HirnTumor-Forum

Autor Thema: Bei jedem Besuch ein anderes Bild  (Gelesen 8695 mal)

Dumbo

  • Gast
Bei jedem Besuch ein anderes Bild
« am: 03. Januar 2008, 05:42:32 »
Hallo.
Ich möchte hier die Krankengeschichte meines Vaters beschreiben, weil ich weiß, daß hier die Leute sind, die ähnliches oder genau das gleiche durchgemacht haben, wie ich/wir.

Es begann alles Mitte September 07, meine Eltern kamen von einem schönen Urlaub zurück und waren voll mit großen Plänen und Ideen wie sie den Rest des Jahres verbringen wollten und welche Aktionen noch alle auf dem Plan standen. Allerdings sollte alles anders kommen, als geplant. Nach 2-3 Tagen wieder in der Heimat, stellte meine Mutter fest, daß mein Vater mit der rechten Hand immer mehr Probleme hatte. Das äußerte sich z.B. in Probleme beim essen ein Stück Fleisch ordentlich zu schneiden, oder beim rasieren, ja selbst ein Kaffeelöffel zu halten wurde plötzlich ein Ding der unmöglichkeit. Im Geschäft brauchte er eine lange Zeit um Mails zu erstellen oder andere Sachen zu schreiben und seine Handschrift wurde immer unleserlicher. Also mußte ein Termin bei einem Arzt her. Da er sowieso öfter Probleme mit den Bandscheiben und dem Rücken hatte, wurde ertsmal die Diagnose eines Allgemeinmediziners zu rate gezogen. Der redete von einer Stelle nahe beim 2ten Halswirbel, die zu solchen Lähmungserscheinungen führen könnte. Er schickte meinen Vater zu einer Praxis um dort ein CT durchzuführen. Dieses wurde getan, mit dem Ergebnis, keine negative Veränderung des 2ten Halswirbels. Also ging mein Vater zu einem Neurologen. Dieser untersuchte meinen Vater auf Schlaganfall aufgrund der Symptome, welche auch diesem sehr ähnlich wären. Wieder kam man aber zu dem Entschluss, daß dem nicht so wäre. Nachdem nun jede erdenkliche Stelle seines Körpers genau untersucht war, blieb nur noch der Kopf übrig, welcher dann an einem Termin 2 Tage später (Donnerstags) sein sollte.

Mein Vater fuhr also an dem Tag etwas früher vom Geschäft heim, da der Termin für die Kopf CT nachmittags um 16 Uhr angesetzt war. Auf der HEimfahrt hatte er einen Blackout, er sagte danach, er habe nur noch gemerkt wie das Auto wahnsinnig beschleunigt und ist dann wieder zu sich gekommen, als er mit dem Wagen auf einem Radweg stand und um ihn herum ein paar Fetzen vom Auto  und von ein paar Holstämmen lagen, die er beim überqueren des Grünstreifens mitgenommen hat. Als er sah, daß das Auto noch verkehrstüchtig war, ist er eingestigen und langsam nach Hause gefahren. Zu bemerken ist noch, daß er als 2tes Auto in einer Kolonne fuhr und kein Autofahrer angehalten hat nach seinem Unfall um nachzusehen ob etwas passiert sei.

Als er dann zu Hause ankam , erzählte er von dem erlebten und wurde dann von meiner Mutter zu seinem Termin gebracht, wo er dann die niederschmetternde Diagnose Hirntumor bekam.

Er bekam von seinem Arzt eine Überweisung ins Städt. Klinikum nach Karlsruhe. Dort kümmerte man sich vorbildlich um ihn. Es wurde ein Termin vereinbart, an dem eine Biopsie des Tumors stattfinden sollte.

Die Stunde der Wahrheit rückte immer näher und wiedereinmal wurde die Familie auf eine harte Probe gestellt, denn 1 Jahr zuvor hatte meine Mutter die Diagnose Brutskrebs bekommen, welcher aber bis jetzt vollständig entfernt werden konnte. Der Eingriff fand also statt und wir befanden uns bei ihm, als er aufwachte. Es dauerte nicht lange und der Prof. der den Eingriff vornahm, kam zu uns, um das Ergebnis mitzuteilen.

