...ist doch kein Problem, dass Du nicht mehr schreiben kannst. Meiner Frau tat das gut, dass man in dieser Art mit ihr gesprochen hat. Jemand, der nicht unmittelbar mit dieser Situation in Berührung kam, kann das nicht nachvollziehen, was alles plötzlich in einem vorgeht.
Ich habe mir nach dem Tod meiner Schwiegermutter vorgenommen, genau diesen Menschen, egal auf welche Art und Weise, zu helfen und ein stückweit zur Seite zu stehen. Dies ist sicherlich eine andere Art die Vergangenheit aufzuarbeiten und damit noch anderen zu helfen.
Es ist gut, dass sie derzeit liegt und vor allem aber alles mitbekommt und entsprechend reagieren und schmecken kann. Diese "direkte" und zum Teil sicherlich "bestimmende" Art kenne ich auch von meiner Schwiegermutter. Das hatte sie vorher nie so gemacht, doch plötzlich hat sie das gesagt, was sie angenervt hat.
Im Hospiz, bzw. im Krankenhaus wird einem alles nachgetragen und 100x am Tag nachgefragt, ob alles o.k. ist und wie man sich fühlt. Diese Art geht einem irgendwann, - auch dem Kranken, auf den Sender, weil diese "super Freundlichkeit" nicht ehrlich ist. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Dies muss dann auch gezeigt werden. Und wenn man mal nicht ihrer Meinung ist, dann muss man das auch genau so aussprechen.
Für den Erkrankten ist es so schon schwierig genug die Realität von dem, was ihm irgendwann mal sein Gehirn zurück gibt zu unterscheiden... wenn das alles noch durch aufgesetzte Freundlichkeit verfälscht wird, wirds wirklich extrem und man erreicht nicht den gewünschten Effekt, - nämlich das Vertrauen und die Sicherheit wieder zu spiegeln.
Jeder Gehirntumor ist anders; meine Schwiegermutter ist auch zum Schluss nur noch gelegen und hatte den Geschmacks-Sinn verloren. Danach fing sie an zu phantasieren und lebte plötzlich in der Vergangenheit. Solange der Tumor nirgendwo drauf drückt, wird der Zustand so bleiben... Es gab in dieser Situation auch Augenblicke, bei denen wir alle lachen mussten. Das tat dann auch ein Stück weit gut.
Was ich bei all' dem Schreiben vergaß zu sagen; - nimm' Dir mal einen Tag Auszeit. Geh' mit Deinem Mann und Deinem Sohn ins Schwimmbad und lenke dich etwas ab. Auf Dauer kann dieser Zustand auch eine Belastung für Deine Ehe sein. Es wird Dir aber auch selbst mal gut tun, nicht ständig an Deine Mutter denken zu müssen. Du wirst die Kraft noch brauchen, - weshalb Du sie jetzt noch sparsam einsetzen solltest!
Falls Dir danach sein sollte, kannst Du gerne auch an meine private Mail-Adresse schreiben. Ich habe sie Dir separat in diesem Forum ins Postfach gelegt.