Hallo,
im November letzten Jahres litt mein Bruder (gerade 21 geworden) an starken Kopfschmerzen und Brechreiz. Nach drei Wochen haben meine Eltern ihn ins Krankenhaus gebracht. Das CT hat gezeigt, dass er einen Tumor hat. Bei dieser schrecklichen Nachricht haben wir alle einen Schock erlitten, ich habe am ganzen Körper gezittert. In der Uni Klinik Frankfurt a.M. wurde eine Biopsie gemacht. Dann durfte er für eine Woche nach Hause und dann haben wir erfahren, dass er einen Astrozytom WHO IV hat. Zuerst konnte ich es nicht fassen; die Nachricht war zu furchtbar, als dass ich sie hätte verstehen können. Erst, als ich mich im Internet informiert habe, hab ich einen Nervenzusammenbruch erlitten. Ich war in so ein tiefes Loch gefallen, es war ein Alptraum, aus dem es kein Erwachen zu geben schien...
So, dann wurden mein Bruder und meine Eltern zu einem Gespräch zur Planung der Op und der weiteren Therapie eingeladen. Dabei wurde von einer neuen Studie namens Cerepro gesprochen, die vielversprechend sein soll und mein Bruder hat sich bereit erklärt, teilzunehmen. Er kam sogar in die aktive Gruppe. Er hat ein wahnsinniges Glück, dass der Tumor operabel war und die OP ist gut verlaufen. Direkt nach dem Eingriff bekam er dann die Gentherapie. Seit Mittwoch letzter Woche bekommt er nun Chemo (Temodal) und Bestrahlung und er verträgt beides sehr gut, hat keine Übelkeit. Dazu muss ich ergänzen, dass er Freitag vor einer Woche einen epileptischen Anfall hatte (wegen Penicilin und Stress beim Neuropsychologen). Das CT hat ergeben, dass NICHTS zu sehen ist! Das ist so eine gute Nachricht!!! Und trotzdem bin ich vorsichtig, denn es ist bekannt, dass es ein Rezidivwachstum wahrscheinlich ist... Einerseits bin ich überglücklich, dass ihm geholfen werden und somit seine Lebensdauer verlängert werden kann, andererseits holt mich die Angst immer wieder ein, dass der Tumor eben nochmal wachsen kann und dass es eines Tages nicht mehr behandelbar sein könnte... Ich dachte, ich hätte meinen Glauben verloren, aber mein Bruder ist so willensstark, er bekommt so viel Unterstützung von seinen Freunden und von uns, dass er recht schnell große Fortschritte gemacht hat. Er wurde am 11.12.06 operiert und ist am 25.12. zum ersten mal mit einem Gestell gelaufen... Das war einer der glüchlichsten Tage meines Lebens!! Denn nach der OP hatte er ein Hematom zwischen Hirnhaut und Schädel und musste eine Woche im künstlichen Koma auf der Intensivstation liegen... Es ist alles so viel... Wenn ich daran denke, könnte ich nur heulen... Wenn man ihn heute sieht, würde man gar nicht denken, dass er irgend etwas hat (mit Ausnahme der Narbe), denn seine Motorik ist wieder top fit und seine Sprache ist auch wieder ziemlich gut (war beeinträchtigt durch die Hirnschwellung).
Ich möchte an dieser Stelle äußern, dass ich mich seit der Krankheit meines Bruders mit vielen Menschen verbunden fühle, die ein ähnliches Schicksal haben. Ich lebe bewusster und rege mich nicht mehr über Kleinigkeiten auf, sondern genieße jeden Augenblick, freue mich über jedes Lächeln... Ich wünsche euch allen viel Kraft und hoffe, dass ihr trotz allem glücklich sein könnt. Denn ihr seid nicht allein.
Ganz liebe Grüße