Glioblastom IV inoperabel

Ein mir bis dahin völlig unbekannter Begriff. Meine Mutter ging mit dem Prof. vor die Tür, um die Diagnose ohne Patientenrücksicht zu erfahren und hat sich diese Krankheit erleutern lassen. Der Prof. gab umfangreich Auskunft darüber und sagte ihr auch, was es mit diesem Tumor auf sich hat. Ein niederschmetterndes Ergebnis, für uns alle. Das Gewebe des Tumors wurde auf sämtliche Therapien untersucht, um die geeignetste zu finden. Er bekam 30 Bestrahlungen und Chemotherapien in Tablettenform verschrieben. LEider mußte er die Chemo nach 3 Wochen abbrechen, weil sein Blut so dünn wurde, daß es ihm nur noch aus der Nase schoss. Sie sollte also einen Monat ausgesetzt werden, damit sich sein Körper wieder etwas erholt. Für die Ödeme rund um den Tumor, bekam er Kordison, was ihn natürlich sehr dick wirken lies. JEder weiß jetzt was ich meine. Und, ein Teil seiner Haare fing an auszufallen, was sich aber wieder legte, aufgrund dessen, da er die Chemo aussetzen mußte. Aber es waren auch positive Dinge zu vermerken. Die Physiotherapeutin im Krankenhaus hat ihm Fingerübungen mit als Hausaufgabe gegeben. Die machte er fleißig und es gab zu erst Verbesserung zu verzeichnen. Allerdings wehrte dieses Zustand nur kurz.

Mein Vater ist ein Kämpfer gewesen, schon immer und in jeder Lebenslage, ein aufgeben gibt es nicht und das war auch die Devise dieses mal. So wurde auch weitergelebt, er wurde zwar auf unbestimmte Zeit krank geschrieben, aber ansonsten ging alles seinen gewohnten Gang. Doch die Lähmung, die wurde immer deutlicher zu sehen. Der rechte Mundwinkel hing immer mehr herunter, die Aussprache war mal deutlich, mal war sie wieder undeutlich. Er lernte mit links sich zu rasieren, zu essen und zu schreiben. Las jeden morgen 3 Zeitungen und informierte sich im Internet über dies und das. Meine Mutter ging weiter zu Arbeit und holte meinen Vater jeden Tag um kurz nach 12 Uhr ab, um mit ihm gemeinsam bei meiner Oma das Mittagessen einzunehmen. Anfangs war er immer jeden morgen geduscht, raisert und angezogen. Doch das änderte sich nach knapp ein paar Wochen. Er handelte das mit einem einem,"ich machs heute nach dem essen" oder" ich hatte heute keine Lust darauf" ab. In Wirklichkeit aber, so vermuten wir, hatte er Angst alleine in die Dusche zu gehen, weil er immer unsicherer geworden war beim laufen und beim stehen.  

Wie gesagt, meine Mutter ging halbtags arbeiten und Papa war alleine zu Hause. Sie vereinbarten allerdings, daß sie jeden Tag um halb 10 bei ihm anruft um sicher zu gehen, daß alles in Ordnung ist. Es war dann vor etwa 2 Wochen, mein Bruder hatte Urlaub und war über NAcht bei seiner Freundin, rief meine Mutter morgens an, aber niemand ging ans Telefon. Daraufhin rief sie meinen Bruder an, der mit dem Auto gerade kurz vor dem Wohnort meiner Eltern unterwegs war. Er fuhr hin und fand meinen Vater verkrampft und mit Schmerzen auf dem Bett liegen im Schlafzimmer (2tes Stockwerk). Ein weiterer Blackout hat ihm morgens beim anziehen, einfach dei Füße weg gezoegen und er kam wieder zu sich, als er vor dem Bett lag. Wiedereinmal hat ihm die Krankheit zugesetzt. Es waren die Ödeme rund um den Tumor, die sich entzündet hatten und die seinem Nervensystem einen Streich spielten. Nach diesem Sturz, richteten wir sein Nachtlager in meinem alten Kinderzimmer im Erdgeschoss ein. Er konnte einfach keine Treppen mehr laufen.

