Hallo Ihr Alle,
suomi schreibt oben von einer "praeventiven" Bestrahlung. Nun das ist ja nicht ganz korrekt, sie hat es wahrscheinlich deshalb auch in "" gesetzt. Denn sie ist im Prinzip nicht praeventiv (praeventiv als Gegensatz zu therapeutisch) und wäre sie wirklich präventiv, wäre sie gefährlicher denn bestrahltes gesundes Gewebe ist eh anfälliger für Mutationen als Unbestrahltes. Man weiß ja, dass es einen Strahlenindizierten Krebs gibt. Man kann auch keine "praeventive" Chemotherapie geben. Wie will man die Wirkung kontrollieren? Wenn vorher nichts zu sehen war und sozusagen auf gut Glück ein paar Gy drauf gibt, kann man die Wirkung nicht sehen und auch nicht evaluieren.
Mein Strahlentherapeut aus F/O hat deshalb erst auf ein PET-Dotatoc bestanden, anhand der dort gefundenen Tumorzellen hat er das Strahlenprotokoll erstellt. Und da liegt auch das Problem: Laut OP-Bericht ist der Tumor komplett entfernt worden. Laut Pathologie-Bericht sind alle Hirnhäute, die auf dem Tisch des Pathologen gelegen haben, infiltriert, es ist also nicht im Gesunden operiert worden, was auch wahrscheinlich gar nicht möglich gewesen wäre.. Während der OP gab es deshalb Spannungen zwischen den Operateuren und dem Pathologen. Ist wirklich alles entfernt worden, was Tumorhaltig war? Die Antwort gab das PET 4 Wochen später. Sie lautete schlicht, Nein. Die Tumorzellen waren deutlich zu sehen und zwar jede Menge davon. Ich hatte ein höhergradiges Meningeom, mit hohen Prolieferationsgrad und ebenso reichhaltigen Mitosen. Wenn man die OP klassifizieren müsste, würde man II wenn nicht gar III geben, etwas was die Operateure sichtlich kränkte. Hier darf man nicht von einer Tumor Komplettentfernung sprechen, auch wenn das im OP-Bericht steht. Der erste Strahlentherapeut in der Charité wollte gleich loslegen, "praeventiv" so zu sagen, bei Nachfrage gabe er nach und sagte, es könnten noch hier und da ein paar böse Zellen herumliegen, die würden wir dann mit den Strahlen "bestrafen" . Eine befreundete Ärztin machte mich auf F/O aufmerksam. Dort habe ich eine fraktionierte Bestrahlung erhalten, 60Gy auf das Tumorbett und zusätzlich 12Gy auf die durch das PET gefundenen Resttumorzellen. Diese Bestrahlung nennt man dann therapeutisch und wenn wir ehrlich sind: es darf nur eine therapeutische Bestrahlung geben, auch laut Strahlenschutzgesetz und ethisch ohnehin.
Das Problem mit dem PET ist, dass es zu einer Vor-Verlegung der Diagnose kommt. Bei meinem Meningeom hatte ich keine Wahl. Mir ist aber nicht entgangen, wie geknickt der Nuclearmediziner, der mit mir das Ergebnis des PET besprach war, und was für ein Hammer mich anschließend getroffen hat.
In meiner Situation jetzt würde ich mich hüten, ein PET zur Kontrolle zu machen.
PET für uns Operierte kann bedeuten, ein paar Jahre früher als nötig mit der Gewissheit, ich bekomme ein Rezidiv, zu leben. Das muss jede und jeder für sich entscheiden. Und PET allein darf noch nicht als einzige Diagnostik angewandt werden.
Seid lieb gegrüßt, ich gehe jetzt Kaffe trinken,
Toni