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Autor Thema: Wohnen für Tumorpatienten  (Gelesen 8832 mal)

Isidor

  • Gast
Wohnen für Tumorpatienten
« am: 31. Mai 2006, 13:04:50 »
Hallo an alle,
bin sehr froh, dass ich diese Seite gefunden habe! Mein Vater leidet seit den 970er Jahren an einem Meningeom. Dreimal wurde er operiert: 1977, 1997 und zuletzt 2002. Die letzte war die schwerste Operation, da, im Gegensatz zu den anderen beiden Malen, nach denen er auch noch voll berufsfähig war, 20 % des Tumors nicht entfernt werden konnten und er seitdem an einer Hemiparese am linken Arm und Bein leidet und jeweils im Abstand von 6 Monaten etwa von Krampfanfällen heimgesucht wird. Meine Mutter hat sich stets um meinen Vater gekümmert, war Krankenschwester, Ehefrau und Entertainerin in einem. Seit 2003 kämfen wir um seine Einstufung, doch er hat noch nicht einmal Pflegestufe 1 (!).
Nach und während meines Studiums war ich für beide da, so oft es ging, für Fahrten zur Nachuntersuchung, Krankenhausbesuche etc. meist war ich zur Stelle und habe seit 2002 die Betreuung für meine Großmutter, der Mutter meines Vaters, übernommen, die in München lebte, wo ich nach meinem Studium hinzog.
 Meine Mutter ist im letzten Jahr gestorben, sie bekam im Februar die Diagnose Non-Hodgin-Lymphom und starb nach der, zwar erfolgreichen Strahlentherapie im August letzten Jahres, nachdem sie sich nach der Therapie ihre Kräfte völlig überschätzt hatte. Seitdem lebt mein Vater allein in der großen Wohnung, eine Situation, die von Anfang an sehr schwierig war. Er hat zwar einen Hausnotruf, der Pflegedienst kommt täglich, um ihm mit den Medikamenten und beim Waschen und Anziehen zu helfen, alles auf eigene Rechnung. Jetzt spitzt sich alles immer mehr zu: er wird, was verständlich ist, immer depressiver, desorientierter, geh-unsicherer, stürzt permanent und gefährlich. Vorgestern morgen fand ihn die Nachbarin im Gang liegend, er ist auf dem Rückweg von der Toilette zusammen gebrochen, hatte wieder Krampfanfälle und ist derzeit wieder im Krankenhaus. Innerhalb der nächsten 2 bis 3 Tage wird er wohl wieder nach Hause kommen, dann geht alles von vorne los. Ich weiß nicht, welche Wohnungsform die beste für meinen Vater wäre, wo ich anfangen soll, für ihn zu suchen. Ich will ihn nicht nach München zu mir nehmen, da mein Vater und ich auch nicht gut miteinander auskommen (außerdem weiß ich seit letztem Herbst, dass ich MS habe und bin derzeit auf Arbeitssuche, die sich nicht besonders einfach gestaltet - habe also auch viel mit mir selbst zu tun). Er ist für ein Seniorenheim, wo immer jemand da wäre, mit 61 eigentlich noch zu jung, doch für Betreutes Wohnen, zumindest für das Basismodell, kann er sich selbst einfach nicht gut genug versorgen. Das Beste wäre eine Zwischenlösung zwischen stationärer Pflege und Betreutem Wohnen, aber ich weiß nicht, ob es so etwas gibt und wo ich danach suchen müsste. Sicher ist das alles auch eine finanzielle Frage, wir hoffen, dass der VdK vor dem Sozialgericht für ihn wenigstens die Einstufung durchsetzen kann. Kennt jemand Einrichtungen für Tumorpatienten wie meinen Vater?





Ich lebe 300 km von meinen Eltern entfernt und hatte seit 2001 die Betreuung meiner Großmutter, der Mutter meines Vaters übernommen, die jetzt ebenfalls verstorben ist.