Wir versuchten alle, so oft wie es ging meine Eltern zu besuchen. Aber jedes Mal zeigte sich dem Besucher ein anderes Bild des Schreckens. Man konnte zusehen, wie dieser starke Mann, dieser schrecklichen Krankheit zum Opfer fiel.

Weihnachten rückte näher. Und für uns war es alle klar, dieses Weihnachten, wird ein besonderes. Es wird das letzte, welches wir mit Papa feiern werden. Sein Zustand wurde immer schlechter, jeden Tag kam etwas neues hinzu, was er nicht mehr alleine machen konnte. Auch das liegen in diesem Bett war nicht mehr möglich. Am 19 Dezember bekamen wir von der Verwandschaft einen Rollstuhl, weil sich Papa nicht mehr gehend in der Wohnung bewegen konnte. Also konnte er auch nicht mehr ohne fremde Hilfe auf die Toilette. Wir hatten zwar Unterstütztung vom ASB, eine Pflegerin kam jeden morgen um meinen Vater zu waschen und ihm die Medikamente zu geben usw., aber auch sie war alleine zu schwach um meinem Vater auf die "große" Toilette zu helfen. Dies mußte mein Bruder erledigen, der zum Glück Urlaub hatte und immer auf Abruf kommen konnte.

Am 21. Dezember, war auch dies nicht mehr möglich. Mein Vater hatte Schmerzen im linken Bein und hatte kaum noch Kraft über seinen Körper.
Er wollte aber trotzdem weiterhin außerhalb des Bettes sich aufhalten und wir setzen ihn in den Rollstuhl, damit er seine zahlreichen Besuche im Wohnzimmer empfangen konnte.

Am 23. Dezember war ein sehr schwerer Tag für ihn, er hatte keine Kraft aufzustehen und blieb den ganzen Tag in seinem Bett. Es ging einfach gar nichts.

24. Dezember, Heilig Abend. Als ich mittags zu meinem Elternhaus fuhr hatte ich wieder sehr gemischte Gefühle im Bauch. "Was triffst du heute an", "kann er überhaupt aufstehen", "wie reagiert die VErwandschaft darauf, die ihn bis zu diesem Tag nur Gesund gesehen hat (unsere alte Tante, die aufgrund der Entfernung und weil sie nicht Mobil ist, nur al Telefon von den Zuständen gewußt hat)? ICh schloss die Tür auf und sah ihn "quietschfidel" (natürlich in Anbetracht seines Zustandes am Tag zuvor) am Kaffeetisch und aß fleißig Weihnachtsplätzchen und Christstollen. Es war kein schönes Weihnachtsfest. Es war eine sehr bedrückte Stimmung. ICh glaube, es wußte einfach jeder, die Abschiedstour von Papa hat begonnen.

