Liebe Brigitte,
bin heute mal wieder online nach längerer Zeit.
Tut mir leid, wie sich das mit deinem Mann verschlechtert hat. Ich weiß, daß man sich als Angehöriger über jeden Tag freut, den man noch gemeinsam hat, -- aber ob der, der da liegt, das genau so sieht!?
Wann verlängert man das Leben, wann das Sterben? Die Frage stelle ich mir sehr oft. Was ist das für ein "Leben", wenn man nur dahindämmert, viell. noch Schmerzen hat, nicht mehr essen kann und sonst nichts mehr mitgkriegt.
Ich hoffe, ich habe mal die Kraft, meinem Mann nicht das Sterben zu verlängern. Letzten Sept. meinten die Schwestern im KH schon, ich würde künftig meinen Mann wohl öfter bringen, weil es jetzt langsam schlechter würde. Bis jetzt hat er sich jedoch tapfer gehalten. Die haben mir aber damals schon gesagt, daß dann, wenn es schlechter würde, die Krampfanfälle und die Lähmungen zunehmen würden, und ich müßte irgendwann entscheiden, ob ich ihn überhaupt noch in KH bringe. Und ich sollte hoffen, daß ihn ein ganz heftiger Krampfanfall gleich dahinrafft. Denn die immer wiederkehrenden Anfälle würden immer mehr seines "Lebens" von ihm nehmen.
Irgendwo habe ich hier gelesen, wo der Arzt empfohlen hat, die eingesetzten Medikamente langsam auszuschleichen, weil sie nur das Sterben verlängern würden. Ich finde das in Ordnung. Wir Angehörigen sind es, die den Sterbenden zurückhalten zu gehen. Weil wir es nicht aushalten, ohne ihn zu sein. Aber würde derjenige so "leben" wollen? Wenn man vorher nicht drüber geredet hat, weiß man es nicht. Wo ist die Grenze, wer zieht sie?
?
Bitte, versteh mich nicht falsch. Ich schreibe das nicht, weil du gerade in der Situation bist.
Es sind meine Gedanken und ich weiß, daß das alles bald auf mich zukommen wird. Ich hoffe, es wird evtl. ein wenig einfacher, wenn ich mich jetzt schon damit auseinander setze.
Bei meiner Mama habe ich das vor 3 Jh. schon mal erlebt, und leider viele Erkenntnisse auch erst nachher gewonnen.
Ich wünsche dir alles Liebe und ganz, ganz viel Kraft
Doro
Habt ihr oder du psycholog. Hilfe? Ist dein Mann zuhause? Wer hilft dir bei den tägl. Arbeiten?