Hi Nelly,
ich habe keine Angst mehr. Emotional geht es mir gut, ich habe viel zu arbeiten. Depressionen und wahnsinnige Alpträume hatte ich ca. im 3. Monat nach der OP bis ca. 8. Monat nach der OP. Das war sehr belastend. Ich bin nachts aufgewacht, der ganze Körper taub, kalt und wie gelähmt; ich habe dann angestrengt überlegt, ob ich jetzt tot bin. Ich habe von Leichenhallen, Operationen, toten Kindern die sich mit mir unterhalten, usw.geträumt, oder ich habe mich mit Leuten unterhalten, die ich traummäßig in einem Hörsaal meiner alten Uni bei einem Vortrag über das "Einfrieren" kennen lernte. Alle waren weiß gekleidet und unheilbar krank. Die Träume waren so real, dass ich auch tagsüber ständig daran denken mußte. Ich denke, das kann man dann auch Depressionen nennen, oder wie auch immer. Also, auf jeden Fall habe ich das volle Programm mitbekommen.
Aus dieser Lithargie hat mich eigentlich gerettet, das ich Geld verdienen mußte, die Krankenkasse zahlte mir kein Krankengeld wegen angeblicher "Scheinselbständigkeit" und stornierte mir noch rückwirkend bis 2005 die Mitgliedschaft. Selbstverständlich wurden darüber mein Zahnarzt (guter Freund von mir) und meine Hausärztin unterrichtet. Dann gab`s auf Rezept auch keine Massagen mehr. Deshalb habe ich alles versucht mit Sport zu kompensieren. Ich habe mir einen Handrasenmäher (Brill kann ich da empfehlen) gekauft und habe mit Iboprophen 800 im Kopf versucht, Rasen zu mähen, ich habe mir ein Rennrad gekauft, bin 22 km weit gefahren, weil ich meine Koordination wiedererlangen und ausprobieren wollte, ob mir schwindlig wird. Pech war, wegen der reimplantierten Halbbögen der ersten vier Halswirbel konnte ich mich nicht so toll zur Seite drehen und übersah ein Moped, das mich überholte, als ich die Straße wechseln wollte. Danach ließ ich das mit dem Rennrad erst mal und kaufte mir eine Heckenschere (handbetrieben). Mit dieser einfachen Heckenschere habe ich jeden Tag 30 bis 60 qualvolle Minuten trainiert. Mehrmals war ich in der Notfallambulanz unseres Krankenhauses, was mir peinlich war, aber wenn ich es übertrieben hatte, habe ich wahnsinnige Schmerzattacken im Kopf gehabt, sodass ich noch nicht mal meine Haare berühren konnte. Auch mußte ich nach einem Sonntag mit der Heckenschere den Notarzt rufen, weil ich mich plötzlich nicht mehr bewegen konnte. Ich hatte Angst, es wäre etwas an den Halswirbeln abgebrochen, also blieb ich auf dem Rasen sitzen.
Trotzdem ging alles von Tag zu Tag besser, ganz nebenbei bin ich sehr oft joggen gegangen, darüber habe ich bereits berichtet. Zur Zeit mache ich volles Krafttraining mit Nahrungsergänzung (viel Eiweiß) in einem Fitneßstudio. Auch damit untestütze ich die noch mangelhafte Koordination des linken Arms.
Mittlerweile könnte ich ein Buch darüber schreiben, wie man den Spieß auch umdrehen kann und sich kopf und körpermäßig selbst therapiert. Mich hat die auch wirtschaftliche Not dazu gezwungen, denn mit einer Rente sähe es bei mir ganz schlecht aus und mit dem Tip vom letzten Neurologen:" Beantragen Sie doch mal einen Schwerbehindertenausweis, sie haben bestimmt 60 Prozent und gehen dann mal zum Arbeitsamt."hat der meine gegenteilige Meinung absolut bestätigt. Las Dich nicht fallen, steh wieder auf und kämpfe weiter. Mich hat diese ekelhafte, boshafte und tückische Krankheit stärker gemacht, nicht schwächer.
Blut nimmt Dir Dein Hausazt ab und schickt es an ein entsprechendes Labor.
P.S. Meine erste Hantel wog 500 gr., jetzt 12 kg wenn jemand mein Handgelenk festhält und 10 kg ohne fremde Hilfe. Das hat Monate gedauert, also fang an zu trainieren und trainiere hart.
Gruß Artur