25. Dezember. Ein Tag über den ich eigentlich gar nicht mehr nachdenken will, weil er mich mit sehr viel Ärger erfüllt. Papa klagte nach dem aufwachen über sher starke Beinschmerzen, wieder links. Ich war mit meiner Freundin zu ihrer Verwandschaft gefahren, mein Bruder war noch zu Hause. Mama rief erst ihm, dann dem Rettungsdienst an, sie wollte einfach Gewissheit, was in dem Bein los war. Der Rettungswagen kam und mein Vater wurde ins Krankenhaus nach Bruchsal gebracht. Was dort abging, ist unter jeglicher Menschenwürde abgelaufen. Er wurde auf eine Krankenbare gelegt in der Notaufnahme, dann kam ein Arzt, schaute ihn und dann sein Befund vom Krankenhaus in Karlsruhe kurz an und orderte Röntgen des Beines an. Mein Bruder schob dann die Bare mit meinem Vater zum röntgen. Dort angekommen, war nur die Röntgenärztin da, keine Zivis oder Pflegekräfte. Mein Bruder mußte also mithelfen, meinen Vater unter starken Schermzen auf diesen Röntgentisch zu manövrieren. Als meine Mutter die Ärztin fragte, ob ihr keine Zivis oder ähnliches zur Verfügung stehe, bekam sie im barschen Ton "wenns ihnen nicht passt, dann hol ich nen anderen Arzt von einer Station runter, das dauert aber ne ganze Weile" als Antwort. Ohne weiteren Kommentar dazu, wurde das röntgen fortgesetzt. Mama wollte das ganze einfach auf Rücksichtnahme von Papa so schnell wie möglich abhandeln.
Nach dem Röntgen kam er wieder auf die Bare und dann wieder ab auf den Gang in der Notaufnahme. Und da war die Hölle los. Kindergeschrei, Türe auf, Türe zu usw. kennt ja jeder der schonmal dort war.
Nach ca. einer Stunde kam dann der Arzt wieder zu ihm und meinte die Röntgenaufnahmen wären falsch, es müßten nochmals welche gemacht werden. Die ganze Tortur also noch einmal. Mein Bruder schob die Bare wieder in Richtung Röntgenzimmer. Dort ließen sie sich erst einmal im Wartezimmer nieder, da ja noch Patienten vorher dran waren. Es verging eine Menge Zeit, ohne daß mein Vater aufgerufen wurde. Als das ganze dann echt zu lange ging, fragte meine Mutter bei der Röntgenärztin nach, ob Papa vergessen wurde, oder was jetzt los sei. Diese hatte von nichts eine Ahnung. Der Arzt hatte ihr gar nicht mitgeteilt, daß das Bein nochmal geröntgt werden muss. Nachdem dann das ganze erledigt war, kam der Arzt wieder zu meinen Eltern und entließ meinen Vater mit dem Befund, Hämathom im linken Bein.MEine Mutter wußte nicht so recht was sie tun sollte, aber als sie dann meinen Vater sah, wie er leidete, wollte sie ihn nur schnell nach Hause bringen, damit er sich wieder ausruhen konnte von den Strapazen. Aber, weit gefehlt. Sie teilte den Schwestern in der Notaufnahme mit, daß ihr Mann mit dem Rettungswagen nach Hause gebaracht werden muß. Das war gegen 13.30 Uhr. Die Schwestern teilten ihr mit, daß sehr viele Notfälle und Einsätze im Augenblick sind, sie aber auf der Warteliste ganz oben stehen würden und sobald etwas frei ist, wird mein Vater nach Hause gebracht. Es vergingen wieder 1,5 Stunden und nichts geschah. Um 15.30 Uhr fragte meine Mutter nochmal bei den schwestern nach, mein Vater lag wohlgemerkt immer noch auf dieser Liege in der Notaufnahme im Gang und das als Privatpatient. Sie bekam wieder die gleiche Antwort wie schon 2 Stunden zuvor. Allerdings reagierte sie diesesmal nicht so verständnisvoll und teilte den beiden Schwestern mal ihren Standpunkt dazu mit. Nach dieser Standpauke ging sie zum Ausgang der Notaufnahme und sah 2 abgestellte Rettungswagen neben der Türe. Die Besatzungen von beiden Autos saßen in lustiger Runde im Aufenthalsraum. Auf bitten und flehen hin, erklärte sich dann eine Besatzung bereit meinen Vater nach Hause zu bringen. Allerdings hatten sie keinen AUftrag dafür. Die Schwestern in der Notaufnahme haben also nicht den Auftrag weiter gegeben wie ausgesagt.

26. Dezember. An dem Tag haben wir nach einem gemütlichen Tag bei meiner Patentante uns entschieden, gemeinsam noch meine Eltern zu besuchen. So saßen wir in gemütlicher Runde im Wohnzimmer und tranken ein Glas Wein. Um 18 Uhr ging Papa dann ins Bett. 1-2 Stunden war einfach das Maximum, was er an diesem Tag wach sein konnte.

27. Dezember.Mama rief mich mittags an und sagte mir, daß Papa nicht mehr aufstehen wird. Er liegt nur noch im Bett und kann sich kaum mehr selbst aufrichten oder umdrehen. Seine Kraft ging dem Ende entgegen.

