HirnTumor-Forum

Autor Thema: Sich aufgeben....  (Gelesen 14408 mal)

hombi

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Sich aufgeben....
« am: 07. Januar 2007, 22:35:05 »
Hallo, liebe Forumsteilnehmer!

Seit langer Zeit verfolge ich dieses Forum...  Ein Freund von mir hat seit März 2005 die Diagnose Glio IV. Er wurde operiert, der Tumor konnte zu 95% entfernt werden und er wurde danach mit Strahlen- sowie mit Chemotherapie behandelt. Leider weiß ich nicht die genaue Medikation... ???
Ich bekomme die gesamte Krankheitsgeschichte nur aus der Ferne mit und ich bin mir bis heute nicht sicher, in wie weit er und seine Frau aufgeklärt wurden. Hatte bis zum Juli letzten Jahres den Eindruck, dass sie mit einer , ich sag mal "guten Prognose" leben...über das Thema wurde nie gesprochen und wenn, dann nur, dass alles in Ordnung sei. Soweit so gut....ich kann es verstehen, dass man als betroffener nicht darüber reden möchte, weil man selbst genug mit sich zu tun hat.
Nun, bis zum juli 2006 ging es ihm auch wirklich gut, er brannte darauf, wieder arbeiten zu gehen...er ist ein arbeitstier mit einem verantwortungsvollen posten und streubte sich nicht, die 100 km zu seinem arbeitsplatz zu fahren...das tat er dann auch eingliederungsmässig...also erst 2, dann 4, 6 etc. stunden...

 im august ergab ein kontroll mrt, dass der tumor verschwunden sei...im september dann der fast komplette ausfall der rechten körperhälfte...weiteres mrt ergab dann ein rezidiv...seit dem zeitpunkt kümmert sich seine frau wie es nur geht, tat sie vorher natürlich auch...aber jetzt ist sie wohl an ihrer grenze....er verweigert seit einiger zeit die flüssigkeits- und nahrungsaufnahme, liegt nur auf der couch und will nicht am weiteren leben teilnehmen. er ist des öfteren gestürtzt und eine weitere op ist zudem ausgeschlossen, nachdem die aerzte in regensburg empfahlen, temodal weiter zu nehmen...mit open end

ich frage mich jetzt, was geht dann noch? er verweigert mittlerweile alles...er will niemanden mehr an sich heran lassen...er hat sich wohl aufgegeben ?  in einer notfall situation in den letzten tagen kam dann ein pflgedienst, der ihm einen tropf verpasste...er hat sich dann die nadel herausgerissen....in wie weit weiß er bescheid, bzw. seine frau...er hat überhaupt keinen lebensmut mehr!!!seine frau hat allerdings alle hoffnung und gibt nicht auf..

ende vom lied ist, dass er morgen erst mal in ein krankenhaus eingewiesen wird..seine frau ist überfordert, ausgelaugt und er kann/will nicht mehr? verdammt, was kann man da noch machen???

liebe gruesse,

sandra

Offline Doro66

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Re:Sich aufgeben....
« Antwort #1 am: 08. Januar 2007, 00:23:00 »
Hallo Sandra,

wir sind grad die einzigen Mitglieder im forum und ich habe deinen Eintrag gelesen.

