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Konflikte in der Familie nach der Diagnose Hirntumor

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Ciconia:
Hier will ich mal dazu anregen, über das heikle Thema zu berichten - unabhängig von der Art des Hirntumors. Hin und wieder klingt es ja in den Beiträgen an, dass es doch erhebliche Veränderungen im Miteinander der Familienmitglieder gibt. Das geht leider häufig bis zum Zerbrechen von Beziehungen.

Was habt ihr erlebt als Betroffene?
Wie geht es euch Angehörigen nach der Diagnose?

Hier ist die Möglichkeit einmal anonym darüber zu berichten. In vielen Telefongesprächen und Mails mit anderen Betroffenen habe ich die Erfahrung gemacht, irgendwie ähneln sich die Geschichten ein wenig. Und das kann auch schon ein kleiner Trost sein.

Wie meistert ihr die Situation?

Lieben Gruß
Ciconia

DasAndi:

--- Zitat von: Ciconia am 11. Dezember 2007, 11:12:21 ---...
Was habt ihr erlebt als Betroffene?

Wie meistert ihr die Situation?
..
Lieben Gruß
Ciconia

--- Ende Zitat ---

Ich versuche mich zusammenzureissen, mehr kann ich nicht tun. Wit hatten schon einige Reibereien und ich weiß auch das ich mich gegenüber meiner Frau nicht immer ganz korrekt verhalte. Es ist aber nicht leicht immer daran zu denken wie der andere sich in dem moment fühlt. Und irgendwie lässt man sich halt schneller hinreissen falsche Aussagen zu treffen. Ich weiß das dies keine Entschuldigung ist, soll es auch gar nicht sein. Aber vieleicht verstehen die lieben Angehörigen dadurch auch mal wie wir Betroffenen uns dabei fühlen. Ich kann zwar nur für mich sprechen aber ich glaube keiner der sich so verhält tut es bewusst oder mit Absicht.
Und es tut mir ja auch meist hinterher dann leid, aber auch das auszudrücken ist nicht gerade einfach.


Ach und nochwas. Ich habe während meiner Reha auch mit einer Psychiaterin dieses Thema erläutert. Und diese sagte mir das solange ich es nicht bewusst tue oder mit Absicht, ich mich auch nicht schuldig fühlen sollte. Weil das es nur noch schlimmer macht.

Ciconia:
Hallo Andi,
danke für deinen Beitrag.

Da hat die Psychologin recht, Schuldzuweisungen bringen uns nicht weiter.
Schließlich hat sich keiner die Krankheit ausgesucht, weder der Betroffene, noch der Angehörige...

Es ist für beide Seiten schwer.
Ich denke auch, die Länge der Zeit macht es nicht besser, sondern schwerer. Damit meine ich, dass es z.B. bei meiner Familie nach immerhin 7 Jahren seit der Erstdiagnose zunehmend häufiger zu Konflikten kommt. Wobei man doch erwarten sollte, dass man sich an die Situation gewöhnt hat.
Wenn es aber immer wieder unsichere Befunde, neue Beschwerden etc. gibt, ist es eine zermürbende Sache.
Ich bin bisher rel. gut damit gefahren, meinen Angehörigen Freiheiten einzuräumen, z.B. Urlaub ohne mich. Das brauchen sie wohl, auch wenn es mich dann doch heimlich im Inneren schmerzt wenn mein Mann ohne mich fährt.

Was haltet ihr davon? Urlaub vom betroffenen Partner, der Krankheit zu nehmen als Angehöriger?

DasAndi:
problematisch wird es nur wenn man im Dauerstreß is. Wir z.B. haben momentan die Problematiken
- Umzug nach Gera
- Kinderwunsch meiner Frau
- bevorstehende Insolvenz
- Rente
- allgemeiner Haushalt
und das alles auf einmal. Und da ich meiner Frau das natürlich nich alles alleine zumuten kann und auch nicht will geraten wir ständig aneinander.
Das Problem ist das man in dieser Situation eigentlich gar keinen Abstand voneinander finden kann sondern eher noch dichter zusammenrücken muss.
Und das dies dann zu Reibereien führt is logisch. Nur kann man diesen halt nich ausm Weg gehen. Ich hoffe jedoch auf die Zukunft das wenn erstmal alles soweit geklärt ist sich die Lage wieder etwas entspannt. Das Leben is halt auch heutzutage noch ein ständiger Kampf.

fips2:
Hallo Ciconia
Ich glaub das mit dem Urlaub kann man nicht so pauschalisieren.
Hat man einen stark pflegebedurftigen Patienten kann es schon mal sinnvoll sein ein paar Tage Auszeit zu haben.Steht einem übrigens gesetzlich zu und wird von der KK bezuschusst.
Wer es kann und hinbekommt soll es in Anspruch nehmen.Es tut gut.Das weis ich von meiner Schwester die unsre  pflegebdeürftige Mutter pflegte.
Hier auch mal Dank an das Bodenpersonal der Kirche.Die Urlaubspflege übernahmen z.T.  Ordensschwestern zu denen meine Schwester einen guten Kontakt hatte.Auch das muss mal gesagt werden.

Ich,für mich persönlich,wollte von meiner Frau getrennt keinen Urlaub machen.Ein zwei Tage vielleicht.Aber was länger ist wie eine Woche, wirkt negativ auf uns.Die 4 Wochen AHB war schon ne Qual.Jetzt nach der OP,für meine Frau sogar noch mehr als früher.
Man kann doch zusammen in Urlaub fahren und dann dort getrennt seinen Interessen nachgehen.Aber man ist immer in Reichweite.

Für uns haben wir nur eigentlich eine Trotzreaktion festgestellt.So nach dem Motto :Wir lassen uns nicht unterkriegen.Jetzt erst recht.

Dass es keine Auseinandersetzungen wegen der Krankheit gäbe wäre gelogen.Auch wir haben mal Meinungsverschiedenheiten und Missverständnisse.Da fließen auch mal Tränen und man ergreift die Flucht. Aber nicht für lange.Die werden aber danach durch viel miteinander sprechen gleich wieder aus dem Weg geräumt.Woher soll man sonst wissen was man falsch gemacht hat?

Ich finde die meisten Probleme kommen durch Schweigen und In-sich-hineinfressen.
Es muss so irgendwann zum Eklat kommen.

Was uns dabei viel geholfen hat ist das Forum hier und das Clusterforum bzw.die Selbsthifegruppe.Man lernt viel Hintergrundwissen und durch den Meinungsaustausch erkennt man die Probleme im Keim und kann gezielt gegensteuern.

Was noch wichtig ist.Behaltet, so weit es geht,eure Hobbys bei.Egal ob Betroffener oder Angehöriger.So kommt man mal auf andre Gedanken.Und lasst die Freiheit eurem Partner dazu.

Und nie den Respekt voreinander verlieren.
Keine persönlich angreifenden Beschuldigungen.
Immer im Wir-Format und sachlich ruhig diskutieren.Lieber mal vor die Tür. Bis hundert zählen oder Eine rauchen und dann geht es RUHIG weiter.

Lobt euren Partner auch mal,egal ob  es ein Betroffener oder Angehöriger ist.Der Dank und das Lob hilft mehr als tausend Pillen.

Ich will jetzt nich hier noch mehr schreiben sonst wirds zu lang.
Aber es sind die für uns wichtigsten Punkte.

Gruß Fips2

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