28. Dezember. An diesem Tag habe ich mich mit meinem Bruder getroffen und wir haben uns entschlossen, Mama und Papa nachts nicht mehr alleine zu lassen. Im nach hinein finde ich, daß wir uns das reichlich spät überlegt haben. Aber es ist nicht einfach, wenn man selbst einen eigenen HAusstand hat, eine freundin die weiter weg wohnt und Verpflichtungen, die man eben an und kurz nach Weihnachten hat. Ich kam also gegen 16 Uhr zu meinem Elternhaus. Bezog mein Quartier im oberen Stock und ging runter um Mama beim füttern von Papa zu unterstützen. Denn das war für ihn schon längst nicht mehr alleine machbar. Nur wiederwillig aß er 2 Löffel Pudding und schluckte 3 Schlückchen Tee. Es strengte ihn zu stark an. Außerdem hatte er eine sehr flache Atmung. In kurzen Abständen sog er förmlich die Luft durch die Nase. Morgens war unsere Hausärztin da und hat ihn abgehört, konnte aber nichts negatives an der Lunge ausmachen. Der Zustand verschlechterte sich zunehmend. Wir wußten uns keinen Rat mehr, also verständigten wir unsere ASB- Betreuerin, weil wir die Ärztin nicht erreichten. Diese riet uns dann den Noarzt zu verständigen. Sie übernahm den Anruf und 5 Minuten später stand das Auto der Notfallhilfe vor der Tür. Nach weiteren 5 Minuten kam der Notarzt und dann noch ein Rettungswagen und alle ab in mein altes Kinderzimmer zu Papa. Es wurden sofort erste Maßnahmen ergriffen, Sauerstoffmaske, Puls messen usw.Nach der Untersuchung durch die Notärztin war klar, Papa muß sofort in eine Klinik. Allerdings war er für den TRansport nicht stabil genug. Die Besatzung wollte das Risiko eigentlich nicht eingehen. Erst als die Ärztin ihn besser in den Griff bekam, stimmte die Besatzung zu. Die Lage war absolut ernst. Wir waren natürlich in angemessenem Abstand Zuschauer der Szene und ich weiß noch, Papa sagte 2x zu der Besatzung, "alles, nur nicht nach Bruchsal". Nach kurzem Gespräch war dann klar, die Reise geht nach Karlsruhe ins Städtische Klinikum. Mein Bruder und ich halfen Papa mit Hilfe des Tragetuches auf die Liege zu legen und dann in den Rettungswagen zu schieben. Los ging die Fahrt. In KA angekommen kam er sofort in die Notaufnahme, welche ihn dann auch der Kranklheit angemessen behandelte. Die Ärzte arbeiteten Hand in Hand und jeder wußte was zu tun war und erkannten den Ernst der Lage. Nach eingehenden Untersuchungen wurde dann eine Thrombose im linken Bein, welche eine Lungenentzündung + Lungenembolie beidseitig ausgelöst hatte, als Diagnose gestellt. Papa kam auf die innere Abteilung und wir fuhren nach Hause.

Am nächsten Mittag (29.Dezember)fuhr meine Patentante mit meiner Mutter ins Krankenhaus. Dort angekommen, erfuhren sie, daß Papa auf die Intensivstation gekommen war morgens, weil sie der Zustand über Nacht rapide verschlechtert hat. Nach einem halbstündigen Besuch, fuhren sie wieder nach Hause. Der leitende Arzt hat ihnen erklärt, daß die Embolie aufgrund des Tumores und der Ödeme nicht behandelt werden kann, wie es eigentlich gemacht werden sollte. Blutverdünnende Mittel schieden aufgrund der Lage aus. Man mußte einfach warten, wie sich die Embolie verhält. Mama bekam aber die Aussage, daß die Lage sehr sehr ernst und lebensbedrohlich sei.