Hört sich leider nicht gut an,was du da schreibst. Wenn bis August alles o.k. war und das MRT ergab, daß der Tumor verschwunden sei, macht man logischerweise auch keine Behandlung. Außer man hat sich vielleicht erkundigt, was man prophylaktisch gegen ein Rezidiv unternehmen kann. Aber du meinst ja, deine Freunde hätten sich da keinerlei Wissen angeeignet.
So, wie du über deinen Freund schreibst, wie er im Beruf aufgeht und sich wieder eingebracht hat, kann ich ihn mir als Persönlichkeit gut vorstellen. Und ein solcher Mensch kriegt nun gesagt, daß eine OP nicht mehr geht. Dann geht es ihm auch schlechter, hat Ausfallerscheinungen der re. Körperhälfte und fällt hin. Ich verstehe gut, daß ihn selbst da der Lebensmut verläßt.
Nun kommt er ins Krankenhaus. Vielleicht kannst du der Frau helfen, indem du ihr psysisch zur Seite stehst und dringend rätst, sich Hilfe zu holen. In den KH gibt es Sozialarbeiter, die einem in Rat und Tat zur Seite stehen. Was die nicht leisten können, dafür haben sie aber Adressen an die die Frau sich wenden kann wegen weiterer Hilfen.
Ganz wichtig finde ich die psychologische Betreuung von beiden. Entweder Selbsthilfegruppen oder ähnliches. Da kann der Sozialarbeiter/-in bestimmt weiterhelfen.
Wir haben hier vor Ort z.B. ein ambulantes Hospiz. Auch ich werde demnächst gefordert sein, mir hier Hilfe zu holen.Man kann und muß das alles nicht allein tragen.
Und wenn du das Forum verfolgst, hast du sicher schon einige wertvolle Tipps kriegen können. Ich habe unter der Rubrik "Was nun" grad erst geschrieben, wie der von mir konsultierte Arzt das sieht. Temodal ist wohl das zur Zeit beste Chemo-Präparat am Markt. Und er sagte mir, daß durch Temodal erst die Überlebensrate gestiegen sei.
Informier dich weiter und biete der Frau deine Hilfe an - denn ohne Information nützt die Hoffnung allein gar nichts.
Und hier im Forum kannst du alle Fragen stellen, die dir auf der Seele brennen. Es gibt immer jemanden, der dir in gewisser Weise helfen kann.
Alles Liebe und viel Erfolg
Doro

aleyna

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Re:Sich aufgeben....
« Antwort #2 am: 08. Januar 2007, 03:38:01 »
hallo hombi,

ich habe deinen eintrag gelesen und möchte dir eines sagen: ärzte geben gerne auf. habt ihr eine zweitmeinung eingeholt? viele ärzte operieren nicht wenn sie sich nicht mehr rantrauen, verständlich denn sie wollen den patienten ja nicht umbringen. aber es gibt immernoch sehr gute chirurgen die so einer sache gewachsen sind. ich würde deinen freunden raten sich mit prof dr. vogel in berlin in verbindung zu setzen. er operiert fälle die oftmals als inoperabel abgetan werden. auch mit der deutschen hirntumorhilfe solltet ihr kontakt aufnehmem. sie beraten und leiten euch ggf. weiter. falls du adressen brauchst bitte melde dich , ich tue was ich kann. und zu deiner freundin: jeder der im näheren umfeld dieser krankheit leben muss, verliert sein leben aus den auge. es ist so schwer mit dieser sache umzugehen und wenn der betroffene selbst sich weigert weiterzu machen dann ist es erst recht schrecklich. steh deinen freunden zur seite so gut du kannst. und informiere dich über sämtliche behandlungs möglichkeiten. manchen wurde dadurch das leben doch noch gerettet. gebt nicht auf. sagt dem tumor den kampf an. ich wünsche dir und deinen freunden viel kraft und mut.

alles gute.

du kannst dich jederzeit bei mir melden.

aleyna

hombi

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Re:Sich aufgeben....
« Antwort #3 am: 08. Januar 2007, 08:39:09 »
Liebe Doro, liebe aleyna,

vielen Dank für Eure Antworten.
Die Idee mit Prof. Vogel in Berlin ist vielleicht eine Möglichkeit, ebenso der Sozialdienst vom Krankenhaus.

Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass sie mittlerweile drei Meinungen eingeholt haben. Sie wohnen in Frankfurt und die Frankfurter Ärzte haben von einer weiteren OP abgeraten. Die Uniklinik Düsseldorf lehnt eine OP ebenfalls ab, da sie damit wohl mehr zerstören, als heilen würden. Der Arzt in Regensburg
rät zur Weiternahme von Temodal...

Ich würde den beiden gerne beistehen und tue es auch, auch wenn ich 200km entfernt wohne. Das Problem ist nur, dass sich meine Freundin nie etwas anmerken läßt und bei dem Thema abblockt. Sie will einfach nicht drüber reden. Ich weiß nur, dass sie die Hoffnung im Gegensatz zu ihm nicht aufgegeben hat, und ich merke, dass sie mittlerweile einfach überfordert ist. Ich hatte mal mit ihrer Mutter telefoniert und sie bestätigte mir, dass sie total überfordert ist und nicht mehr weiter weiss. Daher kommt er heute wohl auch ins Krankenhaus.
Ich werde die Themen hier weiterverfolgen und ihr dann alle erdenklichen Möglichkeiten und Tips sagen. Ebenso will ich versuchen, ein paar Tage frei zu bekommen und hinzufahren.