bine1990

  • Gast
Re:Wohnen für Tumorpatienten
« Antwort #1 am: 31. Mai 2006, 14:59:35 »
Hallo Isidor,
na du bist ja auch ganz schön gebeutelt. Also ich denke es gibt da bestimmt auch noch andere Möglichkeiten, ein Seniorenheim wäre wirklich das letzte, die die was bringen und auch den Menschen an sich noch ansprechen musst du suchen und sind fast unbezahlbar. Vor allen Dingen würde ich einen Arzttermin machen zwecks der Pflegestufe, wenn er Hilfe zum Anziehen braucht und zwecks Medikamente und Einkaufen ist er zumindest Pflegestufe 1, da heißt es kämpfen und immer wieder nachfragen (habe dies selbst für meine Ma hinter mir). Würde mich über die Sozialen Dienste (Nachbarschaftshilfe, Kleeblatt, Sozialer Dienst..) bzw. über die Stadtverwaltung bei deinem Vater nach den verschiedenen Angeboten erkundigen. Meine Tante hat in der Schweiz einen Bekannten, bei denen gibt es sogar so was wie eine Alters-WG, da wird auch gemeinsam gekocht, mit Hilfe die kommt usw. finde ich ganz tolle Lösung, hier bei uns habe ich von sowas allerdings noch nicht gehört.
Wünsche dir viel Glück und vor allen Dingen Kraft, auch für dich!!

Isidor

  • Gast
Re:Wohnen für Tumorpatienten
« Antwort #2 am: 31. Mai 2006, 16:16:32 »
Hallo Bine,
vielen Dank für Deinen Zuspruch. Der Hausarzt meines Vaters zeigt sich da wenig hilfsbereit, Hauptsache, ich bekomme regelmäßig zu hören: "Der Mann kann eigentlich nicht alleine bleiben" (Ach was!?!) Wir sind jetzt bei der letzten Station des Widerspruchverfahrens angelangt, der VdK vertritt meinen Vater vor dem Sozialgericht. Problem ist, dass dies noch ewig dauern kann und er somit vielleicht noch einige Krampfanfälle überstehen müsste, solange können wir eigentlich nicht auf die Lösung in puncto Unterbringung warten. Wenn das Gericht dem Widerspruch nicht stattgibt, sind wohl alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die Pflegestufe durchzubringen.
Jetzt habe ich die Sozialarbeiterin im Schweinfurter Krankenhaus, in dem mein Vater derzeit liegt, um ein Kurzgutachten für die Schnelleinstufung gebeten, vielleicht ist dann wenigstens für eine gewisse Zeit die Pflegestufe sicher...
Ich suche halt noch nach Anlauf- und Beratungsstellen, jetzt versuche ich es mal in Augsburg, dort soll man im Bereich Betreutes Wohnen recht weit entwickelt sein.




evma

  • Gast
Re:Wohnen für Tumorpatienten
« Antwort #3 am: 10. August 2006, 21:16:32 »
versuche dein glück in ein behinderten wohnheim,dort gibt es auch zum teil wohnungen wo sie sich selbstversorgen und doch unter leichter beobachtung sind.und hilfe erhalten.

Offline Bea

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Re:Wohnen für Tumorpatienten
« Antwort #4 am: 11. August 2006, 08:18:28 »
Hallo Isidor,

dein Bericht über die Pflegestufe ist wohl "das Letzte"! So etwas muss man nicht verstehen.

Zum Thema Seniorenheim habe ich eine andere Erfahrung gemacht.
Nachdem meine Mutter sehr früh an einem Gehirntumor verstarb´war klar, dass ich mich um meine Großeltern kümmern mußte.
Meiner Oma konnte ich es lange Jahre ermöglichen mit uns in einem Haushalt zu leben und wir konnten auch lange eine Pflege leisten.
Dann kam sie aber doch in ein "Johanniter-Stift" in dem auch ein junger Mann von knapp über 50 Jahren wohnt.
An diesem Fall habe ich vollkommen erstaunt gesehen, wie das auch mit jüngeren Jahren möglich ist.

Weiterer Vorteil dieser Heime ist (ich gehe hier von einem gehr gut geführten Heim aus!), dass sie in der Lage sind eine Pflegestufe sehr kurzfristig zu bekommen.
Der Grund dafür ist auch, dass das Heim entsprechend mehr Geld für die erhöhte Pflege erhält, der Grundsatz aber bestehen bleibt.
Woll heißen: Der Eigenanteil bleibt immer der selbe.
Diesen zu finanzieren liegt nicht an dir oder den Angehörigen alleine.
Es gibt einen sogenannten Grundsicherungsbetrag und es gibt, wenn nötig, auch Sozialhilfe.
Bei Bedarf kann ich dir das gerne genauer Erklären.

Es ist wichtig, dass du deine eigenen Bedürfnisse bei allem nicht aus den Augen verlierst!

Alles Gute,
Bea

 



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