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Werde 40 und würde am liebsten nicht mehr da sein

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Bluebird:
Du hast Recht Bea,

ein Psychotherapeut sollte in der Lage sein, die Situation richtig einzuschätzen. So sehe ich rein pragmatisch die Kosten, die meine Krankenkasse dafür zahlen musste, als unnötige Ausgabe an.  

Es braucht seine Zeit, bis auch ich einen Weg gefunden habe, das, was mich belastet, zu kompensieren. Die Freude an dem, was ich vor meiner Erkrankung gern getan habe. ist mir gänzich verloren gegangen. Es gelingt mir auch seltsamerweise gar nicht mehr. Dieses Lachen, das tief aus dem Herzen kommt, ist einfach weg. Wenn ich mich im Spiegel betrachte, mag ich diese Frau nicht, die mich oft so hilflos und orientierungslos ansieht. Wo ist der Glanz in ihren Augen geblieben - tja, der Frust, die kaputte Hornhaut aufgrund des Keratokonus...

Vielleicht werde ich nach einer geraumen Zeit auch ein neues Hobby finden, das mich ablenkt.
Wenn Du möchtest, kannst Du mir gern von Deinem "Steckenpferd" erzählen.

LG
Bluebird


Bluebird:

--- Zitat von: busymouse am 15. Mai 2007, 12:59:16 ---Das ist ja eigentlich das Verrückte, Bluebird. Unser Leben ist das "normale" Leben, nur hat keiner uns darauf vorbereitet. Jeder Mensch kann jeden Tag krank werden oder auch sterben. Leben und Tod gehören jeden Tag untrennbar zusammen wie die zwei Seiten einer Hand. Der Mensch hat es verlernt, die durchschnittlich glücklichen Momente im Leben im gleichen Augenblick Wert zu schätzen. Ziele werden weit in die Zukunft gesteckt. "Das mache ich dann später... und das in dem Jahr..." ist meist die Planung und auf einmal platzen alle Perspektiven wie eine Seifenblase... Man ist überrascht, erschrocken, verletzt und weiß nicht, wie man reagieren kann. Wohl kaum ein gesunder Mensch hat vor Augen, dass sein Leben morgen anders sein könnte ...Ja, und auch was kann mir dabei helfen. Was soll mir eine Therapie eigentlich geben ...

Ich war im Tumorzentrum nach meiner OP ein paarmal beim Therapeuten und fand das ganz schrecklich. Ich habe selbst mal Psychologie studiert, was es nicht gerade einfacher macht, beim Psychologen zu sitzen.  ::) Ich dachte in einer Tour: "Sch****, ein Verhaltenstherapeut, was kann der denn schon machen?" Und er konnte auch nichts machen. Mir wurde nur sehr stark klar, dass es allein mein Leben ist. Kein Therapeut kann mir durch Gespräche helfen. Ich bin ja nicht unzufrieden mit mir. Ich halte mein Leben für ok und meine Einstellungen zum Leben ecken meist auch nirgends an. Ich habe weder eine Zwangsstörung noch eine Phobie oder etwas anderes, wo eine Verhaltenstherapie Sinn machen würde.

Ich wusste, vor meinem Hintergrund bin ich da verkehrt. Ich würde mich gerne in den Bereich Körpertherapie begeben, um meine Mitte und meine Gefühle wiederzufinden. Ich wäre gerne bei einem Therapeuten, der mich unterstützt, Tränen und Lachen wiederzufinden und meine Gefühle einzuordnen. Das bezahlt aber leider keine Krankenkasse und privat kann ich es mir nicht leisten... :(

Auch wenn ich hier bei euch eigentlich nichts zu suchen habe, freue ich mich, mich hier angemeldet zu haben. Ihr seid eine echt liebe Truppe ...

 :) LG Birgit

--- Ende Zitat ---


Es ist ja völlig normal geworden, sich mit Krankheit und Tod nicht auseinander setzen zu wollen. Wer nicht topfit ist, findet nur schlecht seinen Platz. Man redet ja auch kaum noch mit gesunden Menschen über die eigene Erkrankung - und wenn man es doch tut, kann man oft sein blaues Wunder erleben......wie merkwürdig andere darauf reagieren.