Ich danke Euch vielmals.

Alles Liebe und Gute,

Sandra

fips2

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Re:Sich aufgeben....
« Antwort #4 am: 08. Januar 2007, 09:30:52 »
Hallo erst mal.

Klingt alles sehr traurig und entmutigent,zumal der Patient schon nicht besonders mitspielt.Was in seiner Stuation auch irgendwo nachvollziehbar ist.
Aber die Hoffnung stirbt als letztes.Man muss nur behutsam versuchen die Flamme am leuchten zu halten.Zwang bringt hier, glaube ich, nicht viel.

Mein Vorschlag wäre,da ihr aus Frankfurt kommt, mal in der Neurochirurgie der Gutenberg Uni in Mainz vorbei fahrt.MZ hast du ja als Zweitmeinung nicht erwähnt.

Prof Perniczky und Prof. Hey arbeiten eng mit Prof Samii. aus  dem INI in Hannover zusammen.Vielleicht haben sie mehr Möglichkeiten als die Frankfurter.Viele Patienten werden von Ffm nach MZ geschickt, wie meine Frau beim Aufenthalt dort mitbekommen hat. Ausserdem wäre der Weg bis Mainz von Euch aus nicht so weit wie nach Berlin.Ich glaube die Strapaze nach Mainz nimmt er eher in Kauf als nach Berlin zu fahren.

Lies mal in den Klinikbeurteilungen mein Statement zur Uni Mainz durch.

Also wir,bzw meine Frau fühlte sich dort sehr gut aufgehoben und der Radiologe lobt die Arbeit der Mainzer in den höchsten Tönen. Die Ärzte haben immer Zeit und ein offenes Ohr für den Patienten,für die Angehörigen und deren Sorgen.

Ich wünsche dir und deinen Freunden alles erdenkliche Gute und dass dein Freund wieder neuen Lebensmut findet.

Gruß Fips2



« Letzte Änderung: 08. Januar 2007, 10:41:58 von fips2 »

Offline kabas

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Re:Sich aufgeben....
« Antwort #5 am: 08. Januar 2007, 23:30:22 »
Liebe Doro,

um wieviel ist denn die Überlebensrate bei Temodal gestiegen?
Ein Arzt von euch sagt, daß Temodal das Beste im Moment auf dem Markt sei? Es ist sehr kurz auf dem Markt, bitte um Korrektur, aber ich glaub seit 1999, aber nicht gleich für Glio-Patienten zugelassen, sondern erst für Astrozytom-Patienten und einen weiteren Hirntumor( hab vergessen, welcher es war).
Ich bin der festen Überzeugung, daß Temodal nicht allein hilft.
Meine Schwester ( 36 Jahre), inoperabel, hatte das übliche Chema: 6 Wochen Temodal und zeitgleicher Bestrahlung - ohne Erfolg!
Es ist zwar einfach in der Einnahme, kann man daheim einnehmen, also relativ kostengünstig ohne KH-Aufenthalt, aber ob es soviel bringt, wage ich heute zu bezweifeln!

Alles Gute,

Kabas


Offline kabas

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Re:Sich aufgeben....
« Antwort #6 am: 08. Januar 2007, 23:58:05 »
Hallo Sandra,

unterstütz deine Freunde, sie brauchen deine Hilfe in jeglicher Form!
Hol dir Infos aus allen Richtungen, der unmittelbare Partner an der Seite des Patienten ist oft auch überfordert.....!
Das seh ich bei meinem Schwager, meine Schwester (36 Jahre) lebt mit der Erkrankung seit 11 Monaten, er ist echt nicht in der Lage das allein zu bewältigen, ganz normal, er hat das den ganzen Tag!
Prof. Dr. Vogel in Berlin kann ich nur empfehlen, ich wünschte heut, es gäbe mehr von diesen Ärzten!!!
Ganz schnell einen Termin machen, einfach alle Unterlagen und Bilder dahinbringen-es lohnt sich!!!
Über den Arzt in Regensburg, klar-Temodal, es gibt ganz viele Ärzte die darauf schwören, aber ist es so?
Wie ich schon öfter erwähnte, es gibt begleitend dazu andere Allternativen, die ich nicht außer Acht lassen würde- allein unsere Erfahrung mit Temodal.....

