HirnTumor-Forum

Autor Thema: Betriebsarztuntersuchung  (Gelesen 15896 mal)

maja

  • Gast
Betriebsarztuntersuchung
« am: 27. Juni 2007, 22:04:55 »
Hallo, heute hätte ich mal eine wichtige Frage an euch. Nächste Woche habe ich meine erste untersuchung beim Betriebsarzt. ich arbeite nun schon 3 Jahre in meinem jetzigen Betrieb und meine Meningeom-OP war vor 8 Jahren. Das heißt, es wissen zwar meine engsten Arbeitskollegen was ich hatte, ich rede eigentlich auch offen darüber, aber ich weiss nicht ob es bis in die chefetage vorgedrungen ist. Nun bin ich am überlegen. Eigentlich bin ich immer dafür ehrlich zu sein aber ich will auch "keine schlafenden Hunde wecken". Eine Kollegin meinte, der Betriebsarzt würde fragen, welche op´s man schon hatte. Nun weiss ich nicht muss man es angeben(falls später wieder etwas auftritt, heißt es dann man hätte es ja angeben müssen), oder sagt man es besser nicht, da ja dann schriftliches vorliegt und man vielleicht angst haben muss bei der nächsten entlassung dabeizusein, obwohl man ja jetzt gesund ist , und ich war deshalb auch noch nie krankgeschrieben.  Kann mir jemand darüber Auskunft geben? Denn ich weiss gar nicht wie ich mich verhalten soll oder muss. Für eine rasche antwort wäre ich sehr dankbar.
Liebe Grüße Jutta

fips2

  • Gast
Re:Betriebsarztuntersuchung
« Antwort #1 am: 28. Juni 2007, 07:55:47 »
Mit welcher Begründung bist du zum Betriebsarzt bestellt?
Es muss eine Begründung vom Arbeitgeber vorliegen.Einen Allgemeinuntersuchung ist nicht zulässig oder nur bei der Einstellung.

Betriebsärztliche Untersuchungen sind eigentlich nur in dem Rahmen zulässig,für Bereiche für die der AG Kosten tragen muss,um dich vor Gesundheitsschäden zu bewahren.Gehörschutz Bildschirmbrillen Monitore udgl. Diese  Kosten bekommt er auch von der zuständigen BG bezuschusst.

Wenn du an einem Bildschirmarbeitsplatz arbeitest kann es sein dass du wegen einer Brille und Feststellung der Sehkraft,zum Sehtest dort hin bestellt wirst.Das hat berufsgenossenschaftliche Gründe.Genau so wie Untersuchungen der Lunge in staubbelasteten Betrieben oder Hörtests.Du brauchst nur Fragen zu beantworten die den angegeben Grund betreffen.

Im Prinzip geht den Betriebsarzt dein gesundheitlicher Zustand gar nichts an.Wenn der Betrieb  Bedenken über deinen Gesundheitszustand hat steht es Ihm frei dich zu einem unabhängigen Gutachter,sprich Vertrauensarzt(medizinischer Dienst) beim Gesundheitsamt zu schicken.Der Ag erhält dann ein Gutachten ob du für deinen Job gesundheitlich  geeignet bist oder nicht.Weitere Angaben zu deinem näheren Gesundheitszustand gibt auch der mD nicht.Die Kosten der Untersuchung muss der Ag tragen.

Betriebsärzten kann man immer unterstellen befangen zu sein.Sie werden ja vom Ag bezahlt und entscheiden somit natürlich primär in seinem Sinne.

Die Neutralität des BA ist genau so zweifelhaft wie die einer Betriebskrankenkasse,obwohl das immer vehement bestritten wird.Der Träger ist der Arbeitgeber und er wird spätestens bei der Kostenleistung gewahr welche Erkrankungen du hast,da ja die Rechnungen mit Befunden bei ihm eingehen.
Normale freie KK dürfen diese Informationen aus Schweigepflichtgründen an den Ag gar nicht weitergeben.

Hingehen musst du natürlich,sonst kann dies als Arbeitsverweigerung ausgelegt werden.
Direkte Fragen würde ich nur so allgemein wie möglich und auch nur in dem Rahmen beantworten wie sie nachvollziehbar sind.Somit hast du immer das Argument,dass du nicht danach gefragt wurdest.;-)
Weiter Äußerungen zu Nachwirkungen,z.B. Dauerkopfschmerzen wegen Nebenwirkungen deiner Hirn-OP gehen ihn eigentlich nichts an.Auch nicht welche Fachärzte du besuchst.