Der Tag danach.30. Dezember. Ich bleib die Nacht bei Mama und fuhr mit ihr gegen 13 Uhr nach Karlsruhe. Dort mußten wir erstmal 2 Stunden vor der Tür der Intensiv warten, ohne zu wissen was Sache ist. Zwischendurch kam kurz die Schwester und erzählte uns, daß der Arzt gerade in steril im Zimmer sei und eine Zugang legte. Papa mußte also inturbiert werden. Im wurde ein Zugang gelegt zur Lunge, den Wunsch hatter noch geäußert, als ihn der Arzt danach fragte, wie sie sich in diesem Fall verhalten sollen. Er wollte kämpfen und er wollte auch die Aussichtsloste Chance nutzen. Keine Schwächen, das gabs einfach nicht.  Er wollte gewinnen. Nach dem Eingriff kam der behandelnde Arzt zu uns und erklärte uns, daß Papa jetzt im künstlichen Koma liegt und künstlich mit 50% über die Lunge beatmet wird. Wir durften zu ihm. Kein schönes Bild, eigentlich noch erschreckender, wie alle anderen Bilder zuvor. 10 Minuten, danach gingen wir. In den 10 Minuten haben wir ihm erzählt, was wir erlebt hatten, was im TV kommt und was wir noch so vor haben den Tag über. AUch wenn es andere Stimmen dazu gibt, ich bin mir sicher er hat uns gehört in seinem Koma Zustand.

31. Dezember. Silvester. Ich habe mir hin und her überlegt wie wir Silvester feiern sollten. Meine Freunde veranstalteten eine schöne Feier und haben uns gebeten doch zu kommen. ICh habe mich dann an dem Tag dazu durch gerungen, aber auch auf dem Wissen hin, daß der Ort nahe Kalrsruhe liegt und bei einem Anruf der Klinik schnell dort bin. WIr wußten, es geht dem Ende zu. Den ganzen Tag war ich unruhig und hatte auch den ein oder anderen emotionalen Ausraster, den meine Freundin leider ertragen mußte. Die Feier war in vollem Gange, es waren noch 5 Minuten bis 0 Uhr und auf einmal klingelte mein Telefon. Es war mein Bruder, "fahr sofort los, wir treffen uns dort". Ich hab also Gas gegeben, meine Freundin saß kommentarlos neben mir. Wir sahen die Raketen in den Himmel steigen und mußten einigen auf der Straße ausweichen die ausgelassen das neue Jahr feierten. Nach ca. 20 Minuten parkte ich vor der Klinik und rannte in richtung dem Bau in dem die Intensiv war. Dort empfing mich die Ärztein und sprach mir und meiner Freundin ihr Beileid aus. Papa war um 0:01 Uhr gestorben. Er verließ die Welt mit den ersten Raketen, die in den Himmel flogen in dieser Nacht. Es war eine besonder Uhrzeit, an einem besonderen Tag, für einen besonderen Menschen Ich ging zu ihm, er lag friedlich, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen in seinem Bett.


Wir hatten noch gemeinsam so viel vor, er war so stolz auf unsere Freundinnen, auf unsere Jobs und darauf wie wir unser Leben meistern. Er hatte unzählig viele Freunde auf der ganzen Welt, die er alle in seinem Ruhestand besuchen wollte. Aber eines können wir auf jeden Fall sagen. Papa ist von uns gegangen, ohne daß etwas zwischen uns stand. Keine negativen Ereignisse, keinen Ärger oder sonst irgendetwas. Meine Eltern hatten eine tolle Ehe und meine Mutter war bis zu letzt aufopfernd für ihren Mann da. Sie haben alles bis zu letzt durchgestanden und keinen einzigen Ton des Jammerns von sich gelassen. Sie haben diese Krankheit vom ersten Tag an angenommen und gemeinsam durch gestanden. Ich hab sie jeden Tag bewundert und bewundere sie auch jetzt noch 2 Tage nach Papas Tod, wie sie alles meistert und nach kruzen Schwächephasen sich wieder aufrappelt und sich selbst die Marschroute vorgibt.

Am 09. Januar wird Papa beerdigt. Für mich wird dann mein größtes Vorbild, mein bester Ratgeber und einer meiner besten Freunde für immer dem zugefügt, aus dem er gemacht sein soll. Papa ich vermisse dich und ich werde immer an dich denken und weiß, daß du immer bei uns bist.


« Letzte Änderung: 04. Januar 2008, 10:19:20 von Dumbo »

Offline Doro66

  • Mitglied Forum
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 230
  • Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott !
    • Profil anzeigen
Re:Bei jedem Besuch ein anderes Bild
« Antwort #1 am: 03. Januar 2008, 14:26:02 »
Hallo Dumbo,

mein herzlichtes Beileid zum Tod deines geliebten Papa's.
Gut, daß er so von euch geliebt wurde und, wie du schreibst, nichts Negatives da war, als er gehen mußte.