Das Schicksal hat uns hart getroffen und wir sind nicht ganz den Weg der kommerziellen Pharmaindustrie gegangen, sondern haben uns entschlossen, Therapien anzuwenden, die mit  Sicherheit hier nicht empfohlen werden, aber unserer Schwester eine Lebensqualität ermöglicht haben, die uns Hoffnung gibt!

Alles Gute,

Kabas

hombi

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Re:Sich aufgeben....
« Antwort #7 am: 09. Januar 2007, 08:47:12 »
Hallo Ihr Lieben,

es wird immer dramatischer...gestern sollte er ins Krankenhaus kommen, aber er hat sich geweigert, dort zu bleiben. Er wird immer agressiver, beschimpft alle in seiner Umgebung, selbst seine Eltern und Geschwister und will sich nicht mehr helfen lassen. Seine Frau war gestern am Telefon so aufgelöst und konnte vor lauter schluchzen nicht richtig sprechen. Sie ist am Ende und will heute noch mal zum Krankenhaus um sich Hilfe vom Sozialdienst zu holen, naja, zumindest Infos, wie es jetzt weiter geht. Selbsthilfegruppen und anderes in der Richtung lehnen  er und sie ab!  ??? Der HAusarzt sagt auch nur, tja, man kann ihn nicht zwingen.... Es ist auf deutsch gesagt, zu Kotzen. Sie will der Realität nicht ins Auge sehen und er hat sich aufgegeben. Zum allen Unglück bekomme ich keinen Urlaub, um ein paar Tage nach Frankfuhrt zu fahren, sie wollen auch nicht, dass ich komme! Sie blockte gestern am Telefon ab und sagte, ich könne ja eh nicht helfen. ...

Liebe Grüße,

Sandra


henrica

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Re:Sich aufgeben....
« Antwort #8 am: 12. Januar 2007, 09:41:28 »
Hallo,

ich bin heute zum ersten Mal in diesem Forum, mein Mann starb voriges Jahr im Mai nach 3 Jahren und 5 Monaten an einem Glio.

Ich weiß noch gar nicht so richtig wie ich anfangen soll, die ersten 2 Jahre hat mein Mann nach OP, Bestrahlung und Temodal absolut keine Einschränkungen gehabt, wie ihr ja alle wißt bekommt man von den Ärzten gleich gesagt, keine Chance keine Hoffnung, uns sagte man, erledigen Sie noch was zu erledigen ist, Sie haben höchstens noch 1 Jahr, wir hatten 2 wundervolle Jahre, und hatten auch gehofft es würde so bleiben, aber es kam leider anders. Ein Rezidiv, wir haben es erst nochmal mit Temodal probiert aber leider hat es überhaupt nicht genutzt, es wuchs trotzdem weiter, man hat meinem Mann dann eine Studie vorgeschlagen indem man nach der Entfernung des Rezidives in die Wundhöhle 3 Katheder setzt und dann 4 Tage ganz langsam ein Mittel einspritzt, das das Wachstum weiter verhindern soll, wir haben lange überlegt ob wir es tun sollen, und haben auch etliche Gepräche zusammen geführt, also mein Mann hat sich dazu entschlossen, nach der ersten OP Entfernung des Rezidives kam der erste Schock mein Mann war linsseitig gelähmt, die 2 OP zum einsetzten der Katheder erfolgte dann am übernächsten Tag.
Ich habe alle höhen und tiefen dieser Krankheit erlebt, ich habe meinen Mann ein ganzes Jahr rund um die Uhr gepflegt und bin dabei bis an meine Grenzen gestoßen (ich selbst habe schon 2 mal Brustkrebs in dieser Zeit gehabt), dann im Dezember 2005 die niederschmetterne Diagnose erneutes Rezidiv. Wenn mein Mann gewußt hätte was da auf ihn zukommt, hätte er das alles nicht gemacht, den Lebensqualität ist sehr wichtig, es ist schwer sich von einem geliebten Menschen zu verabschieden, wir haben sehr viel über seine Situation gesprochen die letzten Monate als er noch geistig fit war, und wir konnten uns auch sehr gut voneinander verabschieden, er wurde zuletzt immer schwächer, sein Wesen veränderte sich, er wurde agressiv und wollte von keinem mehr Hilfe, die letzten 3 Wochen waren wir dann in einem Hospiz, dort hatten wir viel Zeit für einander.