Genaue Informationen zu deinen Rechten,und welche Fragen du beantworten musst, bekommst du bei den Gewerkschaften oder bei einem RA des Arbeitsrechtes.


« Letzte Änderung: 28. Juni 2007, 08:30:09 von fips2 »

maja

  • Gast
Re:Betriebsarztuntersuchung
« Antwort #2 am: 28. Juni 2007, 22:05:33 »
Hallo fips,
du hast mir schon sehr geholfen, was du schreibst. Wir müssen alle einmal zum betriebsarzt(ich war noch eine der wenigen, die noch nicht waren). Es ist eine allgemeine untersuchung mit blutdruckmessung und abhören. Mein mann muss auch alle zwei jahre zum betriebsarzt. ich finde es auch nicht schlimm. aber ich dachte mir auch schon, dass der es wahrscheinlich mit der schweigepflicht nicht so genau nehmen kann, da er ja dem betrieb verpflichtet ist. mich hat halt die frage gestört, welche op´s man schon hatte, genauso würde ich mich nicht von ihm impfen lassen, er möchte auch den impfpass sehen. das wird er von mir nicht bekommen, ich habe alle impfungen und dafür habe ich ja meinen hausarzt. ich würde ihm sowieso nicht viel anvertrauen, denn mein vertrauen in viele ärzte ist gebrochen.
Aber meine frage war halt die nach den op´s. ich habe eine kollegin, die eine herz-op hatte und gesagt hat, dass sie das verschwiegen hat, denn im einzelhandel hat sie schlechte karten damit. ich kenne sie als absolutes arbeitstier und würde ihr das nie anmerken, aber sie hatte auch angst, dass es für sie negativ wäre. so, aufgrund deiner aussage, werde ich mich so neutral wie möglich verhalten und ihm meine op verschweigen, denn ich bin ja wieder gesund.
ich danke dir, fips, du hast mir sehr geholfen.
Liebe grüße jutta

Offline Bluebird

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Re:Betriebsarztuntersuchung
« Antwort #3 am: 29. Juni 2007, 08:21:13 »
Hallo Maja,

gute Ratschläge, um den Arbeitsplatz zu erhalten.
Ich würde mich vielleicht aber auch generell bei der Gewerkschaft oder bei einem Integrationsfachdienst erkundigen.
Ich meine gehört zu haben, dass man spätestens dann Ärger wegen einer verschwiegenen (einstigen) Erkrankung bekommt, wenn diese (im Rahmen eines Arbeitsunfalls) erneut ausbricht bzw. bekannt wird.
Eine anerkannte Schwerbehinderung muss auf Anfrage immer angegeben werden.

Mach Dich da bitte schlau, denn ich bin kein Arbeitsrechtler!

LG
Bluebird
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fips2

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Re:Betriebsarztuntersuchung
« Antwort #4 am: 29. Juni 2007, 09:31:28 »
Hallo Maja,

Eine anerkannte Schwerbehinderung muss auf Anfrage immer angegeben werden.



LG
Bluebird
Genau das ist der Knackpunkt.Wenn danach gefragt wird.Wenn nicht,muss mans auch nicht angeben.
Wer aber während dem Beschäftigungsverhältneis schwerbehindert wird,wird es wohl gleich nach Bescheidzugang dem Ag melden.Liegt ja in seinem eigenen Interesse und wird auch vom Versorgungsamt extra angeraten.
Schwerbehinderung muss aber ,falls sie vor der Einstellung schon vorlag, angegeben werden.
« Letzte Änderung: 29. Juni 2007, 16:42:29 von fips2 »

