krankenhaus.. eine Woche Grübelei, ausgeliefert sein. Hab mit ihm telefoniert, was unendlich schwer ist, weil meinem Vater sooo viele Worte fehlen. Natürlich hab ich Zeit, versuche, ihn bei der Suche nach Gedanken, Wörtern zu helfen, aber ich spüre durchs Telefon seine Wut und Verzweiflung und bin danach selbst völlig am Boden.
Hab in den letzten Wochen versucht, mit dieser Krankheit meines Vaters umzugehen, zu akzeptieren, es ist wie es ist und wir machen aus jedem Tag das Beste. Aber es fällt mir unheimlich schwer, zu sehen, mein Vater will sich auf einen Stuhl setzen, wo gar keiner steht, er streitet nur noch mit meiner Mama... und ist eigentlich völlig orientierungslos und ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann.
Nun kommt leider noch dazu, dass im November bei der Mutter meines Freundes ein bösartiger Tumor in der Brust festgestellt wurde. Entfernung der Brust im Dezember, jetzt geht’s zur Chemo. Nun fragt sie mich ständig, wie das mit meinem Vater war, ist. Ich fühl mich völlig überfordert. Muss dazu sagen, dass sich mein Freund schon seit einigen Jahren nicht besonders gut mit seiner Mutter versteht, aber ich fühl mich schon ein Stück weit verantwortlich.
Jammer, jammer ..., aber im Moment funktioniere ich nur noch, ich lebe nicht mehr. Jede Abweichung meines Alltags mit Arbeit und Kind treibt mich zu Tränenausbrüchen oder anderen irrrationalen Handlungen. Deshalb musste ich mir hier eben mal mit ´ner Flasche Rotwein Luft machen.
Wahrscheinlich gehöre ich eher in die Rubrik „Kummerkasten“, aber irgendwann hab ich hier mal angefangen, meine Gedanken zu schreiben und vielleicht versteht mich ja der eine oder andere.
Ganz liebe Grüße an Euch alle da draussen
Sylvia