Es ist schwer aber ich bin heute froh für meinen Mann das er erlöst wurde, denn so ist das kein Leben mehr gewesen, und man muß sich immer in die Situation des Betroffenen versetzen, auch wenn dies sehr schwer ist, man probiert als Angehöriger immer den Menschen Aufrecht zu halten, aber die meisten möchten gar nicht mehr, und man sollte probieren dies zu akzeptieren auch wenn dies sehr schwer ist. Ich hoffe nicht das meine Worte jetzt verkehrt angekommen sind, ich habe meinen Mann über alles geliebt und er fehlt mir sehr,  ich denke viel an die schöne Zeit wo wir miteinander hatten und gönne ihm seinen Frieden.

Liebe Grüße

Henrica

Stefans Frau

  • Gast
Re:Sich aufgeben....
« Antwort #9 am: 12. Januar 2007, 11:01:56 »
Hallo Henrica!

Ich finde es sehr schön, dass du jetzt noch den Mut findest, hier zu lesen und auch zu schreiben. Deine Worte sind auf keinen Fall falsch angekommen. Im Gegenteil, es ist doch gut zu wissen, wie lange dein Mann durchgehalten hat. Ich frage mich, ob ich mit dieser schrecklichen Krankheit überhaupt noch was zu tun haben wollte, wenn mein Mann daran gestorben wäre. Es ist aber für alle, die hier noch länger damit zu tun haben werden eine Bereicherung, wenn Hinterbliebene in Kontakt treten. Vielen Dank!
Ihope

hombi

  • Gast
Re:Sich aufgeben....
« Antwort #10 am: 12. Januar 2007, 19:04:48 »
Hallo, Ihr Lieben,

ich hatte zuletzt leider nicht die Möglichkeit, mich für Eure Beiträge zu bedanken und tue es nun hiermit.
Zwischendurch war ich immer wieder auf dieser wunderbaren Seite, konnte aus Zeitgründen aber nicht schreiben. Ich war bis heute dann doch noch für 2 Tage bis heute nachmittag bei meinen Freunden. Er sträubt sich zwar immer noch gegen jede andere Therapiemaßnahmen, aber zumindest wird die Pflegerin seit mitte dieser Woche von ihm akzeptiert, den Tropf lässt er drin und das Pflegebett ist seit gestern da, welches er auch angenommen hat.

@ fips:

meine freundin wird sich mit der uni mainz in verbindung setzen...obwohl er keine weiteren massnahmen will...ausser themodal nehmen...verdammt. es ist so schwierig. er ist wirklich absolut teilahmslos und verneint fast alles...
besuch kann er gar nicht vertragen, aber ich schätze, es liegt daran, dass er nicht so gesehen werden will, sprich: vorher starke persönlichkeit und jetzt mit einer halbseitenlähmung, sprachschwierigkeiten usw. ich kam auch nicht an ihn heran...und eine freundin schöpft immer noch jegliche hoffnung!!!!!!!!!!

ich bin mittlerweile wirklich der meinung, dass man ihn nicht zu irgendetwas zwingen sollte...alles andere ist vielleicht egoistisch???!!!!!!!???

ich weiss auch nicht mehr weiter... :(

verzweifelte grüße,

sandra


Stefans Frau

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Re:Sich aufgeben....
« Antwort #11 am: 15. Januar 2007, 12:38:52 »
Hallo Sandra!