maja

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Re:Betriebsarztuntersuchung
« Antwort #5 am: 29. Juni 2007, 21:39:59 »
Hallo fips,
ich habe ja keine behinderung und keinerlei einschränkungen. Ich arbeite nun drei jahre in dem betrieb und bin als einzige nie krank. acht jahre ist meine op her und ich habe bei der einstellung nichts gesagt, weil es nicht zur frage stand und ich ja eigentlich gesund bin, lt ärztl. aussagen.
mir ging es ja nur darum, was man sich zusammenreimen kann, wenn man von meiner op hört und ich dann in einem ganz anderen licht dastehe, das habe ich nun schon oft erlebt. ich habe mich etwas von ehrenämtern zurückgezogen privat und wenn ich es dann begründe, dass ich vollzeit berufstätig bin und ja noch ein riesen haus mit garten versorge und es mir momentan etwas zuviel wird, da meine belastbarkeit ja nicht mit einem ganz gesunden zu vergleichen ist, da ich ja am kopf operiert bin, sehe ich manchmal in gesichter als müsste ich jetzt verrückt sein, we´nn ich von meinem hirntumor erzähle. denn(auch ich dachte das vorher) man kennt wenige geschichten von leuten denen es danach so gut geht. aber ich bin  normalerweise ein mensch, der offen über alles redet und immer bei der wahrheit bleibt und werde es nun auch bei dem arzt so handhaben, da fühle ich mich besser. denn es wissen schon einige im betrieb darüber bescheid und wenn es danach rauskommt wäre es schon schlimmer, denke ich.
wenn es mir negativ ausgelegt wird, obwohl ich volle leistungsfähigkeit erbringe, kann ich auch nichts machen. ich habe keine angst eine neue stelle zu finden, nur es wäre lästig.

LG Jutta

fips2

  • Gast
Re:Betriebsarztuntersuchung
« Antwort #6 am: 29. Juni 2007, 22:07:25 »
Hi Jutta
Ich find es ganz in Ordnung ,dass du etwas langsamer trittst bei deinen Ehrenämtern.Das kann dir auch niemand verübeln.Im Endeffekt sorgst du ja somit dafür ,dass du für die Pflichten,denen du nicht oder nur schlecht ausweichen kannst(Familie Arbeit),deine Leistung bringst so weit es geht.
Ehrlichkeit ist sehr lobenswert und ich habe solche Menschen lieber um mich herum als Lügner.Aber etwas zu verschweigen, nach dem man nicht gefragt wird, ist keinen Lüge.Jedem alles auf die Nase binden muss nicht sein und kann oftmals kontraproduktiv sein.

Was Andres ist es bei einem Arzt den du dir ausgesucht hast und von dem du geholfen bekommen willst.Hier sind Kleinigkeiten manchmal genau der ausschlagende Punkt.

Wir haben alle in der Familie den selben Hausarzt.Sogar meinen Eltern schon.Er kennt die Verhältnisse in der Familie ,die Probleme die untereinander bestehen und alle Krankengeschichten.Ihm können wir alles anvertrauen und er kann uns somit sehr gut helfen weil er alle Hintergründe kennt.Er käme aber nie auf die Idee jemanden was zu stecken das ihn nichts angeht.Er versucht nur entsprechend zu steuern und entsprechend zu behandeln.

Aber andren Ärzten trau ich nur gaaaaanz bedingt über den Weg.

Es sei denn unser Hausarzt sagt dem sein Vertrauen zu oder empfiehlt ihn uns.
Ich hab mir z.B. für alle Belange,da Ärzte ja keinen Empfehlungen zu kollegen aussprechen dürfen,die Frage angewöht: Zu welchem Arzt würden Sie in meiner Lage gehn wenn sie selbst oder Ihr Angehöriger betroffen wäre." Er kann dann seine Meinung dazu äußern ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.

Gruß Fips2

maja

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Re:Betriebsarztuntersuchung
« Antwort #7 am: 03. Juli 2007, 20:01:00 »
so, die untersuchung war heute und ich habe ehrlich gesagt, wie es ist. So fühle ich mich besser und er war eigentlich auch ganz nett. Er wollte nur wissen welcher tumor und wie es mir geht und weiter hat er nicht gefragt, sondern nur noch die restlichen untersuchungen:blutdruckmessung, lungen abhören.
vllt. habe ich mich mehr verrückt gemacht, wie es dann war.
Danke nochmals für eure antworten

Liebe grüße jutta ;)

Offline Bluebird

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Re:Betriebsarztuntersuchung
« Antwort #8 am: 04. Juli 2007, 08:00:45 »
Hallo Jutta,

na also - und weiterhin alles Gute!

