Sonstiges zum Thema Hirntumor > Psychologische Betreuung
Dem Betroffenen sagen, dass er einen Gehirntumor hat?
dani2828:
Hallo,
meine Mutter hat ein Glioblastom, wurde zweimal operiert und ist dann wieder gewachsen und jetzt ist er inoperabel. Sie weiß nicht, dass die Krankheit tödlich endet.
Wir glauben, dass sie die Wahrheit nicht verkraftet und sich "hängenlässt". Sie war immer so, dass sie ihre Probleme verdrängt hat. Und wir glauben, dass sie die Zeit nicht mehr genießen könnte, auch wenn das so auch nicht immer geht.
Auch die Ärzte helfen dabei und haben eigentlich auch vom Anfang an so getan.
Allerdings habe ich ein schlechtes Gewissen.
Oft möchte ich es ihr dann trotzdem sagen, sie hätte ja jedes Recht dazu und dann geht es nicht. Alle versichern mir, dass es besser so ist.
Möchte Euch fragen, was ihr dazu sagt?
Bluecraven:
Hallo Dani
da trägst Du ja wirklich eine schreckliche Last mit Dir rum. Ich denke ihr könnt alle zusammen das Richtige entscheiden. Ein Außenstehender kann dies nur schwer beurteilen. Im Grunde würde ich immer sagen der Mensch muss alles erfahren, über sich und seinen Körper. Aber andererseits wenn ihr alle so sicher seid dass sie dann so reagieren würde....vielleicht ist es doch besser so. Und sie kann ohne Angst den Rest weiter leben. Im Grunde ist das doch die beste Lösung. Aber wie gesagt, ist wirklich schwer die Entscheidung. Ich kann Dich verstehen.
Mein Opa hatte Magenkrebs und man hat meiner Oma nie genau gesagt was er hatte. Ich weiss nicht ob sein Tod deshalb für sie eher schlimmer war....vielleicht hätte sie besser von ihm Abschied nehmen können. Auch diese Geschichte belastet mich heute irgendwie noch. Aber sie macht uns selbst keine Vorwürfe.
Aber ich denke jeder Fall ist eine Einzelfallentscheidung und wie gesagt wenn so viele Menschen es so einschätzen dass "nix sagen" die bessere Lösung sei, dann wird da wohl was wahres dran sein.
Bea:
Hallo Dani,
ja, es ist eine sehr große Last. Leider müßt ihr das selbst entscheiden und ich kann dir nur meine Erfahrung sagen.
Meine Mutter kannte damals ihre Diagnose, nicht aber die schlechte Prognose. Auch über das Thema Tot haben wir nicht mit ihr gesprochen obwohl wir Anlaß dazu gehabt hätten. Das macht mich heute traurig.
Ich habe das nach meiner Tumordiagnose anders gemacht. Ich wollte alles wissen und habe dann selbst mit meienr Familie entschieden wann wir worüber reden wollen.
Das soll für meine Familie auch leichter sein.
Sprich doch mal mit dem Arzt und nenne ihm deine Bedenken. Schließlich müssen auch die Angehörigen mit der Krankheit leben können und tragen eine nicht zu unterschätzende Last.
Ich wünsche euch, dass ihr einen Weg findet der die Tatsachen erträglicher macht.
LG,
Bea
dani2828:
Hallo Bluecarven, hallo Bea
Bluecarven, danke für deine Worte. Sie haben mir wenigstens für den Moment ein wenig geholfen.
Dass deine Oma nichts wusste ist auch sehr schlimm, aber vielleicht hat es ihr trotzdem irgendwie geholfen, die Zeit halbwegs "normal" zu leben. Natürlich ist der Tod dann überraschender und wirkt schlimmer, weil man sich kein bißchen an den Gedanken gewöhnen konnte. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass man sich nie an einen solchen Gedanken gewöhnen kann.
Ich versuche mich dauernd davon zu überzeugen, dass es kein richtig oder falsch gibt und dass man sich für ein Weg entscheiden muss. Man kann dann nicht wissen wie der andere verlaufen wäre. Die Zweifel sind aber allgegenwärtig.
Bea, dich hat das Schicksal sehr hart getroffen, zuerst deine Mutter, dann du. Leider haben wir nur mit unserer Onkologin Kontakt und die kümmert sich nur aus medizinischer Sicht um meine Mutter (und um uns). Sonst überlässt sie die Entscheidungen uns und will sich auch nicht ein. Sie hat auch fast nie Zeit für einige Fragen, die sich außerhalb der Termine ergeben, obwohl die Termine zurzeit im 3-Wochen-Takt sind. Sie wird wohl zuviele Patienten betreuen müssen.
Darf ich dich fragen wie es dir geht? Wurdest du operiert oder hast du den Tumor noch? Hast du einen glio? Wie alt bist du?
Wie war es bei deiner Mutter? Entschuldige die vielen Fragen und ich kann mich leicht erinnern deine Geschichte schon gelesen zu haben, aber ich lese im Moment so viele ERfahrungsberichte, dass ich die einzelnen Geschichten nicht mehr richtig zusammenbekomme.
Danke für eure Worte
Ciconia:
Hallo dani,
das ist wirklich eine schwere Entscheidung.
Ich selbst für mich würde alles wissen wollen, auch um ev. Dinge noch zu regeln, falls es zum Äußersten kommt. Wichtig ist ja auch z.B. eine Patientenverfügung. Will man lebenserhaltende Maßnahmen oder max. Schmerztherapie?
Aber schon eine Generation weiter bei meinen Eltern z.B. sieht es auch anders aus. Da würde ich wahrscheinlich ähnlich wie du abwägen müssen. Du kennst ja deine Mutter am Besten. Es würde ja allen wenig bringen, wenn sie nach dieser Mitteilung eine schwere Depression dazu bekommt. Wirklich sehr schwierig.
Ein Ehepaar aus unserem Bekanntenkreis hat auf die Diagnose Unterleibskrebs bei der Frau mit völliger Verdrängung reagiert. Es sei alles gutartig und sie wird geheilt. Eigentlich wußten die erwachsenen Kinder und das Umfeld Bescheid, das es schlimm ausgeht. Aber die beiden hatten sie wohl so entschieden und waren wirklich glücklich damit. Sie haben noch ein paar schöne Monate gehabt. Auch das muß man wohl akzeptieren.
Ich wünsch dir und deiner Mutter viel Kraft!
LG
Ciconia
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