Glaubst du im Ernst, dass weder deine Freundin noch ihr Mann wohl am besten über ihre Situation bescheid wissen? Du schreibst, er wurde im März 05 operiert. Die beiden hatten fast ein Jahr Zeit sich mit der Krankheit zu beschäftigen. Und das haben sie mit Sicherheit auch ausreichend gemacht. Verstehe mich nicht falsch, es ist schön wenn jemand seinen Freunden vor allem in der größten Not gerne weiterhelfen will. Du wirst aber nicht viel erreichen, wenn du dich über sie hinweg setzt und denkst, du müsstest jetzt das Ruder in die Hand nehmen. Sie hat der Wahrheit schon lange ins Auge gesehen, aber ihr Job ist es, weiterhin für ihren Mann zu hoffen und ihn nicht aufzugeben. Und er, egal wie stark beeinträchtigt er ist, hat bestimmt nicht den Wunsch so schnell wie möglich zu sterben. Meine Freundin, deren Stiefvater an Hirnmetastasen starb sagte mir, es stirbt sich für niemanden leicht. (Sie hat ihn bis zum letzten Atemzug begleitet) Manchmal muss eben auch etwas geschehen lassen und kann nur hilflos zusehen.
Ich spreche leider aus Erfahrung, auch mir wurde eine zeitlang nicht richtig vertraut von seiten der Familie meines Mannes. Ich habe für mich entschieden, daß das aber nicht mehr mein Problem sein soll. Ich kann mich mit allem beschäftigen, aber nicht mit deren Sorgen. Seitdem halte ich mich etwas bedeckt und rücke nur etwas heraus, was ich direkt gefragt werde. Ich fände es viel hilfreicher, wenn mir jemand die alltäglichen praktischen Dinge abnehmen würde und ich mich so noch mehr um meinen Mann kümmern könnte. Das können aber halt die wenigsten ohne sich in irgendwas einmischen zu wollen. Also schau ich, dass ich allein klarkomme.
Sorry, klingt jetzt vielleicht etwas hart, ist aber mein Weg um eben gerade nicht "zu verhärten".
Ihope

hombi

  • Gast
Re:Sich aufgeben....
« Antwort #12 am: 15. Januar 2007, 20:21:59 »
Hallo I hope,

nun, Du hast ja recht. Es ist nur einfach schrecklich, wenn man nur zusehen muß und nicht helfen kann!
Ich habe in den 2 Tagen, die ich dort war, auch nicht nur am Bett meines Freundes gesessen und auf ihn eingeredet. Im Gegenteil. Ich wußte, dass er mich nicht an sich heranläßt, habe meiner Freundin einfach nur ein paar Dinge abgenommen und ihr gezeigt, dass ich für sie da bin. Ich weiß, dass ich das Ruder nicht in die Hand nehmen kann. Es ist nur besch...en, dass ich nicht immer da sein kann, da wir 200 km auseinander wohnen und ich auch noch Familie und Beruf habe.
Übrigens hat sie mir da zum ersten Mal gesagt, dass sie bei den Besprechungen mit den Ärzten nur ein einziges Mal dabei war und zwar zuletzt in der Uni Düsseldorf, wo man ihnen sagte, dass eine weitere OP zu gefährlich sei. Er wollte vorher nie, dass sie dabei ist und das hat sie akzeptiert.
Ich bin einfach nur hilflos und das macht mich fertig!
In diesem Sinne, schöne Grüße,

Sandra

Stefans Frau

  • Gast
Re:Sich aufgeben....
« Antwort #13 am: 16. Januar 2007, 10:24:33 »
Liebe Sandra,

freut mich, dass du nicht "beleidigt" bist. Es ist nur so, dass ich es langsam leid bin, von irgendwelchen Leuten gute Ratschläge anzunehmen oder noch schlimmer, über meinen Mann und seine Beeinträchtigungen zu reden. Es gibt ein paar Menschen, mit denen ich das kann, beste Freunde(innen), die teilweise auch schon Krebskrank waren und genau wissen wovon ich rede. Wenn aber dann der Physiotherapeut anfängt, von wegen, er kennt ihn ja von früher, er ist schon verlangsamt usw. dann kotzt mich das echt an. Meint der etwa, ich weiß nicht, wie mein Mann früher war? Und ich tu echt den Teufel, und breite vor solchen Leuten diese Leidensgeschichte mit intimen Details aus. Als ich neulich mal für 2 Stunden (ohne Mann, mit Kind) auf ner Geb.Party war, natürlich um einfach abzuschalten und um mich mal wieder ungezwungen zu unterhalten, fragt mich tatsächlich die eine Tusse (die uns wirklich nur entfernt kennt), "was macht der Tumor?" Ich hab nur geantwortet: "Darüber rede ich heut nicht!"
Ich merke auch immer wieder, wie genau ich beobachtet werde, wie ich mit allem umgehe. Ich hab keine Lust, die leidende Frau darzustellen. Schlimm genug, dass es in meinem inneren genau so ist. Wenn es notwendig ist mit Ärzten, Anwälten usw. über die Krankheit zu sprechen, tu ich das ganz sachlich. Mir ist echt egal, wie das beurteilt wird.