LG
Birgit
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fips2

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Re:Betriebsarztuntersuchung
« Antwort #9 am: 04. Juli 2007, 08:06:38 »
Da hast du ja anscheinend Einen der in Ordnung ist erwischt.
Glückwunsch.
Weiterhin alles Gute im Job und gesundheitlich natürlich auch.

Die Bedenken die o.g. wurden treffen auch meist erst dann zu wenn es personelle Probleme gibt und der Betrieb nen Aufhänger sucht Personal zu kürzen.Also wenn irgendwas im "Busch" ist.Da sollte man dann relativ vorsichtig sein mit dem was man sagt.So hatte ich deinen ersten Post auch verstanden.Deshalb entschuldige wenn ich deine Angst vielleicht geschürt habe.War ganz bestimmt nicht meine Absicht.Nur lass ich nicht gern Jemanden ins offene Messer laufen und Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Aber ansonsten ist es eigentlich Routine in größeren Betrieben.


Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 04. Juli 2007, 10:54:56 von fips2 »

Offline DasAndi

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Re:Betriebsarztuntersuchung
« Antwort #10 am: 04. Juli 2007, 10:19:26 »
Hallo ihrs.
Hab den Thread leider erst jetzt entdeckt sonst hätt ich eher was zu gesagt. In meiner Firma isses z.B. so das die Sache mit meinem Tumor von vornherein bekannt war und mir im Mai ne Aufforderung meines Cheffes zugesandt wurde ich möchte mich doch mal bitte beim Betriebsarzt melden wenn es denn ginge. Hab mich dann auch erst verrückt gemacht aber völlig umsonst. Da bei uns der Betriebsrat mitter Firma die Vereinbarung hat das in solchen Fällen dem Arbeitnehmer sein Arbeitsplatz erhalten bleibt wollte die Ärztin halt nur wissen was und wie los is bzw. wann ich eventuell wieder arbeiten kann. Hab ihr dann erklärt das Ende Juli nochmal großer Check is und dann ersma Reha angesetzt ist. Dann erklärte sie mir, das sie das nur wissen wollte weil in solchen Fällen dann eine langsame Wiedereingliederung in den Job erfolgt. Heißt das ich die ersten 2-3 Wochen nur 2-3 Stunden arbeiten werde dann 4-5 Stunden usw. bis ich mich wieder voll an die normale Zeit rangearbeitet habe. Auch bis dahin z.B. keine Schichtarbeit für mich (is n 3-Schicht Betrieb). Also von daher gesehen ist es manchmal auch ganz sinnvoll dem Betriebsarzt alles zu sagen. Wobei leider nicht jeder das Glück hat das die Firma sagt "egal wie lange du krank bist,dein Platz bleibt erhalten". Aber ein Versuch ist es wert.
Alles *blubb*

maja

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Re:Betriebsarztuntersuchung
« Antwort #11 am: 04. Juli 2007, 20:33:46 »
Hallo Fips,
nein du hast mich nicht verrückt gemacht, das war ich selbst. Als ich vor 3 Jahren eingestellt wurde, stand es ja auch gar nicht zur Debatte darüber zu reden. Denn ich fühle mich gut und mache ja meine Nachuntersuchungen auf freiwilliger Basis. Vor meiner OP wusste ich ja nichts von meinem Tumor , vor 8 Jahren, war davor auch arbeiten und hatte erhebliche einschränkungen ohne dass ich ja wusste, dass ich schwerkrank bin. In dieser zeit hatte ich starke gedächtnisstörungen und war absolut nicht belastbar, habe mich aber dann zusammengenommen und bin zuhause gleich auf die couch, so dass mir ja keiner was ansieht, die ärzte stellten ja nie was fest in diesen 6 jahren. Im vergleich dazu bin ich heute wie jeder andere und viel belastbarer. Ich habe dann freiwillig in der Apotheke aufgehört zu arbeiten, da ich nichts falsches abgeben wollte, als ich merkte dass es immer schlimmer wurde und es dauerte noch einige zeit bis die ärzte meine diagnose bestätigten, dass mit mir was nicht stimmt.
Ich ging ja dann erst wieder richtig arbeiten bis ich mich für diese stundenzahl in der lage fühlte.

Liebe grüße jutta

 



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