Zu dem, was euch da in der Klinik passiert ist, kann man gar nichts sagen - das ist einfach nicht zu fassen!!

Jeden Tag ein anderes Bild - so kennen wir alle die Krankheit. Das Fortschreiten verläuft so gut wie immer nach dem gleichen Muster.

Wie alt war dein Papa?
Mein Mann ist am 29.9. nach 2jähr. Krankheit verstorben; gerade in dem Monat war 58 Jh. alt geworden.

Ich fühle mit euch und wünsche dir und deiner Familie weiterhin viel Kraft.

Lieben Gruß
Doro

Offline Doro66

  • Mitglied Forum
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 230
  • Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott !
    • Profil anzeigen
Re:Bei jedem Besuch ein anderes Bild
« Antwort #2 am: 03. Januar 2008, 14:32:30 »
Hallo grad nochmal,

danke, daß du eure Geschichte so chronologisch erzählt hast.
Was mir auffällt (und auch bei anderen des öfteren aufgefallen ist), daß es wieder mal jemanden getroffen hat, der ein Kämpfer war, immer stark war, den nichts erschüttern oder aufhalten konnte.
Ob so jemand prädestinierter für diese Erkrankung ist?

Auch mein Mann war so ein Typ. Bei deinem Erzählen habe ich viel von meinem Mann entdeckt. Er hat sich 1972 als junger Mann bereits selbstständig gemacht, sein Geschäft immer weiter ausgebaut. Jetzt im Dez. hatten wir (leider ohne ihn und auch ohne Feier) 35jähriges Firmenjubiläum.
Aber es trifft eh immer die falschen.

Tschüß nochmal
Doro

Dumbo

  • Gast
Re:Bei jedem Besuch ein anderes Bild
« Antwort #3 am: 03. Januar 2008, 14:39:02 »
Hallo Doro.

Er durfte im Oktober auch seinen 58ten Geburtstag feiern.

Wir/Ich danken dir für dein Mitgefühl.

Du hast recht, ich glaube auch, jemand der kein Kämpfer ist, kann diese Strapazen nicht durch stehen. Eine eigene Firma war ihm leider nicht vergönnt, aber in der Firma in der er zuletzte gearbeitet hat, hatte er sehr großes Ansehen. Ich weiß das sehr gut, denn er hat mir einen Job in dieser Firma verschafft, in Zeiten in denen eigentlich keine Einstellungen möglich waren. Er war einfach etwas ganz besonderes, der immer wußte wo es lang geht, mit dem über alles sachlich disskutieren konnte und der immer durchs Feuer für dich gegangen ist.

Offline Kanita

  • Mitglied Forum
  • Senior Mitglied
  • ****
  • Beiträge: 114
    • Profil anzeigen
Re:Bei jedem Besuch ein anderes Bild
« Antwort #4 am: 03. Januar 2008, 18:43:26 »
Hallo Dumbo,

das hast Du schön geschrieben, sicher hat es Dir auch sehr geholfen. In der Zeit als mein Mann mit diesem Monster gekämpft hat, habe ich täglich Tagebuch geschrieben. Ich weiß zwar nicht mehr, wo ich die Zeit hergenommen habe, aber es hat geholfen. Es ist so klassisch und so tragisch - wie immer.

Gönne ihm seine Ruhe, er konnte nicht mehr leben. Ihr trauert jetzt um einen liebenwerten Menschen, das ist schwer. Die meisten hier im Forum wissen wie es Dir jetzt geht. Doch das gehört zum Leben dazu. Haltet zusammen, dann bewältigt Ihr auch die kommende Zeit.

Herzliche Grüße in Anteilnahme - Kanita
Hoffnung ist nicht nur Zuversicht, dass alles gut ausgeht, sondern das alles seinen Sinn hat, egal wie es ausgeht.

 



SMF 2.0.19 | SMF © 2022, Simple Machines
Hirntumor Forum © 1996-2022 hirntumor.de
Impressum | Datenschutzerklärung