Ich war bereits bei einer Gestalttherapeutin, die eine von der Barmer Ersatzkasse unterstütze Gruppentherapie angeboten hatte. Ach weisst Du. da muss man wahrscheinlich Einzeltermine nehmen, die aber kaum bezahlbar sind. Ansonsten sitzt man mit Leuten zusammen, denen gesundheitlich nichts fehlt, ausser dass sie unter ständigen, nicht erklärbaren Depressionen leiden. Gespräche über körperliche Erkrankungen. wie z.B. mein Hirntumor, wurden abgeblockt mit Vorschlägen "so dann machen wir mal einen keltischen Tanz", oder "wir malen jetzt......" Man wollte offenbar die armen Depressiven mit so schlimmen Realitäten nicht noch depressiver stimmen und sie ins Unglück stürzen.

Freue mich auch, Dich hier kennengelernt zu haben.

LG
Bluebird/Birgit

Ciconia:
Hallo Birgit,
Gruppengespräche halte ich auch nicht für angebracht, es sie denn, die anderen Leute haben eine ähnliche Krankheit. Ich habe das auf der Reha deshalb abgelehnt.

--- Zitat ---Ach weisst Du. da muss man wahrscheinlich Einzeltermine nehmen, die aber kaum bezahlbar sind. Ansonsten sitzt man mit Leuten zusammen, denen gesundheitlich nichts fehlt, ausser dass sie unter ständigen, nicht erklärbaren Depressionen leiden. Gespräche über körperliche Erkrankungen. wie z.B. mein Hirntumor, wurden abgeblockt mit Vorschlägen "so dann machen wir mal einen keltischen Tanz", oder "wir malen jetzt......" Man wollte offenbar die armen Depressiven mit so schlimmen Realitäten nicht noch depressiver stimmen und sie ins Unglück stürzen.

--- Ende Zitat ---
Ja, diese Menschen könnten das weder ertragen noch verarbeiten. Ich weiß von Mitgliedern hier aus dem Forum, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Mein Mann war vor 2 Jahren auf einer psychosomatischen Reha u.a. wegen meiner Krankheit. Die Angehörigen sind ja auch mit betroffen. Und er erzählte mir auch Ähnliches. Die Anderen hatten Mobbing oder Scheidungsprobleme. Seine Geschichte wollte und konnte man nicht mit anhören.
Ich denke, eine Einzeltherapie mit einem guten Therapeuten bringt etwas. Aber die sind schwer zu finden und nicht alle Kassen wollen zahlen!

Bea:
Hallo zusammen,

Ciconia schreibt:
--- Zitat ---...Ich weiß von Mitgliedern hier aus dem Forum, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben....
--- Ende Zitat ---
Das habe ich in der Reha auch als ich mich ahnungslos und unerfahren auf eine Gruppentherapie einließ. Allerdings konnte ich beim besten Willen keinen der Anwesenden ernsthaft bitten sich in meine Lage der Diagnose zu versetzen.

Wenn jemand vor der Diagnose ein Leben geführt hat mit dem er/sie zufrieden ist, und das kann ich immer noch von mir behaupten, dann denke ich daß eine Therapie anders strukturiert werden muss. Der Ansatz muss im hier und jetzt liegen. Aber auch bei mir wurde in früher Kindheit gepuhlt. Nicht das ich etwas zu verbergen habe.... Mir ist nur nicht kurzfristig geholfen, denke ich.

Meine Meinung: Traumatherapie! Tumorpatienten erleiden durch die Diagnose in den meisten Fällen mit der Diagnose, spätestens aber durch die OP (hier geht es um Leben un Tod, Behinderungen etc.) ein Trauma. Das war der einzige Ansatz der mir in der Reha geholfen hat.

LG,
Bea

@Bluebird: Hilf mir mal bitte. Welches "Steckenpferd" meinst du?

Bluebird:
To Bea: Hobby!



Hallo Bea,

ja, auch meine Psychologin hat erst einmal versucht, in meiner Kindheit was zu finden, was mich evtll "fürs Leben geschädigt" hat. Da gab es aber nichts. Und dann sind manche mit ihrem Latein am Ende. Ein Trauma, das erst im Erwachsenenalter entstanden ist  oder Panikattacken, begründet durch  belegte vorliegende Krankheiten und nicht nur "somatische Beschwerden durch Depression" überfordern viele der Zunft.


LG
Bluebird

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