Ich hoffe, deine Freunde können deine Hilfe annehmen und natürlich wünsche ich ihnen auch dass es wieder bergauf geht. Alles ist möglich!
Wir wissen nichts!

Ihope

Offline sonnenlicht

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Re:Sich aufgeben....
« Antwort #14 am: 17. Januar 2007, 01:32:54 »
Hallo,

ich bin heute zum ersten Mal in diesem Forum, mein Mann starb voriges Jahr im Mai nach 3 Jahren und 5 Monaten an einem Glio.

Ich weiß noch gar nicht so richtig wie ich anfangen soll, die ersten 2 Jahre hat mein Mann nach OP, Bestrahlung und Temodal absolut keine Einschränkungen gehabt, wie ihr ja alle wißt bekommt man von den Ärzten gleich gesagt, keine Chance keine Hoffnung, uns sagte man, erledigen Sie noch was zu erledigen ist, Sie haben höchstens noch 1 Jahr, wir hatten 2 wundervolle Jahre, und hatten auch gehofft es würde so bleiben, aber es kam leider anders. Ein Rezidiv, wir haben es erst nochmal mit Temodal probiert aber leider hat es überhaupt nicht genutzt, es wuchs trotzdem weiter, man hat meinem Mann dann eine Studie vorgeschlagen indem man nach der Entfernung des Rezidives in die Wundhöhle 3 Katheder setzt und dann 4 Tage ganz langsam ein Mittel einspritzt, das das Wachstum weiter verhindern soll, wir haben lange überlegt ob wir es tun sollen, und haben auch etliche Gepräche zusammen geführt, also mein Mann hat sich dazu entschlossen, nach der ersten OP Entfernung des Rezidives kam der erste Schock mein Mann war linsseitig gelähmt, die 2 OP zum einsetzten der Katheder erfolgte dann am übernächsten Tag.
Ich habe alle höhen und tiefen dieser Krankheit erlebt, ich habe meinen Mann ein ganzes Jahr rund um die Uhr gepflegt und bin dabei bis an meine Grenzen gestoßen (ich selbst habe schon 2 mal Brustkrebs in dieser Zeit gehabt), dann im Dezember 2005 die niederschmetterne Diagnose erneutes Rezidiv. Wenn mein Mann gewußt hätte was da auf ihn zukommt, hätte er das alles nicht gemacht, den Lebensqualität ist sehr wichtig, es ist schwer sich von einem geliebten Menschen zu verabschieden, wir haben sehr viel über seine Situation gesprochen die letzten Monate als er noch geistig fit war, und wir konnten uns auch sehr gut voneinander verabschieden, er wurde zuletzt immer schwächer, sein Wesen veränderte sich, er wurde agressiv und wollte von keinem mehr Hilfe, die letzten 3 Wochen waren wir dann in einem Hospiz, dort hatten wir viel Zeit für einander.

Es ist schwer aber ich bin heute froh für meinen Mann das er erlöst wurde, denn so ist das kein Leben mehr gewesen, und man muß sich immer in die Situation des Betroffenen versetzen, auch wenn dies sehr schwer ist, man probiert als Angehöriger immer den Menschen Aufrecht zu halten, aber die meisten möchten gar nicht mehr, und man sollte probieren dies zu akzeptieren auch wenn dies sehr schwer ist. Ich hoffe nicht das meine Worte jetzt verkehrt angekommen sind, ich habe meinen Mann über alles geliebt und er fehlt mir sehr,  ich denke viel an die schöne Zeit wo wir miteinander hatten und gönne ihm seinen Frieden.

Liebe Grüße

Henrica



Mir sind eben beim Lesen deiner Zeilen die Tränen gekommen so rührend fand ich die Geschichte die du mit deinem Mann erlebt hast.

Gleichzeitig fand ich es sehr  Realistisch von dir mit der aussage..

Das man es Akzeptieren müsse wenn die geliebten Menschen nicht mehr wollen....

Ja da hast du recht, man muss los lassen wenn der passende moment gekommen ist aber wann ist der passende moment?
Wohl für viele gibt es nicht "den" passenden moment

Möge dein Mann in frieden Ruhen!

 



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