Liebe Agnes,
lieber Leo,
ich muss mich entschuldigen - ich war lange nicht mehr hier. Aber ich freue mich, dass ihr mich nicht vergessen habt.
Am Anfang der Diagnose von meiner Mama habe ich mich intensiv mit dem Thema "Glioblastom" beschäftigt und war tagtäglich hier im Forum. Dann habe ich es in den letzten Wochen ein wenig bei Seite gelegt. Mich hat es fasst zerrissen die vielen Schicksale hier zu lesen. Und das hat verdammt weh getan.
Heute, fühle ich wie du Leo - ich habe Wut. Ich kämpfe mit meiner Mutter, gebe ihr die Hilfe und Liebe die sie braucht. Meine Mutter hat am Mittwoch vorerst ihre letzte Bestrahlung und Chemo, dann folgen 3 Wochen Behandlungspause - dann 1 Woche Chemo (Thermotal) und wieder Pause usw.! Das geht jetzt ein halbes Jahr so.
Ich war froh, dass sie die BEstrahlung zusammen mit der Chemo gut vertragen hat. Die Blutwerte waren soweit normal, die Müdigkeit hat sich in Grenzen gehalten. Nur in den letzten 2 Wochen merke ich, dass ihr die Chemo und BEstrahlung doch ganz schön zugesetzt hat. Man merkt es an der Motorik, Laufen, Balance und am Sprechen.
Sie kämpft, verliert das Lachen nicht, feiert mit - sie hat sogar das Auto gestern in die Garage gefahren. Na wenn das nix wird
In drei Wochen fährt sie erstmal mit meinem Vater zur Kur. Dort kann sie sich erstmal richtig erholen - doch im Hinterkopf steckt eben immer die Angst - was ist in der Behandlungspause?! Wächst erneut ein Tumor. Ich weiß, dass ich jetzt mit meiner Angst leben muss.
Agnes wie geht es dir denn?
Leo, wie alt ist dein Papa?
Was mir Sorgen macht ist, dass mein Vater sehr schlecht mit der Krankheit zurrecht kommt. Meine Mutter hat bisher das ganze Leben geregelt. Mein Vater konnte nicht mal die Waschmaschine betätigen. Meine Mutter hat jetzt hin und wieder geweint und gesagt, dass es mit meinem Vater nicht auszuhalten ist. Er ist ungeduldig - muss ihr, wenn sie mal eine Tasse umschüttet, hektisch hinterherwischen. Er wird auch oftmals laut. Ich weiß, dass meine Mutter jetzt sehr sensibel geworden ist und auf jedes Wort achtet.
Das macht meinen Vater verrückt. Wenn ich raten würde mal zum psychologen zu gehen - oh je das würde er nie.
Jetzt nach den vielen Wochen fühle ich mich eigentlich optimistisch und denke nicht an die Zeit (4-12 Monate) das habe ich komplett aus meinem Kopf gestrichen - oder ich will ich es nicht mehr wahrhaben wollen ?! Klar habe ich die Angst - aber ich versuche mich nicht in die Angst hineinzusteigern. Mal schauen wielange das anhält.
Ich würde mich freuen wieder von euch zu hören !!
Ganz ganz liebe Grüße und bitte meldet euch wieder
eure Mirjam